helfe kein Mitleid. Das war so der rechte Sankü- lottismus!
Ich hatte vom Commissär einen Logis-Zettel bekommen, aber [m]eine nunmehrigen Kameraden, die Ohuehosen, ließen mich nicht mehr von sich, und ich mußte die Nacht bey ihnen auf ihrer Ka- serne, in einem ausgeräumten Kloster, zubringen. Einigemal gingen wir in Bürgerhäuser, wo die Leute uns zu trinken gaben, ohne etwas dafür zu fodern: denn die Ohnehosen waren sehr dafür be- kannt, daß sie nicht gern bezahlten. In allen öf- fentlichen Gesellschaften, führten sie das große Wort, und: "Es lebe die Republik: der Teufel ersticke die verfluchten Sch... von Aristokraten!" war allemal ihr leztes Wort.
Den dritten Tag, nach meiner Ankunft zu Ma- con, ging ich mit vier Sankülotten auf Lyon. Wir blieben unterwegs in allen Kneipen, wenig- stens eine halbe Stunde, zechten derb, und zahl- ten sehr selten. Ich hatte noch viel baares Geld, auch noch Geld in Papier, wollte also immer zah- len, aber meine Begleiter ermahnten mich, das ja nicht zu thun: das ganze Land da herum stecke voll Aristokraten und voll Freunde der Pfaffen; und die müßten noch froh seyn, daß ein braver Sankülott ihnen ihren Wein abtränke, ohne sie todtzuschla- gen.
helfe kein Mitleid. Das war ſo der rechte Sankuͤ- lottismus!
Ich hatte vom Commiſſaͤr einen Logis-Zettel bekommen, aber [m]eine nunmehrigen Kameraden, die Ohuehoſen, ließen mich nicht mehr von ſich, und ich mußte die Nacht bey ihnen auf ihrer Ka- ſerne, in einem ausgeraͤumten Kloſter, zubringen. Einigemal gingen wir in Buͤrgerhaͤuſer, wo die Leute uns zu trinken gaben, ohne etwas dafuͤr zu fodern: denn die Ohnehoſen waren ſehr dafuͤr be- kannt, daß ſie nicht gern bezahlten. In allen oͤf- fentlichen Geſellſchaften, fuͤhrten ſie das große Wort, und: „Es lebe die Republik: der Teufel erſticke die verfluchten Sch... von Ariſtokraten!“ war allemal ihr leztes Wort.
Den dritten Tag, nach meiner Ankunft zu Mâ- con, ging ich mit vier Sankuͤlotten auf Lyon. Wir blieben unterwegs in allen Kneipen, wenig- ſtens eine halbe Stunde, zechten derb, und zahl- ten ſehr ſelten. Ich hatte noch viel baares Geld, auch noch Geld in Papier, wollte alſo immer zah- len, aber meine Begleiter ermahnten mich, das ja nicht zu thun: das ganze Land da herum ſtecke voll Ariſtokraten und voll Freunde der Pfaffen; und die muͤßten noch froh ſeyn, daß ein braver Sankuͤlott ihnen ihren Wein abtraͤnke, ohne ſie todtzuſchla- gen.
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helfe kein Mitleid. Das war ſo der rechte Sankuͤ-
lottismus!
Ich hatte vom Commiſſaͤr einen Logis-Zettel
bekommen, aber meine nunmehrigen Kameraden,
die Ohuehoſen, ließen mich nicht mehr von ſich,
und ich mußte die Nacht bey ihnen auf ihrer Ka-
ſerne, in einem ausgeraͤumten Kloſter, zubringen.
Einigemal gingen wir in Buͤrgerhaͤuſer, wo die
Leute uns zu trinken gaben, ohne etwas dafuͤr zu
fodern: denn die Ohnehoſen waren ſehr dafuͤr be-
kannt, daß ſie nicht gern bezahlten. In allen oͤf-
fentlichen Geſellſchaften, fuͤhrten ſie das große
Wort, und: „Es lebe die Republik: der Teufel
erſticke die verfluchten Sch... von Ariſtokraten!“
war allemal ihr leztes Wort.
Den dritten Tag, nach meiner Ankunft zu Mâ-
con, ging ich mit vier Sankuͤlotten auf Lyon.
Wir blieben unterwegs in allen Kneipen, wenig-
ſtens eine halbe Stunde, zechten derb, und zahl-
ten ſehr ſelten. Ich hatte noch viel baares Geld,
auch noch Geld in Papier, wollte alſo immer zah-
len, aber meine Begleiter ermahnten mich, das ja
nicht zu thun: das ganze Land da herum ſtecke voll
Ariſtokraten und voll Freunde der Pfaffen; und die
muͤßten noch froh ſeyn, daß ein braver Sankuͤlott
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/344>, abgerufen am 24.11.2024.
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