Pflanzt um seine Stätte, Frankensöhne, Einen Lorber- und Cypressenhain, Und es stimme jede sanfte Schöne In die dumpfe Todesfeier ein!
Bürgerinnen, führet Eure Kleinen In den Hain, der unsern Helden ehrt! Wenn sie dann bey seinem Namen weinen, Freuet Euch, sie sind der Freyheit werth!
Daß nach öffentlicher Ablesung dieses Gedich- tes alle königlichgesinnten Freunde Dietrichs über Schneider herfielen, war natürlich, aber zugleich ein Beweis, daß sie die Wahrheit der Schilderung fühlten. Freilich gab Schneider vor, er habe Dietrich nicht gemeint; das aber glaubte Keiner. Er gab sogar ein Flugblatt zu seiner Vertheidigung heraus; aber es bewies -- nach Schneiders satyrischer Art -- noch mehr. "Wenn ich, sagte er hier zu einem Freunde des Matre's, mit Hn. Dietrich unzufrieden wäre, so müßten Sie den Grund dieser Unzufriedenheit, nicht in einer Privat-Leidenschaft, sondern in meiner Vaterlandsliebe, und in meinem unüberwindlichen Hasse gegen alle Feinde des all- gemeinen Bes[ten] suchen. Ich habe nur eine Lei-
Pflanzt um ſeine Staͤtte, Frankenſoͤhne, Einen Lorber- und Cypreſſenhain, Und es ſtimme jede ſanfte Schoͤne In die dumpfe Todesfeier ein!
Buͤrgerinnen, fuͤhret Eure Kleinen In den Hain, der unſern Helden ehrt! Wenn ſie dann bey ſeinem Namen weinen, Freuet Euch, ſie ſind der Freyheit werth!
Daß nach oͤffentlicher Ableſung dieſes Gedich- tes alle koͤniglichgeſinnten Freunde Dietrichs uͤber Schneider herfielen, war natuͤrlich, aber zugleich ein Beweis, daß ſie die Wahrheit der Schilderung fuͤhlten. Freilich gab Schneider vor, er habe Dietrich nicht gemeint; das aber glaubte Keiner. Er gab ſogar ein Flugblatt zu ſeiner Vertheidigung heraus; aber es bewies — nach Schneiders ſatyriſcher Art — noch mehr. „Wenn ich, ſagte er hier zu einem Freunde des Matre's, mit Hn. Dietrich unzufrieden waͤre, ſo muͤßten Sie den Grund dieſer Unzufriedenheit, nicht in einer Privat-Leidenſchaft, ſondern in meiner Vaterlandsliebe, und in meinem unuͤberwindlichen Haſſe gegen alle Feinde des all- gemeinen Beſ[ten] ſuchen. Ich habe nur eine Lei-
<TEI><text><body><divn="1"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0216"n="212"/><lgn="14"><l>Pflanzt um ſeine Staͤtte, Frankenſoͤhne,</l><lb/><l>Einen Lorber- und Cypreſſenhain,</l><lb/><l>Und es ſtimme jede ſanfte Schoͤne</l><lb/><l>In die dumpfe Todesfeier ein!</l></lg><lb/><lgn="15"><l>Buͤrgerinnen, fuͤhret Eure Kleinen</l><lb/><l>In den Hain, der unſern Helden ehrt!</l><lb/><l>Wenn ſie dann bey ſeinem Namen weinen,</l><lb/><l>Freuet Euch, ſie ſind der Freyheit werth!</l></lg></lg><lb/><p>Daß nach oͤffentlicher Ableſung dieſes Gedich-<lb/>
tes alle koͤniglichgeſinnten Freunde <hirendition="#g">Dietrichs</hi><lb/>
uͤber <hirendition="#g">Schneider</hi> herfielen, war natuͤrlich, aber<lb/>
zugleich ein Beweis, daß ſie die Wahrheit der<lb/>
Schilderung fuͤhlten. Freilich gab <hirendition="#g">Schneider</hi><lb/>
vor, er habe Dietrich nicht gemeint; das aber<lb/>
glaubte Keiner. Er gab ſogar ein Flugblatt zu<lb/>ſeiner Vertheidigung heraus; aber es bewies —<lb/>
nach <hirendition="#g">Schneiders</hi>ſatyriſcher Art — noch mehr.<lb/>„Wenn ich, ſagte er hier zu einem Freunde des<lb/>
Matre's, mit Hn. <hirendition="#g">Dietrich</hi> unzufrieden waͤre,<lb/>ſo muͤßten Sie den Grund dieſer Unzufriedenheit,<lb/>
nicht in einer <hirendition="#g">Privat</hi>-<hirendition="#g">Leidenſchaft</hi>, ſondern<lb/>
in meiner <hirendition="#g">Vaterlandsliebe</hi>, und in meinem<lb/>
unuͤberwindlichen Haſſe gegen alle Feinde des all-<lb/>
gemeinen Beſ<supplied>ten</supplied>ſuchen. Ich habe nur eine Lei-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[212/0216]
Pflanzt um ſeine Staͤtte, Frankenſoͤhne,
Einen Lorber- und Cypreſſenhain,
Und es ſtimme jede ſanfte Schoͤne
In die dumpfe Todesfeier ein!
Buͤrgerinnen, fuͤhret Eure Kleinen
In den Hain, der unſern Helden ehrt!
Wenn ſie dann bey ſeinem Namen weinen,
Freuet Euch, ſie ſind der Freyheit werth!
Daß nach oͤffentlicher Ableſung dieſes Gedich-
tes alle koͤniglichgeſinnten Freunde Dietrichs
uͤber Schneider herfielen, war natuͤrlich, aber
zugleich ein Beweis, daß ſie die Wahrheit der
Schilderung fuͤhlten. Freilich gab Schneider
vor, er habe Dietrich nicht gemeint; das aber
glaubte Keiner. Er gab ſogar ein Flugblatt zu
ſeiner Vertheidigung heraus; aber es bewies —
nach Schneiders ſatyriſcher Art — noch mehr.
„Wenn ich, ſagte er hier zu einem Freunde des
Matre's, mit Hn. Dietrich unzufrieden waͤre,
ſo muͤßten Sie den Grund dieſer Unzufriedenheit,
nicht in einer Privat-Leidenſchaft, ſondern
in meiner Vaterlandsliebe, und in meinem
unuͤberwindlichen Haſſe gegen alle Feinde des all-
gemeinen Beſten ſuchen. Ich habe nur eine Lei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/216>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.