Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite
Andre mogten vor Ministern knieen,
Mogten küssen eines Prinzen Hand:
Er verkaufte nie den Thuillerieen
Sein Gewissen und sein Vaterland.
Er verfolgte nie die Freyheitswächter,
Trennte brüderliche Bande nie;
Aber ward auch niemand zum Gelächter,
Da er wieder um Versöhnung schrie.
Ließ er je den Mann in Ketten schmachten,
Der den Schleier von dem Laster zog?
Haßt' er jene, die für Freyheit wachten?
Liebt' er den, der Freyheitsliebe log?
Ließ er ungeahndet das Verbrechen?
Zog ihn je das Laster in das Netz?
Ließ er Hohu dem Vaterlande sprechen?
Seine Gottheit hieß sie nicht: Gesetz?
Ach, er starb an ihrem Hochaltare!
Ach, er gab sich selbst zum Opfer hin!
Sehet dort den Edlen auf der Bahre,
Sehet und benezt mit Thränen ihn!

Andre mogten vor Miniſtern knieen,
Mogten kuͤſſen eines Prinzen Hand:
Er verkaufte nie den Thuillerieen
Sein Gewiſſen und ſein Vaterland.
Er verfolgte nie die Freyheitswaͤchter,
Trennte bruͤderliche Bande nie;
Aber ward auch niemand zum Gelaͤchter,
Da er wieder um Verſoͤhnung ſchrie.
Ließ er je den Mann in Ketten ſchmachten,
Der den Schleier von dem Laſter zog?
Haßt' er jene, die fuͤr Freyheit wachten?
Liebt' er den, der Freyheitsliebe log?
Ließ er ungeahndet das Verbrechen?
Zog ihn je das Laſter in das Netz?
Ließ er Hohu dem Vaterlande ſprechen?
Seine Gottheit hieß ſie nicht: Geſetz?
Ach, er ſtarb an ihrem Hochaltare!
Ach, er gab ſich ſelbſt zum Opfer hin!
Sehet dort den Edlen auf der Bahre,
Sehet und benezt mit Thraͤnen ihn!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0215" n="211"/>
          <lg n="9">
            <l>Andre mogten vor Mini&#x017F;tern knieen,</l><lb/>
            <l>Mogten ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en eines Prinzen Hand:</l><lb/>
            <l>Er verkaufte nie den Thuillerieen</l><lb/>
            <l>Sein Gewi&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;ein Vaterland.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Er verfolgte nie die Freyheitswa&#x0364;chter,</l><lb/>
            <l>Trennte bru&#x0364;derliche Bande nie;</l><lb/>
            <l>Aber ward auch niemand zum Gela&#x0364;chter,</l><lb/>
            <l>Da er wieder um Ver&#x017F;o&#x0364;hnung &#x017F;chrie.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Ließ er je den Mann in Ketten &#x017F;chmachten,</l><lb/>
            <l>Der den Schleier von dem La&#x017F;ter zog?</l><lb/>
            <l>Haßt' er jene, die fu&#x0364;r Freyheit wachten?</l><lb/>
            <l>Liebt' er den, der Freyheitsliebe log?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>Ließ er ungeahndet das Verbrechen?</l><lb/>
            <l>Zog ihn je das La&#x017F;ter in das Netz?</l><lb/>
            <l>Ließ er Hohu dem Vaterlande &#x017F;prechen?</l><lb/>
            <l>Seine Gottheit hieß &#x017F;ie nicht: <hi rendition="#g">Ge&#x017F;etz</hi>?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l>Ach, er &#x017F;tarb an ihrem Hochaltare!</l><lb/>
            <l>Ach, er gab &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zum Opfer hin!</l><lb/>
            <l>Sehet dort den Edlen auf der Bahre,</l><lb/>
            <l>Sehet und benezt mit Thra&#x0364;nen ihn!</l>
          </lg><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0215] Andre mogten vor Miniſtern knieen, Mogten kuͤſſen eines Prinzen Hand: Er verkaufte nie den Thuillerieen Sein Gewiſſen und ſein Vaterland. Er verfolgte nie die Freyheitswaͤchter, Trennte bruͤderliche Bande nie; Aber ward auch niemand zum Gelaͤchter, Da er wieder um Verſoͤhnung ſchrie. Ließ er je den Mann in Ketten ſchmachten, Der den Schleier von dem Laſter zog? Haßt' er jene, die fuͤr Freyheit wachten? Liebt' er den, der Freyheitsliebe log? Ließ er ungeahndet das Verbrechen? Zog ihn je das Laſter in das Netz? Ließ er Hohu dem Vaterlande ſprechen? Seine Gottheit hieß ſie nicht: Geſetz? Ach, er ſtarb an ihrem Hochaltare! Ach, er gab ſich ſelbſt zum Opfer hin! Sehet dort den Edlen auf der Bahre, Sehet und benezt mit Thraͤnen ihn!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/215
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/215>, abgerufen am 08.05.2024.