Ich finde zwar, daß man sogar in öffentli- chen Schriften aussprengt: der Kronprinz von Preußen lasse mich einen Gehalt genießen, als eine Belohnung für meine Mission *): allein man sprengt gar vieles aus! Freilich wenn es wahr wäre, dann hätte das Publikum ein Recht bey mir vorauszusetzen, daß ich von diesem Prin- zen, und von der Armee, bey welcher er eine Zeitlang ein Kommando geführt hat, vielleicht anders sprechen mögte, als ich nach meiner Ueberzeugung hätte sollen. Aber ich erkläre hie- mit ganz unbefangen, daß ich nicht die geringste Pension genieße, und daß ich auch ganz und gar keine Hoffnung habe, jemals von seiner Hoheit im geringsten unterstüzt zu werden: -- vielleicht versperrte ich mir durch eigne Schuld den Weg dazu.
Aber ob ich gleich noch immer überzeugt bin, daß ich nach der Aufopferung dessen, was ich hatte, indem ich mich blos um dem Kronprinzen zu dienen, und mich seiner Gnade zu empfehlen, in die Gefahr begab, mein Leben auf eine schimpf- liche Art zu verlieren, allerdings auf einige Unterstützung zu hoffen das Recht hatte, so kann ich doch diesem vortrefflichen Herrn die Schuld nicht beymessen, daß ich ohne die versprochne Hülfe von seiner Seite bleibe, und dadurch ge- nöthiget bin, Männern lästig zu seyn, welche
*) Unter andern geschieht dieß im II. B. des Fran- zösischen Freyheitskriegs, S. 25.
Ich finde zwar, daß man ſogar in oͤffentli- chen Schriften ausſprengt: der Kronprinz von Preußen laſſe mich einen Gehalt genießen, als eine Belohnung fuͤr meine Miſſion *): allein man ſprengt gar vieles aus! Freilich wenn es wahr waͤre, dann haͤtte das Publikum ein Recht bey mir vorauszuſetzen, daß ich von dieſem Prin- zen, und von der Armee, bey welcher er eine Zeitlang ein Kommando gefuͤhrt hat, vielleicht anders ſprechen moͤgte, als ich nach meiner Ueberzeugung haͤtte ſollen. Aber ich erklaͤre hie- mit ganz unbefangen, daß ich nicht die geringſte Penſion genieße, und daß ich auch ganz und gar keine Hoffnung habe, jemals von ſeiner Hoheit im geringſten unterſtuͤzt zu werden: — vielleicht verſperrte ich mir durch eigne Schuld den Weg dazu.
Aber ob ich gleich noch immer uͤberzeugt bin, daß ich nach der Aufopferung deſſen, was ich hatte, indem ich mich blos um dem Kronprinzen zu dienen, und mich ſeiner Gnade zu empfehlen, in die Gefahr begab, mein Leben auf eine ſchimpf- liche Art zu verlieren, allerdings auf einige Unterſtuͤtzung zu hoffen das Recht hatte, ſo kann ich doch dieſem vortrefflichen Herrn die Schuld nicht beymeſſen, daß ich ohne die verſprochne Huͤlfe von ſeiner Seite bleibe, und dadurch ge- noͤthiget bin, Maͤnnern laͤſtig zu ſeyn, welche
*) Unter andern geſchieht dieß im II. B. des Fran- zoͤſiſchen Freyheitskriegs, S. 25.
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[XIII/0009]
Ich finde zwar, daß man ſogar in oͤffentli-
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Preußen laſſe mich einen Gehalt genießen, als
eine Belohnung fuͤr meine Miſſion *): allein
man ſprengt gar vieles aus! Freilich wenn es
wahr waͤre, dann haͤtte das Publikum ein Recht
bey mir vorauszuſetzen, daß ich von dieſem Prin-
zen, und von der Armee, bey welcher er eine
Zeitlang ein Kommando gefuͤhrt hat, vielleicht
anders ſprechen moͤgte, als ich nach meiner
Ueberzeugung haͤtte ſollen. Aber ich erklaͤre hie-
mit ganz unbefangen, daß ich nicht die geringſte
Penſion genieße, und daß ich auch ganz und gar
keine Hoffnung habe, jemals von ſeiner Hoheit
im geringſten unterſtuͤzt zu werden: — vielleicht
verſperrte ich mir durch eigne Schuld den Weg
dazu.
Aber ob ich gleich noch immer uͤberzeugt bin,
daß ich nach der Aufopferung deſſen, was ich
hatte, indem ich mich blos um dem Kronprinzen
zu dienen, und mich ſeiner Gnade zu empfehlen,
in die Gefahr begab, mein Leben auf eine ſchimpf-
liche Art zu verlieren, allerdings auf einige
Unterſtuͤtzung zu hoffen das Recht hatte, ſo kann
ich doch dieſem vortrefflichen Herrn die Schuld
nicht beymeſſen, daß ich ohne die verſprochne
Huͤlfe von ſeiner Seite bleibe, und dadurch ge-
noͤthiget bin, Maͤnnern laͤſtig zu ſeyn, welche
*) Unter andern geſchieht dieß im II. B. des Fran-
zoͤſiſchen Freyheitskriegs, S. 25.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/9>, abgerufen am 18.12.2024.
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