einige von seinen Kreaturen abgeschickt, welche man Königs-Kommissarien (commissaires royaux) nannte, und die starken Antheil an allen Verhandlungen zum Vortheile des Souveräns zu nehmen und zu bewirken wußten. Dentzel warf einst einen dieser Kommissäre, der zu sehr monar- chisch jesuitisirte, vom Gemeinhause, und brachte es dahin, daß er die Stadt räumen mußte. Dar- über entstanden Klagen gegen ihn, er aber zog sich mit Ehren aus der Sache, besonders da sich der damals schon sehr angesehene Rühl seiner an- nahm. Dentzel wurde daher in Landau ange- betet von allen Patrioten, und was er angab, wur- de gebilligt und ausgeführt. Um sich aber durch die Verwaltung seines geistlichen Amtes nicht zu schaden, gab er seine Pfarr-Stelle auf, und hieß nun schlichtweg -- Herr Dentzel.
Der erste Abgeordnete, den die Landauer nach Paris geschickt hatten, hatte da nicht so gehandelt, wie man es gewollt hatte: er wurde also abgerufen, und Dentzel statt Seiner auf die damalige Na- tionalversammlung abgesandt. Hier hatte er nun Gelegenheit, seinen Patriotismus zu zeigen, und that dieses auch mit einer solchen Freymüthigkeit und Uneigennützigkeit, daß man ihn schon im Jahr 1792 zu Missionen gebrauchte. So war er auch damals, als man über das Schicksal des unglück-
einige von ſeinen Kreaturen abgeſchickt, welche man Koͤnigs-Kommiſſarien (commiſſaires royaux) nannte, und die ſtarken Antheil an allen Verhandlungen zum Vortheile des Souveraͤns zu nehmen und zu bewirken wußten. Dentzel warf einſt einen dieſer Kommiſſaͤre, der zu ſehr monar- chiſch jeſuitiſirte, vom Gemeinhauſe, und brachte es dahin, daß er die Stadt raͤumen mußte. Dar- uͤber entſtanden Klagen gegen ihn, er aber zog ſich mit Ehren aus der Sache, beſonders da ſich der damals ſchon ſehr angeſehene Ruͤhl ſeiner an- nahm. Dentzel wurde daher in Landau ange- betet von allen Patrioten, und was er angab, wur- de gebilligt und ausgefuͤhrt. Um ſich aber durch die Verwaltung ſeines geiſtlichen Amtes nicht zu ſchaden, gab er ſeine Pfarr-Stelle auf, und hieß nun ſchlichtweg — Herr Dentzel.
Der erſte Abgeordnete, den die Landauer nach Paris geſchickt hatten, hatte da nicht ſo gehandelt, wie man es gewollt hatte: er wurde alſo abgerufen, und Dentzel ſtatt Seiner auf die damalige Na- tionalverſammlung abgeſandt. Hier hatte er nun Gelegenheit, ſeinen Patriotismus zu zeigen, und that dieſes auch mit einer ſolchen Freymuͤthigkeit und Uneigennuͤtzigkeit, daß man ihn ſchon im Jahr 1792 zu Miſſionen gebrauchte. So war er auch damals, als man uͤber das Schickſal des ungluͤck-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0011"n="7"/>
einige von ſeinen Kreaturen abgeſchickt, welche<lb/>
man <hirendition="#g">Koͤnigs</hi>-<hirendition="#g">Kommiſſarien</hi> (<hirendition="#aq">commiſſaires<lb/>
royaux</hi>) nannte, und die ſtarken Antheil an allen<lb/>
Verhandlungen zum Vortheile des Souveraͤns zu<lb/>
nehmen und zu bewirken wußten. <hirendition="#g">Dentzel</hi> warf<lb/>
einſt einen dieſer Kommiſſaͤre, der zu ſehr monar-<lb/>
chiſch jeſuitiſirte, vom Gemeinhauſe, und brachte<lb/>
es dahin, daß er die Stadt raͤumen mußte. Dar-<lb/>
uͤber entſtanden Klagen gegen ihn, er aber zog ſich<lb/>
mit Ehren aus der Sache, beſonders da ſich der<lb/>
damals ſchon ſehr angeſehene <hirendition="#g">Ruͤhl</hi>ſeiner an-<lb/>
nahm. <hirendition="#g">Dentzel</hi> wurde daher in Landau ange-<lb/>
betet von allen Patrioten, und was er angab, wur-<lb/>
de gebilligt und ausgefuͤhrt. Um ſich aber durch<lb/>
die Verwaltung ſeines geiſtlichen Amtes nicht zu<lb/>ſchaden, gab er ſeine Pfarr-Stelle auf, und hieß<lb/>
nun ſchlichtweg — Herr Dentzel.</p><lb/><p>Der erſte Abgeordnete, den die Landauer nach<lb/>
Paris geſchickt hatten, hatte da nicht ſo gehandelt,<lb/>
wie man es gewollt hatte: er wurde alſo abgerufen,<lb/>
und <hirendition="#g">Dentzel</hi>ſtatt Seiner auf die damalige Na-<lb/>
tionalverſammlung abgeſandt. Hier hatte er nun<lb/>
Gelegenheit, ſeinen Patriotismus zu zeigen, und<lb/>
that dieſes auch mit einer ſolchen Freymuͤthigkeit<lb/>
und Uneigennuͤtzigkeit, daß man ihn ſchon im Jahr<lb/>
1792 zu Miſſionen gebrauchte. So war er auch<lb/>
damals, als man uͤber das Schickſal des ungluͤck-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[7/0011]
einige von ſeinen Kreaturen abgeſchickt, welche
man Koͤnigs-Kommiſſarien (commiſſaires
royaux) nannte, und die ſtarken Antheil an allen
Verhandlungen zum Vortheile des Souveraͤns zu
nehmen und zu bewirken wußten. Dentzel warf
einſt einen dieſer Kommiſſaͤre, der zu ſehr monar-
chiſch jeſuitiſirte, vom Gemeinhauſe, und brachte
es dahin, daß er die Stadt raͤumen mußte. Dar-
uͤber entſtanden Klagen gegen ihn, er aber zog ſich
mit Ehren aus der Sache, beſonders da ſich der
damals ſchon ſehr angeſehene Ruͤhl ſeiner an-
nahm. Dentzel wurde daher in Landau ange-
betet von allen Patrioten, und was er angab, wur-
de gebilligt und ausgefuͤhrt. Um ſich aber durch
die Verwaltung ſeines geiſtlichen Amtes nicht zu
ſchaden, gab er ſeine Pfarr-Stelle auf, und hieß
nun ſchlichtweg — Herr Dentzel.
Der erſte Abgeordnete, den die Landauer nach
Paris geſchickt hatten, hatte da nicht ſo gehandelt,
wie man es gewollt hatte: er wurde alſo abgerufen,
und Dentzel ſtatt Seiner auf die damalige Na-
tionalverſammlung abgeſandt. Hier hatte er nun
Gelegenheit, ſeinen Patriotismus zu zeigen, und
that dieſes auch mit einer ſolchen Freymuͤthigkeit
und Uneigennuͤtzigkeit, daß man ihn ſchon im Jahr
1792 zu Miſſionen gebrauchte. So war er auch
damals, als man uͤber das Schickſal des ungluͤck-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/11>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.