In allen größern Städten sind Kriegskommissäre, welche von Station zu Station dem Reisenden noch obendrein 3 Sous für jede Stunde bezahlen müssen. Daß man nun gerade nach den Etapes gehen, folglich oftmals, wie es sich fügt, Um- wege machen müsse, versteht sich von selbst. Man hat nach der Zeit einiges an den Etapes geändert, wie ich vielleicht zu seiner Zeit melden werde.
Mein Weg ging über Dole, Challons sur Laone und Bourg en Bresse nach Macon. Macon ist eine altfränkische Stadt an der Saone, wo ich zum erstenmal einige von den ächten Ohnehosen an- traf. Ich muß ihre Organisation wohl ein wenig näher beschreiben.
Als im Jahr 1793 Lyon rebellirte und Toulon in die Hände der Feinde fiel, da ward dem Kon- vent bange, das ganze mittägliche Frankreich mögte sich zur royalistischen Parthey schlagen. Man hielt daher die Rebellen zu Toulon und Lyon ge- rade für die gefährlichsten Feinde der Republik, und das mit dem größten Recht. Die Herren Lyoner hatten ihre Emissärs in allen dortherum lie- genden Städten, in Macon, Vienne, Montpel- lier, Valence und andern, um auch diese Städte zum Widerstand aufzuwiegeln. Die National- Macht war auf den Gränzen. Es wurden also in aller Eile Truppen zusammengerafft und in diese
In allen groͤßern Staͤdten ſind Kriegskommiſſaͤre, welche von Station zu Station dem Reiſenden noch obendrein 3 Sous fuͤr jede Stunde bezahlen muͤſſen. Daß man nun gerade nach den Etapes gehen, folglich oftmals, wie es ſich fuͤgt, Um- wege machen muͤſſe, verſteht ſich von ſelbſt. Man hat nach der Zeit einiges an den Etapes geaͤndert, wie ich vielleicht zu ſeiner Zeit melden werde.
Mein Weg ging uͤber Dole, Challons ſur Laone und Bourg en Breſſe nach Mâcon. Mâcon iſt eine altfraͤnkiſche Stadt an der Saone, wo ich zum erſtenmal einige von den aͤchten Ohnehoſen an- traf. Ich muß ihre Organiſation wohl ein wenig naͤher beſchreiben.
Als im Jahr 1793 Lyon rebellirte und Toulon in die Haͤnde der Feinde fiel, da ward dem Kon- vent bange, das ganze mittaͤgliche Frankreich moͤgte ſich zur royaliſtiſchen Parthey ſchlagen. Man hielt daher die Rebellen zu Toulon und Lyon ge- rade fuͤr die gefaͤhrlichſten Feinde der Republik, und das mit dem groͤßten Recht. Die Herren Lyoner hatten ihre Emiſſaͤrs in allen dortherum lie- genden Staͤdten, in Mâcon, Vienne, Montpel- lier, Valence und andern, um auch dieſe Staͤdte zum Widerſtand aufzuwiegeln. Die National- Macht war auf den Graͤnzen. Es wurden alſo in aller Eile Truppen zuſammengerafft und in dieſe
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In allen groͤßern Staͤdten ſind Kriegskommiſſaͤre,
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noch obendrein 3 Sous fuͤr jede Stunde bezahlen
muͤſſen. Daß man nun gerade nach den Etapes
gehen, folglich oftmals, wie es ſich fuͤgt, Um-
wege machen muͤſſe, verſteht ſich von ſelbſt. Man
hat nach der Zeit einiges an den Etapes geaͤndert,
wie ich vielleicht zu ſeiner Zeit melden werde.
Mein Weg ging uͤber Dole, Challons ſur Laone
und Bourg en Breſſe nach Mâcon. Mâcon iſt
eine altfraͤnkiſche Stadt an der Saone, wo ich
zum erſtenmal einige von den aͤchten Ohnehoſen an-
traf. Ich muß ihre Organiſation wohl ein wenig
naͤher beſchreiben.
Als im Jahr 1793 Lyon rebellirte und Toulon
in die Haͤnde der Feinde fiel, da ward dem Kon-
vent bange, das ganze mittaͤgliche Frankreich
moͤgte ſich zur royaliſtiſchen Parthey ſchlagen. Man
hielt daher die Rebellen zu Toulon und Lyon ge-
rade fuͤr die gefaͤhrlichſten Feinde der Republik,
und das mit dem groͤßten Recht. Die Herren
Lyoner hatten ihre Emiſſaͤrs in allen dortherum lie-
genden Staͤdten, in Mâcon, Vienne, Montpel-
lier, Valence und andern, um auch dieſe Staͤdte
zum Widerſtand aufzuwiegeln. Die National-
Macht war auf den Graͤnzen. Es wurden alſo in
aller Eile Truppen zuſammengerafft und in dieſe
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/340>, abgerufen am 22.11.2024.
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