Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Anarchie in Frankreich, wie man in Deutschland
so dreist und frech ausgesprengt hat.

Ich werde, was ich vom 27ten Dezember 1793
bis auf den Tod des Robespierre im Thermi-
dor 1794 in mehrern Städten und Provinzen Frank-
reichs, besonders in Auxonne, Dijon, Lyon,
Valence, Vienne, Montpellier, Gre-
noble, Macon, Avignon, und sonstw[o]
gesehen und erfahren habe, treulich mittheilen;
folglich ist es nicht nöthig, daß ich hier im Allge-
meinen angebe, wie sich der Jakobinismus gezeigt
und geäußert habe. Eins will ich doch anführen,
damit ichs nachher nicht etwan vergesse, welches
leicht geschehen könnte, da ich nicht nach einem
schriftlichen Schema arbeite, sondern so, wie mir
die Dinge, nach einer gewissen Ordnung im Kopfe,
und nach kleinen Hauptbemerkungen wieder einfal-
len, hinschreibe. Es besteht darin, daß die anti-
patriotischen Zusammenkünfte nach dem Sturz des
Königthums (royaute) sogleich abgeschafft, und
bey Todesstrafe verboten wurden. Die Glieder
dieser aristokratischen Klubbs wurden sofort einge-
steckt, und sehr viele von ihnen sind hingerichtet.
In Strasburg war so eine Gesellschaft, welche
sich den Namen der Gesellschaft für das Beste des
Vaterlandes gab (pour le bien de la patrie). Ihre
Devise war eine Kokarde mit den Worten: Wohl

Anarchie in Frankreich, wie man in Deutſchland
ſo dreiſt und frech ausgeſprengt hat.

Ich werde, was ich vom 27ten Dezember 1793
bis auf den Tod des Robespierre im Thermi-
dor 1794 in mehrern Staͤdten und Provinzen Frank-
reichs, beſonders in Auxonne, Dijon, Lyon,
Valence, Vienne, Montpellier, Gré-
noble, Mâcon, Avignon, und ſonſtw[o]
geſehen und erfahren habe, treulich mittheilen;
folglich iſt es nicht noͤthig, daß ich hier im Allge-
meinen angebe, wie ſich der Jakobinismus gezeigt
und geaͤußert habe. Eins will ich doch anfuͤhren,
damit ichs nachher nicht etwan vergeſſe, welches
leicht geſchehen koͤnnte, da ich nicht nach einem
ſchriftlichen Schema arbeite, ſondern ſo, wie mir
die Dinge, nach einer gewiſſen Ordnung im Kopfe,
und nach kleinen Hauptbemerkungen wieder einfal-
len, hinſchreibe. Es beſteht darin, daß die anti-
patriotiſchen Zuſammenkuͤnfte nach dem Sturz des
Koͤnigthums (royauté) ſogleich abgeſchafft, und
bey Todesſtrafe verboten wurden. Die Glieder
dieſer ariſtokratiſchen Klubbs wurden ſofort einge-
ſteckt, und ſehr viele von ihnen ſind hingerichtet.
In Strasburg war ſo eine Geſellſchaft, welche
ſich den Namen der Geſellſchaft fuͤr das Beſte des
Vaterlandes gab (pour le bien de la patrie). Ihre
Deviſe war eine Kokarde mit den Worten: Wohl

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0123" n="119"/>
Anarchie in Frankreich, wie man in Deut&#x017F;chland<lb/>
&#x017F;o drei&#x017F;t und frech ausge&#x017F;prengt hat.</p><lb/>
        <p>Ich werde, was ich vom 27ten Dezember 1793<lb/>
bis auf den Tod des <hi rendition="#g">Robespierre</hi> im Thermi-<lb/>
dor 1794 in mehrern Sta&#x0364;dten und Provinzen Frank-<lb/>
reichs, be&#x017F;onders in <hi rendition="#g">Auxonne</hi>, <hi rendition="#g">Dijon</hi>, <hi rendition="#g">Lyon</hi>,<lb/><hi rendition="#g">Valence</hi>, <hi rendition="#g">Vienne</hi>, <hi rendition="#g">Montpellier</hi>, <hi rendition="#g">Gr<hi rendition="#aq">é</hi></hi>-<lb/><hi rendition="#g">noble</hi>, <hi rendition="#g">Mâcon</hi>, <hi rendition="#g">Avignon</hi>, und &#x017F;on&#x017F;tw<supplied>o</supplied><lb/>
ge&#x017F;ehen und erfahren habe, treulich mittheilen;<lb/>
folglich i&#x017F;t es nicht no&#x0364;thig, daß ich hier im Allge-<lb/>
meinen angebe, wie &#x017F;ich der Jakobinismus gezeigt<lb/>
und gea&#x0364;ußert habe. Eins will ich doch anfu&#x0364;hren,<lb/>
damit ichs nachher nicht etwan verge&#x017F;&#x017F;e, welches<lb/>
leicht ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnte, da ich nicht nach einem<lb/>
&#x017F;chriftlichen Schema arbeite, &#x017F;ondern &#x017F;o, wie mir<lb/>
die Dinge, nach einer gewi&#x017F;&#x017F;en Ordnung im Kopfe,<lb/>
und nach kleinen Hauptbemerkungen wieder einfal-<lb/>
len, hin&#x017F;chreibe. Es be&#x017F;teht darin, daß die anti-<lb/>
patrioti&#x017F;chen Zu&#x017F;ammenku&#x0364;nfte nach dem Sturz des<lb/>
Ko&#x0364;nigthums (<hi rendition="#aq">royauté</hi>) &#x017F;ogleich abge&#x017F;chafft, und<lb/>
bey Todes&#x017F;trafe verboten wurden. Die Glieder<lb/>
die&#x017F;er ari&#x017F;tokrati&#x017F;chen Klubbs wurden &#x017F;ofort einge-<lb/>
&#x017F;teckt, und &#x017F;ehr viele von ihnen &#x017F;ind hingerichtet.<lb/>
In Strasburg war &#x017F;o eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, welche<lb/>
&#x017F;ich den Namen der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft fu&#x0364;r das Be&#x017F;te des<lb/>
Vaterlandes gab (<hi rendition="#aq">pour le bien de la patrie</hi>). Ihre<lb/>
Devi&#x017F;e war eine Kokarde mit den Worten: <hi rendition="#g">Wohl<lb/></hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0123] Anarchie in Frankreich, wie man in Deutſchland ſo dreiſt und frech ausgeſprengt hat. Ich werde, was ich vom 27ten Dezember 1793 bis auf den Tod des Robespierre im Thermi- dor 1794 in mehrern Staͤdten und Provinzen Frank- reichs, beſonders in Auxonne, Dijon, Lyon, Valence, Vienne, Montpellier, Gré- noble, Mâcon, Avignon, und ſonſtwo geſehen und erfahren habe, treulich mittheilen; folglich iſt es nicht noͤthig, daß ich hier im Allge- meinen angebe, wie ſich der Jakobinismus gezeigt und geaͤußert habe. Eins will ich doch anfuͤhren, damit ichs nachher nicht etwan vergeſſe, welches leicht geſchehen koͤnnte, da ich nicht nach einem ſchriftlichen Schema arbeite, ſondern ſo, wie mir die Dinge, nach einer gewiſſen Ordnung im Kopfe, und nach kleinen Hauptbemerkungen wieder einfal- len, hinſchreibe. Es beſteht darin, daß die anti- patriotiſchen Zuſammenkuͤnfte nach dem Sturz des Koͤnigthums (royauté) ſogleich abgeſchafft, und bey Todesſtrafe verboten wurden. Die Glieder dieſer ariſtokratiſchen Klubbs wurden ſofort einge- ſteckt, und ſehr viele von ihnen ſind hingerichtet. In Strasburg war ſo eine Geſellſchaft, welche ſich den Namen der Geſellſchaft fuͤr das Beſte des Vaterlandes gab (pour le bien de la patrie). Ihre Deviſe war eine Kokarde mit den Worten: Wohl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/123
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/123>, abgerufen am 16.05.2024.