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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Landau so viel liegt, dafür sorgen, daß dieser Platz
erhalten werde. Ein Gesetz befiehlt, daß der, wel-
cher bey Belagerungen von Uebergabe spricht, und
dadurch Verzweiflung unter seine Mitbürger ver-
breitet, mit dem Tode bestraft werde, und Ihr
mögt Euch darauf verlassen, daß ich jeden, der ge-
gen dieses Gesetz sündiget, nach aller vorgeschrieb-
nen Strenge behandeln werde. -- Diese Rede,
welcher ein öffentlicher Anschlag auf allen Straßen
folgte, und der dasselbe besagte, stellte die unvor-
sichtigen Reden von Uebergabe u. dgl. zur Ruhe.

Laubadere hatte seine Volontärs und alle
Pferde nach den Kasematten bringen lassen, er selbst
aber war in seinem Quartier geblieben, und ging
ganz unbefangen auf den Straßen herum. Den-
tzel bezog ein bombenfestes Gewölbe auf dem Wall.

Wenn es abscheulich ist, sich bey einer Belage-
rung auswärts zu befinden, so ist es gewiß noch
fürchterlicher, in einer Stadt zu seyn, die eben be-
schossen wird. Nirgends ist man beynahe sicher,
wenigstens ist es gefährlich, auf der Straße, oder
in Gemächern zu seyn, die nicht bombenfest gemacht
sind: denn man kann nicht wissen, wo eine Kugel
oder eine Haubitze hinfällt. Das Kaufhaus, wor-
auf wir lagen, wurde stark beschädigt, und eben
darum ließ uns der General in die Pfarrkirche zie-

Landau ſo viel liegt, dafuͤr ſorgen, daß dieſer Platz
erhalten werde. Ein Geſetz befiehlt, daß der, wel-
cher bey Belagerungen von Uebergabe ſpricht, und
dadurch Verzweiflung unter ſeine Mitbuͤrger ver-
breitet, mit dem Tode beſtraft werde, und Ihr
moͤgt Euch darauf verlaſſen, daß ich jeden, der ge-
gen dieſes Geſetz ſuͤndiget, nach aller vorgeſchrieb-
nen Strenge behandeln werde. — Dieſe Rede,
welcher ein oͤffentlicher Anſchlag auf allen Straßen
folgte, und der daſſelbe beſagte, ſtellte die unvor-
ſichtigen Reden von Uebergabe u. dgl. zur Ruhe.

Laubadere hatte ſeine Volontaͤrs und alle
Pferde nach den Kaſematten bringen laſſen, er ſelbſt
aber war in ſeinem Quartier geblieben, und ging
ganz unbefangen auf den Straßen herum. Den-
tzel bezog ein bombenfeſtes Gewoͤlbe auf dem Wall.

Wenn es abſcheulich iſt, ſich bey einer Belage-
rung auswaͤrts zu befinden, ſo iſt es gewiß noch
fuͤrchterlicher, in einer Stadt zu ſeyn, die eben be-
ſchoſſen wird. Nirgends iſt man beynahe ſicher,
wenigſtens iſt es gefaͤhrlich, auf der Straße, oder
in Gemaͤchern zu ſeyn, die nicht bombenfeſt gemacht
ſind: denn man kann nicht wiſſen, wo eine Kugel
oder eine Haubitze hinfaͤllt. Das Kaufhaus, wor-
auf wir lagen, wurde ſtark beſchaͤdigt, und eben
darum ließ uns der General in die Pfarrkirche zie-

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[127/0131] Landau ſo viel liegt, dafuͤr ſorgen, daß dieſer Platz erhalten werde. Ein Geſetz befiehlt, daß der, wel- cher bey Belagerungen von Uebergabe ſpricht, und dadurch Verzweiflung unter ſeine Mitbuͤrger ver- breitet, mit dem Tode beſtraft werde, und Ihr moͤgt Euch darauf verlaſſen, daß ich jeden, der ge- gen dieſes Geſetz ſuͤndiget, nach aller vorgeſchrieb- nen Strenge behandeln werde. — Dieſe Rede, welcher ein oͤffentlicher Anſchlag auf allen Straßen folgte, und der daſſelbe beſagte, ſtellte die unvor- ſichtigen Reden von Uebergabe u. dgl. zur Ruhe. Laubadere hatte ſeine Volontaͤrs und alle Pferde nach den Kaſematten bringen laſſen, er ſelbſt aber war in ſeinem Quartier geblieben, und ging ganz unbefangen auf den Straßen herum. Den- tzel bezog ein bombenfeſtes Gewoͤlbe auf dem Wall. Wenn es abſcheulich iſt, ſich bey einer Belage- rung auswaͤrts zu befinden, ſo iſt es gewiß noch fuͤrchterlicher, in einer Stadt zu ſeyn, die eben be- ſchoſſen wird. Nirgends iſt man beynahe ſicher, wenigſtens iſt es gefaͤhrlich, auf der Straße, oder in Gemaͤchern zu ſeyn, die nicht bombenfeſt gemacht ſind: denn man kann nicht wiſſen, wo eine Kugel oder eine Haubitze hinfaͤllt. Das Kaufhaus, wor- auf wir lagen, wurde ſtark beſchaͤdigt, und eben darum ließ uns der General in die Pfarrkirche zie-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/131>, abgerufen am 22.05.2024.