Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Mätressen, und bekümmerten sich im geringsten
nicht um ihr Bisthum. Die Pfarreyen waren für
Geld feil, und dieses ist eben nichts wunderliches,
da die Bisthümer selbst zu Rom taxirt waren.
So zum Beyspiel war der Erzbischof von Lyon zu
3000 Fiorini, oder Florenen taxirt, der Bischof
zu Clermont zu 4550, der Bischof zu Limoges
zu 1600, der Erzbischof zu Bourdeaux zu 4000,
der Bischof zu Dijon auf 1233, der zu Auxerre
auf 4400 u. s. w. Man bedenke die entsezlichen
Summen, welche jedesmal beym Absterben der
Bischöfe nach Rom gingen, und den gewaltigen
Verlust, welchen der heilige Vater zu Rom durch
die Revolution erlitten hat!

Da die Pfarreyen für Geld feil waren, und
die Herren Bischöfe das von den Concurrenten zu
den Pfarreyen wieder zu sammeln suchten, was
ihnen ihre Confirmation zu einem Bisthume in
Frankreich zu Rom gekostet hatte: so erhielt der
die Pfarre, der die Kirchengesetze über die Si-
monie rüstig vorbeyging, und das Meiste dafür
anboth. Aber nun kann man auch denken, wie
die französische Geistlichkeit beschaffen war! Leute,
meist ohne Sitten und Kenntnisse wurden mit den
geistlichen Aemtern belehnt, und waren ächte
Kreaturen der Bischöfe, die ihnen aber eben nicht
auf der Haube saßen, weil sie wohl wußten, daß

Maͤtreſſen, und bekuͤmmerten ſich im geringſten
nicht um ihr Bisthum. Die Pfarreyen waren fuͤr
Geld feil, und dieſes iſt eben nichts wunderliches,
da die Bisthuͤmer ſelbſt zu Rom taxirt waren.
So zum Beyſpiel war der Erzbiſchof von Lyon zu
3000 Fiorini, oder Florenen taxirt, der Biſchof
zu Clermont zu 4550, der Biſchof zu Limoges
zu 1600, der Erzbiſchof zu Bourdeaux zu 4000,
der Biſchof zu Dijon auf 1233, der zu Auxerre
auf 4400 u. ſ. w. Man bedenke die entſezlichen
Summen, welche jedesmal beym Abſterben der
Biſchoͤfe nach Rom gingen, und den gewaltigen
Verluſt, welchen der heilige Vater zu Rom durch
die Revolution erlitten hat!

Da die Pfarreyen fuͤr Geld feil waren, und
die Herren Biſchoͤfe das von den Concurrenten zu
den Pfarreyen wieder zu ſammeln ſuchten, was
ihnen ihre Confirmation zu einem Bisthume in
Frankreich zu Rom gekoſtet hatte: ſo erhielt der
die Pfarre, der die Kirchengeſetze uͤber die Si-
monie ruͤſtig vorbeyging, und das Meiſte dafuͤr
anboth. Aber nun kann man auch denken, wie
die franzoͤſiſche Geiſtlichkeit beſchaffen war! Leute,
meiſt ohne Sitten und Kenntniſſe wurden mit den
geiſtlichen Aemtern belehnt, und waren aͤchte
Kreaturen der Biſchoͤfe, die ihnen aber eben nicht
auf der Haube ſaßen, weil ſie wohl wußten, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0241" n="237"/>
Ma&#x0364;tre&#x017F;&#x017F;en, und beku&#x0364;mmerten &#x017F;ich im gering&#x017F;ten<lb/>
nicht um ihr Bisthum. Die Pfarreyen waren fu&#x0364;r<lb/>
Geld feil, und die&#x017F;es i&#x017F;t eben nichts wunderliches,<lb/>
da die Bisthu&#x0364;mer &#x017F;elb&#x017F;t zu Rom taxirt waren.<lb/>
So zum Bey&#x017F;piel war der Erzbi&#x017F;chof von Lyon zu<lb/>
3000 Fiorini, oder Florenen taxirt, der Bi&#x017F;chof<lb/>
zu Clermont zu 4550, der Bi&#x017F;chof zu Limoges<lb/>
zu 1600, der Erzbi&#x017F;chof zu Bourdeaux zu 4000,<lb/>
der Bi&#x017F;chof zu Dijon auf 1233, der zu Auxerre<lb/>
auf 4400 u. &#x017F;. w. Man bedenke die ent&#x017F;ezlichen<lb/>
Summen, welche jedesmal beym Ab&#x017F;terben der<lb/>
Bi&#x017F;cho&#x0364;fe nach Rom gingen, und den gewaltigen<lb/>
Verlu&#x017F;t, welchen der heilige Vater zu Rom durch<lb/>
die Revolution erlitten hat!</p><lb/>
        <p>Da die Pfarreyen fu&#x0364;r Geld feil waren, und<lb/>
die Herren Bi&#x017F;cho&#x0364;fe das von den Concurrenten zu<lb/>
den Pfarreyen wieder zu &#x017F;ammeln &#x017F;uchten, was<lb/>
ihnen ihre Confirmation zu einem Bisthume in<lb/>
Frankreich zu Rom geko&#x017F;tet hatte: &#x017F;o erhielt der<lb/>
die Pfarre, der die Kirchenge&#x017F;etze u&#x0364;ber die <hi rendition="#g">Si</hi>-<lb/><hi rendition="#g">monie</hi> ru&#x0364;&#x017F;tig vorbeyging, und das Mei&#x017F;te dafu&#x0364;r<lb/>
anboth. Aber nun kann man auch denken, wie<lb/>
die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Gei&#x017F;tlichkeit be&#x017F;chaffen war! Leute,<lb/>
mei&#x017F;t ohne Sitten und Kenntni&#x017F;&#x017F;e wurden mit den<lb/>
gei&#x017F;tlichen Aemtern belehnt, und waren a&#x0364;chte<lb/>
Kreaturen der Bi&#x017F;cho&#x0364;fe, die ihnen aber eben nicht<lb/>
auf der Haube &#x017F;aßen, weil &#x017F;ie wohl wußten, daß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0241] Maͤtreſſen, und bekuͤmmerten ſich im geringſten nicht um ihr Bisthum. Die Pfarreyen waren fuͤr Geld feil, und dieſes iſt eben nichts wunderliches, da die Bisthuͤmer ſelbſt zu Rom taxirt waren. So zum Beyſpiel war der Erzbiſchof von Lyon zu 3000 Fiorini, oder Florenen taxirt, der Biſchof zu Clermont zu 4550, der Biſchof zu Limoges zu 1600, der Erzbiſchof zu Bourdeaux zu 4000, der Biſchof zu Dijon auf 1233, der zu Auxerre auf 4400 u. ſ. w. Man bedenke die entſezlichen Summen, welche jedesmal beym Abſterben der Biſchoͤfe nach Rom gingen, und den gewaltigen Verluſt, welchen der heilige Vater zu Rom durch die Revolution erlitten hat! Da die Pfarreyen fuͤr Geld feil waren, und die Herren Biſchoͤfe das von den Concurrenten zu den Pfarreyen wieder zu ſammeln ſuchten, was ihnen ihre Confirmation zu einem Bisthume in Frankreich zu Rom gekoſtet hatte: ſo erhielt der die Pfarre, der die Kirchengeſetze uͤber die Si- monie ruͤſtig vorbeyging, und das Meiſte dafuͤr anboth. Aber nun kann man auch denken, wie die franzoͤſiſche Geiſtlichkeit beſchaffen war! Leute, meiſt ohne Sitten und Kenntniſſe wurden mit den geiſtlichen Aemtern belehnt, und waren aͤchte Kreaturen der Biſchoͤfe, die ihnen aber eben nicht auf der Haube ſaßen, weil ſie wohl wußten, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/241
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/241>, abgerufen am 23.11.2024.