Freund Brion nämlich, welcher an meiner g[u] ten Gesinnung gegen die Republik gar nicht zwei- felte, gab mir zu verstehen, daß ich, da ich doch alle Schliche durch die deutschen Posten kännte, es übernehmen mögte, durchzuschleichen, und dem französischen General Feuvre, den man in der Nähe vermuthete, Nachricht von der Lage Lan- dau's zu bringen: dadurch könnte ich mich bey der ganzen Republik gar sehr insinuiren.
Diesen Antrag nahm ich mit Freuden an, und Brion sprach deswegen auf der Municipalität, und hernach auch mit dem General, der mich kom- men ließ, und mir meine Instruktion schon gab. Es kam nur noch auf den Repräsentanten an, aber dieser wollte nicht einwilligen. Man könnte und dürfte, gab er vor, keinem Fremden so etwas anvertrauen; und hierauf zerschlug sich zu mei- nem größten Verdruß der ganze Anschlag.
Ich kann meine Leser, heilig versichern, daß ich einen doppelten Plan im Kopfe hatte, welchen ich würde ausgeführt haben, im Fall ich aus Lan- dau wäre geschickt worden. Ich hätte wirklich alles aufgeboten, um durch die Preußen durchzu- schlüpfen; hätte mir dieß aber nicht gelingen wol- len, je nun, so hätte ich mich zum General von Knobelsdorf begeben, und hätte ihm das ge- sagt, was er ohnehin schon wissen mußte, daß
Freund Brion naͤmlich, welcher an meiner g[u] ten Geſinnung gegen die Republik gar nicht zwei- felte, gab mir zu verſtehen, daß ich, da ich doch alle Schliche durch die deutſchen Poſten kaͤnnte, es uͤbernehmen moͤgte, durchzuſchleichen, und dem franzoͤſiſchen General Feuvre, den man in der Naͤhe vermuthete, Nachricht von der Lage Lan- dau's zu bringen: dadurch koͤnnte ich mich bey der ganzen Republik gar ſehr inſinuiren.
Dieſen Antrag nahm ich mit Freuden an, und Brion ſprach deswegen auf der Municipalitaͤt, und hernach auch mit dem General, der mich kom- men ließ, und mir meine Inſtruktion ſchon gab. Es kam nur noch auf den Repraͤſentanten an, aber dieſer wollte nicht einwilligen. Man koͤnnte und duͤrfte, gab er vor, keinem Fremden ſo etwas anvertrauen; und hierauf zerſchlug ſich zu mei- nem groͤßten Verdruß der ganze Anſchlag.
Ich kann meine Leſer, heilig verſichern, daß ich einen doppelten Plan im Kopfe hatte, welchen ich wuͤrde ausgefuͤhrt haben, im Fall ich aus Lan- dau waͤre geſchickt worden. Ich haͤtte wirklich alles aufgeboten, um durch die Preußen durchzu- ſchluͤpfen; haͤtte mir dieß aber nicht gelingen wol- len, je nun, ſo haͤtte ich mich zum General von Knobelsdorf begeben, und haͤtte ihm das ge- ſagt, was er ohnehin ſchon wiſſen mußte, daß
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ten Geſinnung gegen die Republik gar nicht zwei-
felte, gab mir zu verſtehen, daß ich, da ich doch
alle Schliche durch die deutſchen Poſten kaͤnnte,
es uͤbernehmen moͤgte, durchzuſchleichen, und dem
franzoͤſiſchen General Feuvre, den man in der
Naͤhe vermuthete, Nachricht von der Lage Lan-
dau's zu bringen: dadurch koͤnnte ich mich bey
der ganzen Republik gar ſehr inſinuiren.
Dieſen Antrag nahm ich mit Freuden an, und
Brion ſprach deswegen auf der Municipalitaͤt,
und hernach auch mit dem General, der mich kom-
men ließ, und mir meine Inſtruktion ſchon gab.
Es kam nur noch auf den Repraͤſentanten an,
aber dieſer wollte nicht einwilligen. Man koͤnnte
und duͤrfte, gab er vor, keinem Fremden ſo etwas
anvertrauen; und hierauf zerſchlug ſich zu mei-
nem groͤßten Verdruß der ganze Anſchlag.
Ich kann meine Leſer, heilig verſichern, daß
ich einen doppelten Plan im Kopfe hatte, welchen
ich wuͤrde ausgefuͤhrt haben, im Fall ich aus Lan-
dau waͤre geſchickt worden. Ich haͤtte wirklich
alles aufgeboten, um durch die Preußen durchzu-
ſchluͤpfen; haͤtte mir dieß aber nicht gelingen wol-
len, je nun, ſo haͤtte ich mich zum General von
Knobelsdorf begeben, und haͤtte ihm das ge-
ſagt, was er ohnehin ſchon wiſſen mußte, daß
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/171>, abgerufen am 24.11.2024.
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