Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

sichtiger seyn. u. s. w. -- Der gute Mann wußte
freilich nicht, worauf das öftere Auffodern zum
Kapituliren, schon so ungewöhnlich-frühe, berech-
net war: indeß sein Nichtwissen sicherte meinen
Hals. --

General Laubadere war inzwischen aus sei-
nem Hause aufs Gemeinhaus in Verwahrung ge-
bracht worden. Es wurde ein Gericht zur Unter-
suchung seiner Sache angesezt, welches aus dem
Maire von Landau, aus dem juge de paix, dem
Kriegskommissär, und allen Obersten der Batail-
lons bestand. Der Repräsentant Dentzel und
der oft erwähnte Oberste von der Reuterey waren
auch gegenwärtig, ohne jedoch am Verhör, oder
an der Berathschlagung Theil zu nehmen. Zuhö-
ren konnte übrigens jeder. Die Untersuchung wur-
de zwey Tage fortgesezt, und mit aller Strenge
betrieben.

Das Ende vom Ganzen war, daß die Untersu-
chung den General von allem Verdacht, verräthe-
risch gehandelt zu haben, oder nur übel gesinnt zu
seyn, lossprach, und ihn sofort wieder in Freyheit
sezte, aber seine Aktivität, als General und Kom-
mandant, konnten ihm seine Richter nicht wieder
geben: dieß war das Vorrecht des Militärs. Der
Oberste ließ deswegen der ganzen Garnison die Un-
schuld des Generals und die Nothwendigkeit, ihn

ſichtiger ſeyn. u. ſ. w. — Der gute Mann wußte
freilich nicht, worauf das oͤftere Auffodern zum
Kapituliren, ſchon ſo ungewoͤhnlich-fruͤhe, berech-
net war: indeß ſein Nichtwiſſen ſicherte meinen
Hals. —

General Laubadere war inzwiſchen aus ſei-
nem Hauſe aufs Gemeinhaus in Verwahrung ge-
bracht worden. Es wurde ein Gericht zur Unter-
ſuchung ſeiner Sache angeſezt, welches aus dem
Maire von Landau, aus dem juge de paix, dem
Kriegskommiſſaͤr, und allen Oberſten der Batail-
lons beſtand. Der Repraͤſentant Dentzel und
der oft erwaͤhnte Oberſte von der Reuterey waren
auch gegenwaͤrtig, ohne jedoch am Verhoͤr, oder
an der Berathſchlagung Theil zu nehmen. Zuhoͤ-
ren konnte uͤbrigens jeder. Die Unterſuchung wur-
de zwey Tage fortgeſezt, und mit aller Strenge
betrieben.

Das Ende vom Ganzen war, daß die Unterſu-
chung den General von allem Verdacht, verraͤthe-
riſch gehandelt zu haben, oder nur uͤbel geſinnt zu
ſeyn, losſprach, und ihn ſofort wieder in Freyheit
ſezte, aber ſeine Aktivitaͤt, als General und Kom-
mandant, konnten ihm ſeine Richter nicht wieder
geben: dieß war das Vorrecht des Militaͤrs. Der
Oberſte ließ deswegen der ganzen Garniſon die Un-
ſchuld des Generals und die Nothwendigkeit, ihn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0163" n="159"/>
&#x017F;ichtiger &#x017F;eyn. u. &#x017F;. w. &#x2014; Der gute Mann wußte<lb/>
freilich nicht, worauf das o&#x0364;ftere Auffodern zum<lb/>
Kapituliren, &#x017F;chon &#x017F;o ungewo&#x0364;hnlich-fru&#x0364;he, berech-<lb/>
net war: indeß &#x017F;ein Nichtwi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;icherte meinen<lb/>
Hals. &#x2014;</p><lb/>
        <p>General <hi rendition="#g">Laubadere</hi> war inzwi&#x017F;chen aus &#x017F;ei-<lb/>
nem Hau&#x017F;e aufs Gemeinhaus in Verwahrung ge-<lb/>
bracht worden. Es wurde ein Gericht zur Unter-<lb/>
&#x017F;uchung &#x017F;einer Sache ange&#x017F;ezt, welches aus dem<lb/>
Maire von Landau, aus dem <hi rendition="#aq">juge de paix,</hi> dem<lb/>
Kriegskommi&#x017F;&#x017F;a&#x0364;r, und allen Ober&#x017F;ten der Batail-<lb/>
lons be&#x017F;tand. Der Repra&#x0364;&#x017F;entant <hi rendition="#g">Dentzel</hi> und<lb/>
der oft erwa&#x0364;hnte Ober&#x017F;te von der Reuterey waren<lb/>
auch gegenwa&#x0364;rtig, ohne jedoch am Verho&#x0364;r, oder<lb/>
an der Berath&#x017F;chlagung Theil zu nehmen. Zuho&#x0364;-<lb/>
ren konnte u&#x0364;brigens jeder. Die Unter&#x017F;uchung wur-<lb/>
de zwey Tage fortge&#x017F;ezt, und mit aller Strenge<lb/>
betrieben.</p><lb/>
        <p>Das Ende vom Ganzen war, daß die Unter&#x017F;u-<lb/>
chung den General von allem Verdacht, verra&#x0364;the-<lb/>
ri&#x017F;ch gehandelt zu haben, oder nur u&#x0364;bel ge&#x017F;innt zu<lb/>
&#x017F;eyn, los&#x017F;prach, und ihn &#x017F;ofort wieder in Freyheit<lb/>
&#x017F;ezte, aber &#x017F;eine Aktivita&#x0364;t, als General und Kom-<lb/>
mandant, konnten ihm &#x017F;eine Richter nicht wieder<lb/>
geben: dieß war das Vorrecht des Milita&#x0364;rs. Der<lb/>
Ober&#x017F;te ließ deswegen der ganzen Garni&#x017F;on die Un-<lb/>
&#x017F;chuld des Generals und die Nothwendigkeit, ihn<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0163] ſichtiger ſeyn. u. ſ. w. — Der gute Mann wußte freilich nicht, worauf das oͤftere Auffodern zum Kapituliren, ſchon ſo ungewoͤhnlich-fruͤhe, berech- net war: indeß ſein Nichtwiſſen ſicherte meinen Hals. — General Laubadere war inzwiſchen aus ſei- nem Hauſe aufs Gemeinhaus in Verwahrung ge- bracht worden. Es wurde ein Gericht zur Unter- ſuchung ſeiner Sache angeſezt, welches aus dem Maire von Landau, aus dem juge de paix, dem Kriegskommiſſaͤr, und allen Oberſten der Batail- lons beſtand. Der Repraͤſentant Dentzel und der oft erwaͤhnte Oberſte von der Reuterey waren auch gegenwaͤrtig, ohne jedoch am Verhoͤr, oder an der Berathſchlagung Theil zu nehmen. Zuhoͤ- ren konnte uͤbrigens jeder. Die Unterſuchung wur- de zwey Tage fortgeſezt, und mit aller Strenge betrieben. Das Ende vom Ganzen war, daß die Unterſu- chung den General von allem Verdacht, verraͤthe- riſch gehandelt zu haben, oder nur uͤbel geſinnt zu ſeyn, losſprach, und ihn ſofort wieder in Freyheit ſezte, aber ſeine Aktivitaͤt, als General und Kom- mandant, konnten ihm ſeine Richter nicht wieder geben: dieß war das Vorrecht des Militaͤrs. Der Oberſte ließ deswegen der ganzen Garniſon die Un- ſchuld des Generals und die Nothwendigkeit, ihn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/163
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/163>, abgerufen am 24.11.2024.