und die Gesetze nach Belieben beleidigen. Er be- mühte sich, besonders darzuthun, daß der Satz: die Obrigkeit ist von Gott, grundfalsch sey, indem Gott, man möge sich dieses Wesen denken, wie man wolle, unmöglich die Wege billigen könne, auf welchen die ersten Regenten zur Herrschaft ge- kommen wären. Hat etwan, sagte er, Gott den ersten Franken-Herzog zum Könige in Gallien ge- macht? Clovis war ein Ruchloser, ein Erzräu- ber! Sein Recht auf Gallien war das Recht des Räubers auf das Gut des unbewaffneten Wande- rers, oder das Recht der Sklavenhändler auf die Freyheit der armen Afrikaner. Aber, fuhr er fort, wenn Gott dem Clovis das Recht über Gallien gegeben hat, wenn Gallien demnach rechtmäßig auf Clovis Nachkommen fortgeerbt ist: wer gab dann dem Pipin das Recht, die Herrschaft dem Stamme des Clovis zu entreißen, und auf seine Familie zu bringen? Und wie ist hernach dieses Recht auf die kapet ingische Familie ge- kommen, woraus unsre lezten Tyrannen gewesen sind? Lauter Widersprüche! Wenn Gott die Men- schen erschaffen hat, so hat er sie frey erschaffen: das Recht der Fürsten hat seinen Ursprung nicht in der göttlichen Regierung, sondern in der Dumm- heit der Menschen, und in ihrem Sklavensinn. -- Die Völker Europens, fügte er hinzu, werden
und die Geſetze nach Belieben beleidigen. Er be- muͤhte ſich, beſonders darzuthun, daß der Satz: die Obrigkeit iſt von Gott, grundfalſch ſey, indem Gott, man moͤge ſich dieſes Weſen denken, wie man wolle, unmoͤglich die Wege billigen koͤnne, auf welchen die erſten Regenten zur Herrſchaft ge- kommen waͤren. Hat etwan, ſagte er, Gott den erſten Franken-Herzog zum Koͤnige in Gallien ge- macht? Clovis war ein Ruchloſer, ein Erzraͤu- ber! Sein Recht auf Gallien war das Recht des Raͤubers auf das Gut des unbewaffneten Wande- rers, oder das Recht der Sklavenhaͤndler auf die Freyheit der armen Afrikaner. Aber, fuhr er fort, wenn Gott dem Clovis das Recht uͤber Gallien gegeben hat, wenn Gallien demnach rechtmaͤßig auf Clovis Nachkommen fortgeerbt iſt: wer gab dann dem Pipin das Recht, die Herrſchaft dem Stamme des Clovis zu entreißen, und auf ſeine Familie zu bringen? Und wie iſt hernach dieſes Recht auf die kapet ingiſche Familie ge- kommen, woraus unſre lezten Tyrannen geweſen ſind? Lauter Widerſpruͤche! Wenn Gott die Men- ſchen erſchaffen hat, ſo hat er ſie frey erſchaffen: das Recht der Fuͤrſten hat ſeinen Urſprung nicht in der goͤttlichen Regierung, ſondern in der Dumm- heit der Menſchen, und in ihrem Sklavenſinn. — Die Voͤlker Europens, fuͤgte er hinzu, werden
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und die Geſetze nach Belieben beleidigen. Er be-
muͤhte ſich, beſonders darzuthun, daß der Satz:
die Obrigkeit iſt von Gott, grundfalſch ſey, indem
Gott, man moͤge ſich dieſes Weſen denken, wie
man wolle, unmoͤglich die Wege billigen koͤnne,
auf welchen die erſten Regenten zur Herrſchaft ge-
kommen waͤren. Hat etwan, ſagte er, Gott den
erſten Franken-Herzog zum Koͤnige in Gallien ge-
macht? Clovis war ein Ruchloſer, ein Erzraͤu-
ber! Sein Recht auf Gallien war das Recht des
Raͤubers auf das Gut des unbewaffneten Wande-
rers, oder das Recht der Sklavenhaͤndler auf die
Freyheit der armen Afrikaner. Aber, fuhr er fort,
wenn Gott dem Clovis das Recht uͤber Gallien
gegeben hat, wenn Gallien demnach rechtmaͤßig
auf Clovis Nachkommen fortgeerbt iſt: wer
gab dann dem Pipin das Recht, die Herrſchaft
dem Stamme des Clovis zu entreißen, und
auf ſeine Familie zu bringen? Und wie iſt hernach
dieſes Recht auf die kapet ingiſche Familie ge-
kommen, woraus unſre lezten Tyrannen geweſen
ſind? Lauter Widerſpruͤche! Wenn Gott die Men-
ſchen erſchaffen hat, ſo hat er ſie frey erſchaffen:
das Recht der Fuͤrſten hat ſeinen Urſprung nicht
in der goͤttlichen Regierung, ſondern in der Dumm-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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