ven Brion gegessen, und von ihm und seiner gu- ten Familie Abschied genommen hatte. Diese bie- dern und hellen Leute werden mir Zeitlebens unver- geßlich bleiben.
Die Fortschritte, welche die Republikaner von da an machten, waren eben so schnell, als die Vortheile, welche ohngefähr 9 Monate vorher die Preußen über die Truppen des Cüstine davon getragen hatten, aber sie waren weit reeller. Die Kaiserlichen zogen sich pfeilschnell mit ihren Reichs- truppen über den Rhein, und die Preußen deckten diesen Rückzug, so gut es sich thun ließ. Die Fran- zosen machten auch sofort Anstalten, Fort Vauban zurück zu erobern. Andere warfen sich ins Speier- sche und Pfälzische, aber nicht so schonend, wie im Jahr 1792: denn wohin sie kamen machten sie Erpressungen, und trieben Dinge, welche sich nimmermehr entschuldigen, wohl aber demjenigen begreiflich machen lassen, der da bedenkt, daß die- se Nation damals aufs äußerste gebracht war, und sich ihrem Untergange und ihrer völligen Unterjo- chung nahe sah; daß die Deutschen in den franzö- sischen Gegenden, wohin sie gekommen waren, [eb]en so abscheulich und wohl noch abscheulicher ge- hauset hatten, und daß man ohne Gefahr keine Strenge gebrauchen konnte, gegen die Exzesse be- gehenden Volontärs, welche man wenig Tage zu-
ven Brion gegeſſen, und von ihm und ſeiner gu- ten Familie Abſchied genommen hatte. Dieſe bie- dern und hellen Leute werden mir Zeitlebens unver- geßlich bleiben.
Die Fortſchritte, welche die Republikaner von da an machten, waren eben ſo ſchnell, als die Vortheile, welche ohngefaͤhr 9 Monate vorher die Preußen uͤber die Truppen des Cuͤſtine davon getragen hatten, aber ſie waren weit reeller. Die Kaiſerlichen zogen ſich pfeilſchnell mit ihren Reichs- truppen uͤber den Rhein, und die Preußen deckten dieſen Ruͤckzug, ſo gut es ſich thun ließ. Die Fran- zoſen machten auch ſofort Anſtalten, Fort Vauban zuruͤck zu erobern. Andere warfen ſich ins Speier- ſche und Pfaͤlziſche, aber nicht ſo ſchonend, wie im Jahr 1792: denn wohin ſie kamen machten ſie Erpreſſungen, und trieben Dinge, welche ſich nimmermehr entſchuldigen, wohl aber demjenigen begreiflich machen laſſen, der da bedenkt, daß die- ſe Nation damals aufs aͤußerſte gebracht war, und ſich ihrem Untergange und ihrer voͤlligen Unterjo- chung nahe ſah; daß die Deutſchen in den franzoͤ- ſiſchen Gegenden, wohin ſie gekommen waren, [eb]en ſo abſcheulich und wohl noch abſcheulicher ge- hauſet hatten, und daß man ohne Gefahr keine Strenge gebrauchen konnte, gegen die Exzeſſe be- gehenden Volontaͤrs, welche man wenig Tage zu-
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ven Brion gegeſſen, und von ihm und ſeiner gu-
ten Familie Abſchied genommen hatte. Dieſe bie-
dern und hellen Leute werden mir Zeitlebens unver-
geßlich bleiben.
Die Fortſchritte, welche die Republikaner von
da an machten, waren eben ſo ſchnell, als die
Vortheile, welche ohngefaͤhr 9 Monate vorher die
Preußen uͤber die Truppen des Cuͤſtine davon
getragen hatten, aber ſie waren weit reeller. Die
Kaiſerlichen zogen ſich pfeilſchnell mit ihren Reichs-
truppen uͤber den Rhein, und die Preußen deckten
dieſen Ruͤckzug, ſo gut es ſich thun ließ. Die Fran-
zoſen machten auch ſofort Anſtalten, Fort Vauban
zuruͤck zu erobern. Andere warfen ſich ins Speier-
ſche und Pfaͤlziſche, aber nicht ſo ſchonend, wie
im Jahr 1792: denn wohin ſie kamen machten ſie
Erpreſſungen, und trieben Dinge, welche ſich
nimmermehr entſchuldigen, wohl aber demjenigen
begreiflich machen laſſen, der da bedenkt, daß die-
ſe Nation damals aufs aͤußerſte gebracht war, und
ſich ihrem Untergange und ihrer voͤlligen Unterjo-
chung nahe ſah; daß die Deutſchen in den franzoͤ-
ſiſchen Gegenden, wohin ſie gekommen waren,
eben ſo abſcheulich und wohl noch abſcheulicher ge-
hauſet hatten, und daß man ohne Gefahr keine
Strenge gebrauchen konnte, gegen die Exzeſſe be-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/184>, abgerufen am 24.11.2024.
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