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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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keine Obrigkeit ohne von Gott. *) Auch befehle
der h. Petrus (Br. I. Kap. 2, 13.) allen Men-
schen, unterthan zu seyn aller menschlichen Ord-
nung. Niemand dürfe, laut dem Buche der Weis-
heit im 6. Kap. 4. Vers, fragen, wie die Obrig-
keit handle, noch was sie mache: es sey daher ein
frevelhafter Eingriff in die Rechte der Obrigkeit,
welche ihr von Gott seyen gegeben worden, wenn
man ihre Thaten mustern wollte. **) Selbst der

*)
"Sezt Gott uns solche Brut zu Königen auf Erden:
So kann der Teufel auch noch sein Gesalbter werden,"
sagt Herr von Nicolay in seinen Sinngedichten. Er sagt
ferner:
"Vernunft, Zeit, Neuer[e]r und Spötter
Verjagen endlich selbst die Götter
Von dem Olymp. Kein Mars, Merkur, noch Jupiter,
Noch Juno, noch Minerva gelten mehr."

"Wir sind nicht mehr in jenen Zeiten, sagte Condor-
cet in seiner Rede über die Republik, wo man unter
die Mittel, die Macht der Gesetze zu sichern, jenen Aber-
glauben zählte, der aus einem Menschen eine Art von Gott-
heit macht. Ohne Zweifel glauben wir nicht mehr, daß man,
um die Menschen zu regieren, ihre Einbildungskraft mit ei-
ner kindischen Macht rühren müsse, und daß ein Volk ver-
leitet seyn werde, die Ges[e]tze zu verachten, wenn der oberste
Verwalter derselben nicht einen Großgarderobenmeister besizt."
**) In einem gewissen Lande sollten vor zwey Jahren alle Pre-
diger über Josuä 24, 21. eine Predigt halten. Der Conci-
vient des Befehls schrieb statt Josuä Jesaiä, und nun hieß
der Text: "Zu der Zeit wird der Herr heimsuchen die hohe
Ritterschaft, so in der Höhe sind, und die Könige der Erde
so auf Erden sind, daß sie versammelt werden in ein Bünd-
lein zur Grube, und verschlossen werden im Kerker, und nach
langer Zeit wieder heimgesucht werden" u. s. w. -- Man
sieht hieraus, daß Friedrich II. nicht unrecht hatte, als
er die Bibel eine wächserne Nase nannte, die jeder Sektirer

keine Obrigkeit ohne von Gott. *) Auch befehle
der h. Petrus (Br. I. Kap. 2, 13.) allen Men-
ſchen, unterthan zu ſeyn aller menſchlichen Ord-
nung. Niemand duͤrfe, laut dem Buche der Weis-
heit im 6. Kap. 4. Vers, fragen, wie die Obrig-
keit handle, noch was ſie mache: es ſey daher ein
frevelhafter Eingriff in die Rechte der Obrigkeit,
welche ihr von Gott ſeyen gegeben worden, wenn
man ihre Thaten muſtern wollte. **) Selbſt der

*)
„Sezt Gott uns ſolche Brut zu Königen auf Erden:
So kann der Teufel auch noch ſein Geſalbter werden,“
ſagt Herr von Nicolay in ſeinen Sinngedichten. Er ſagt
ferner:
„Vernunft, Zeit, Neuer[e]r und Spötter
Verjagen endlich ſelbſt die Götter
Von dem Olymp. Kein Mars, Merkur, noch Jupiter,
Noch Juno, noch Minerva gelten mehr.“

„Wir ſind nicht mehr in jenen Zeiten, ſagte Condor-
cet in ſeiner Rede über die Republik, wo man unter
die Mittel, die Macht der Geſetze zu ſichern, jenen Aber-
glauben zählte, der aus einem Menſchen eine Art von Gott-
heit macht. Ohne Zweifel glauben wir nicht mehr, daß man,
um die Menſchen zu regieren, ihre Einbildungskraft mit ei-
ner kindiſchen Macht rühren müſſe, und daß ein Volk ver-
leitet ſeyn werde, die Geſ[e]tze zu verachten, wenn der oberſte
Verwalter derſelben nicht einen Großgarderobenmeiſter beſizt.“
**) In einem gewiſſen Lande ſollten vor zwey Jahren alle Pre-
diger über Joſuä 24, 21. eine Predigt halten. Der Conci-
vient des Befehls ſchrieb ſtatt Joſuä Jeſaiä, und nun hieß
der Text: „Zu der Zeit wird der Herr heimſuchen die hohe
Ritterſchaft, ſo in der Höhe ſind, und die Könige der Erde
ſo auf Erden ſind, daß ſie verſammelt werden in ein Bünd-
lein zur Grube, und verſchloſſen werden im Kerker, und nach
langer Zeit wieder heimgeſucht werden“ u. ſ. w. — Man
ſieht hieraus, daß Friedrich II. nicht unrecht hatte, als
er die Bibel eine wächſerne Naſe nannte, die jeder Sektirer
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[229/0233] keine Obrigkeit ohne von Gott. *) Auch befehle der h. Petrus (Br. I. Kap. 2, 13.) allen Men- ſchen, unterthan zu ſeyn aller menſchlichen Ord- nung. Niemand duͤrfe, laut dem Buche der Weis- heit im 6. Kap. 4. Vers, fragen, wie die Obrig- keit handle, noch was ſie mache: es ſey daher ein frevelhafter Eingriff in die Rechte der Obrigkeit, welche ihr von Gott ſeyen gegeben worden, wenn man ihre Thaten muſtern wollte. **) Selbſt der *) „Sezt Gott uns ſolche Brut zu Königen auf Erden: So kann der Teufel auch noch ſein Geſalbter werden,“ ſagt Herr von Nicolay in ſeinen Sinngedichten. Er ſagt ferner: „Vernunft, Zeit, Neuerer und Spötter Verjagen endlich ſelbſt die Götter Von dem Olymp. Kein Mars, Merkur, noch Jupiter, Noch Juno, noch Minerva gelten mehr.“ „Wir ſind nicht mehr in jenen Zeiten, ſagte Condor- cet in ſeiner Rede über die Republik, wo man unter die Mittel, die Macht der Geſetze zu ſichern, jenen Aber- glauben zählte, der aus einem Menſchen eine Art von Gott- heit macht. Ohne Zweifel glauben wir nicht mehr, daß man, um die Menſchen zu regieren, ihre Einbildungskraft mit ei- ner kindiſchen Macht rühren müſſe, und daß ein Volk ver- leitet ſeyn werde, die Geſetze zu verachten, wenn der oberſte Verwalter derſelben nicht einen Großgarderobenmeiſter beſizt.“ **) In einem gewiſſen Lande ſollten vor zwey Jahren alle Pre- diger über Joſuä 24, 21. eine Predigt halten. Der Conci- vient des Befehls ſchrieb ſtatt Joſuä Jeſaiä, und nun hieß der Text: „Zu der Zeit wird der Herr heimſuchen die hohe Ritterſchaft, ſo in der Höhe ſind, und die Könige der Erde ſo auf Erden ſind, daß ſie verſammelt werden in ein Bünd- lein zur Grube, und verſchloſſen werden im Kerker, und nach langer Zeit wieder heimgeſucht werden“ u. ſ. w. — Man ſieht hieraus, daß Friedrich II. nicht unrecht hatte, als er die Bibel eine wächſerne Naſe nannte, die jeder Sektirer

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/233>, abgerufen am 24.11.2024.