Wahrheit, als die erste und ärgste -- darin wie Gift verhaßt ist, und der Protestant gilt dort we- niger, als der Jude. Der Kurfürst hat zwar einige Anstalten zur Verbesserung des Schulwesens tref- fen lassen; aber die Bücher des Martin von Cochem und dessen gleichen sind noch immer die Hauptquel- len, woraus der Trierer seine Weisheit sammelt. Daher sind die Trierer abscheulich abergläubig, rennen in alle Messen und fürchten sich schrecklich vor Gespenstern, Kobolden und Hexen. Beyher sind sie alle grob und massiv im höchsten Grade, und haben auch eine ihren derben Sitten ganz ange- meßne Sprache. Eich seyn, mer ben, dan hoscht, eich hun, ehr san, se gihn *) u. d. gl. ist recht Trie- risch. Ich habe sogar Leute von Erziehung, und vornehme Frauenzimmer so sprechen hören. Derley grober Dialekt verstellt aber gewiß den schönen Mund einer Fräulein von Sparr, und einer Mamsell Vola. Sie sollten sich doch eine feinere Sprache angewöhnen -- rathe ich ohnmaßgeblich.
Ich hatte im Lager bey Luxemburg ein Lied -- so nach meiner Art -- auf die Trierer und das Trierland gesudelt, welches die Soldaten auswen- dig lernten, und auf dem Marsche hersangen. Ein gewisser Soldat, Schneider, hatte das Ding, das
*) Ich bin, wir sind, du hast, ich habe, ihr saget, sie gehen.
Wahrheit, als die erſte und aͤrgſte — darin wie Gift verhaßt iſt, und der Proteſtant gilt dort we- niger, als der Jude. Der Kurfuͤrſt hat zwar einige Anſtalten zur Verbeſſerung des Schulweſens tref- fen laſſen; aber die Buͤcher des Martin von Cochem und deſſen gleichen ſind noch immer die Hauptquel- len, woraus der Trierer ſeine Weisheit ſammelt. Daher ſind die Trierer abſcheulich aberglaͤubig, rennen in alle Meſſen und fuͤrchten ſich ſchrecklich vor Geſpenſtern, Kobolden und Hexen. Beyher ſind ſie alle grob und maſſiv im hoͤchſten Grade, und haben auch eine ihren derben Sitten ganz ange- meßne Sprache. Eich ſeyn, mer ben, dan hoſcht, eich hun, ehr ſan, ſe gihn *) u. d. gl. iſt recht Trie- riſch. Ich habe ſogar Leute von Erziehung, und vornehme Frauenzimmer ſo ſprechen hoͤren. Derley grober Dialekt verſtellt aber gewiß den ſchoͤnen Mund einer Fraͤulein von Sparr, und einer Mamſell Vola. Sie ſollten ſich doch eine feinere Sprache angewoͤhnen — rathe ich ohnmaßgeblich.
Ich hatte im Lager bey Luxemburg ein Lied — ſo nach meiner Art — auf die Trierer und das Trierland geſudelt, welches die Soldaten auswen- dig lernten, und auf dem Marſche herſangen. Ein gewiſſer Soldat, Schneider, hatte das Ding, das
*) Ich bin, wir ſind, du haſt, ich habe, ihr ſaget, ſie gehen.
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Wahrheit, als die erſte und aͤrgſte — darin wie
Gift verhaßt iſt, und der Proteſtant gilt dort we-
niger, als der Jude. Der Kurfuͤrſt hat zwar einige
Anſtalten zur Verbeſſerung des Schulweſens tref-
fen laſſen; aber die Buͤcher des Martin von Cochem
und deſſen gleichen ſind noch immer die Hauptquel-
len, woraus der Trierer ſeine Weisheit ſammelt.
Daher ſind die Trierer abſcheulich aberglaͤubig,
rennen in alle Meſſen und fuͤrchten ſich ſchrecklich
vor Geſpenſtern, Kobolden und Hexen. Beyher
ſind ſie alle grob und maſſiv im hoͤchſten Grade,
und haben auch eine ihren derben Sitten ganz ange-
meßne Sprache. Eich ſeyn, mer ben, dan hoſcht,
eich hun, ehr ſan, ſe gihn *) u. d. gl. iſt recht Trie-
riſch. Ich habe ſogar Leute von Erziehung, und
vornehme Frauenzimmer ſo ſprechen hoͤren. Derley
grober Dialekt verſtellt aber gewiß den ſchoͤnen
Mund einer Fraͤulein von Sparr, und einer
Mamſell Vola. Sie ſollten ſich doch eine feinere
Sprache angewoͤhnen — rathe ich ohnmaßgeblich.
Ich hatte im Lager bey Luxemburg ein Lied —
ſo nach meiner Art — auf die Trierer und das
Trierland geſudelt, welches die Soldaten auswen-
dig lernten, und auf dem Marſche herſangen. Ein
gewiſſer Soldat, Schneider, hatte das Ding, das
*) Ich bin, wir ſind, du haſt, ich habe, ihr ſaget, ſie gehen.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/87>, abgerufen am 24.11.2024.
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