Die preußischen Batterien waren nur auf der Nordseite angelegt, und konnten daher die Stadt nur auf einer Seite ängstigen. Zudem mußten die Kononenkugeln, so wie die Bomben und Hau- bitzen alle im Bogen geschossen werden. Aus Bre- sche-Schießen war vollends gar nicht zu denken, und das Fort nebst dem Hornwerk, diese Haupt- werker der Festung, litten beynahe gar nichts. Also war es blos darauf angesehen, die Stadt in Brand zu stecken, um vielleicht die Einwohner zu bewegen, den General zur Uebergabe zu zwingen. Kurz, man mogte denken, es sollte bey Landau gehen, wie es bey Longwy und Verdun das Jahr zu- vor gegangen war.
Wirklich waren die Landauer, welchen derglei- chen Spektakel ganz neu waren, sehr bestürzt, und Viele hielten sich für verloren. Einige sprachen gleich anfangs ganz laut von der Uebergabe und hielten es für rathsamer, das Städtchen den Deutschen zu überlassen, als zuzugeben, daß die Preußen es zusammenschössen.
Dentzel, welcher jezt wieder in vollem An- sehn stand, ließ die Bürger, wenigstens die vor- nehmsten oder angesehensten derselben aufs Gemein- haus fodern. Landau, sagte er, ist eine Gränzfe- stung, ist der Schlüssel zum Elsaß, und ein Ei- genthum der Republik. Wir müssen nun, da an
Die preußiſchen Batterien waren nur auf der Nordſeite angelegt, und konnten daher die Stadt nur auf einer Seite aͤngſtigen. Zudem mußten die Kononenkugeln, ſo wie die Bomben und Hau- bitzen alle im Bogen geſchoſſen werden. Aus Bre- ſche-Schießen war vollends gar nicht zu denken, und das Fort nebſt dem Hornwerk, dieſe Haupt- werker der Feſtung, litten beynahe gar nichts. Alſo war es blos darauf angeſehen, die Stadt in Brand zu ſtecken, um vielleicht die Einwohner zu bewegen, den General zur Uebergabe zu zwingen. Kurz, man mogte denken, es ſollte bey Landau gehen, wie es bey Longwy und Verdun das Jahr zu- vor gegangen war.
Wirklich waren die Landauer, welchen derglei- chen Spektakel ganz neu waren, ſehr beſtuͤrzt, und Viele hielten ſich fuͤr verloren. Einige ſprachen gleich anfangs ganz laut von der Uebergabe und hielten es fuͤr rathſamer, das Staͤdtchen den Deutſchen zu uͤberlaſſen, als zuzugeben, daß die Preußen es zuſammenſchoͤſſen.
Dentzel, welcher jezt wieder in vollem An- ſehn ſtand, ließ die Buͤrger, wenigſtens die vor- nehmſten oder angeſehenſten derſelben aufs Gemein- haus fodern. Landau, ſagte er, iſt eine Graͤnzfe- ſtung, iſt der Schluͤſſel zum Elſaß, und ein Ei- genthum der Republik. Wir muͤſſen nun, da an
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Die preußiſchen Batterien waren nur auf der
Nordſeite angelegt, und konnten daher die Stadt
nur auf einer Seite aͤngſtigen. Zudem mußten
die Kononenkugeln, ſo wie die Bomben und Hau-
bitzen alle im Bogen geſchoſſen werden. Aus Bre-
ſche-Schießen war vollends gar nicht zu denken,
und das Fort nebſt dem Hornwerk, dieſe Haupt-
werker der Feſtung, litten beynahe gar nichts. Alſo
war es blos darauf angeſehen, die Stadt in Brand
zu ſtecken, um vielleicht die Einwohner zu bewegen,
den General zur Uebergabe zu zwingen. Kurz,
man mogte denken, es ſollte bey Landau gehen,
wie es bey Longwy und Verdun das Jahr zu-
vor gegangen war.
Wirklich waren die Landauer, welchen derglei-
chen Spektakel ganz neu waren, ſehr beſtuͤrzt, und
Viele hielten ſich fuͤr verloren. Einige ſprachen
gleich anfangs ganz laut von der Uebergabe und
hielten es fuͤr rathſamer, das Staͤdtchen den
Deutſchen zu uͤberlaſſen, als zuzugeben, daß die
Preußen es zuſammenſchoͤſſen.
Dentzel, welcher jezt wieder in vollem An-
ſehn ſtand, ließ die Buͤrger, wenigſtens die vor-
nehmſten oder angeſehenſten derſelben aufs Gemein-
haus fodern. Landau, ſagte er, iſt eine Graͤnzfe-
ſtung, iſt der Schluͤſſel zum Elſaß, und ein Ei-
genthum der Republik. Wir muͤſſen nun, da an
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/130>, abgerufen am 21.11.2024.
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