und rein ausgeplündert worden: allein dieß half der Prellerey im Ganzen nicht ab.
Ich sagte dem Schuft einmal so meine Mey- nung, daß er das Bier für 12 Kreuzer verkaufte, und gab ihm die Titel, welche er verdiente. Da lief er hin zum Hn. von Mandelsloh, meinem Hauptmann, fand aber kein Gehör, weil dieser brave Mann recht wohl wußte, daß der Jude ein abgefeimter Schurke war. Also überlief er gar den Obristen von Hunt, welcher mir denn befehlen ließ, den schuftigen Juden ferner nicht mehr Schuft zu heißen. Aber wie konnte ich wider die Wahr- heit!
Im Lager bey Koblenz besuchte mich auch Hr. Prediger Schellenberg aus Neuwied, Verfas- ser einiger philologischer und pädagogischer Schrif- ten, und ein würdiger Schüler des braven Herrn Professors Wolff zu Halle. Ich habe einige recht vergnügte Stunden in Gesellschaft dieses ehr- lichen Freundes zugebracht. Hr. Schellenberg hatte ganz andre Gedanken von der französischen Revo- lution, als sein Landsmann, der Neuwieder Zei- tungsschreiber, ein rechtes Pendant von dem Herrn von Schirach und von Aloysius Hofmann zu Wieu.*)
*) Siehe Kleinigkeiten aus der Brieftasche Peter Roberts S. 210 u. 239 wie auch Beschreibung der Universität zu Schildau
und rein ausgepluͤndert worden: allein dieß half der Prellerey im Ganzen nicht ab.
Ich ſagte dem Schuft einmal ſo meine Mey- nung, daß er das Bier fuͤr 12 Kreuzer verkaufte, und gab ihm die Titel, welche er verdiente. Da lief er hin zum Hn. von Mandelsloh, meinem Hauptmann, fand aber kein Gehoͤr, weil dieſer brave Mann recht wohl wußte, daß der Jude ein abgefeimter Schurke war. Alſo uͤberlief er gar den Obriſten von Hunt, welcher mir denn befehlen ließ, den ſchuftigen Juden ferner nicht mehr Schuft zu heißen. Aber wie konnte ich wider die Wahr- heit!
Im Lager bey Koblenz beſuchte mich auch Hr. Prediger Schellenberg aus Neuwied, Verfaſ- ſer einiger philologiſcher und paͤdagogiſcher Schrif- ten, und ein wuͤrdiger Schuͤler des braven Herrn Profeſſors Wolff zu Halle. Ich habe einige recht vergnuͤgte Stunden in Geſellſchaft dieſes ehr- lichen Freundes zugebracht. Hr. Schellenberg hatte ganz andre Gedanken von der franzoͤſiſchen Revo- lution, als ſein Landsmann, der Neuwieder Zei- tungsſchreiber, ein rechtes Pendant von dem Herrn von Schirach und von Aloyſius Hofmann zu Wieu.*)
*) Siehe Kleinigkeiten aus der Brieftaſche Peter Roberts S. 210 u. 239 wie auch Beſchreibung der Univerſitaͤt zu Schildau
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0083"n="71"/>
und rein ausgepluͤndert worden: allein dieß half<lb/>
der Prellerey im Ganzen nicht ab.</p><lb/><p>Ich ſagte dem Schuft einmal ſo meine Mey-<lb/>
nung, daß er das Bier fuͤr 12 Kreuzer verkaufte,<lb/>
und gab ihm die Titel, welche er verdiente. Da<lb/>
lief er hin zum Hn. von <hirendition="#g">Mandelsloh</hi>, meinem<lb/>
Hauptmann, fand aber kein Gehoͤr, weil dieſer<lb/>
brave Mann recht wohl wußte, daß der Jude ein<lb/>
abgefeimter Schurke war. Alſo uͤberlief er gar den<lb/>
Obriſten von <hirendition="#g">Hunt</hi>, welcher mir denn befehlen<lb/>
ließ, den ſchuftigen Juden ferner nicht mehr Schuft<lb/>
zu heißen. Aber wie konnte ich wider die Wahr-<lb/>
heit!</p><lb/><p>Im Lager bey Koblenz beſuchte mich auch Hr.<lb/>
Prediger <hirendition="#g">Schellenberg</hi> aus Neuwied, Verfaſ-<lb/>ſer einiger philologiſcher und paͤdagogiſcher Schrif-<lb/>
ten, und ein wuͤrdiger Schuͤler des braven Herrn<lb/>
Profeſſors <hirendition="#g">Wolff</hi> zu Halle. Ich <choice><sic>habr</sic><corr>habe</corr></choice> einige<lb/>
recht vergnuͤgte Stunden in Geſellſchaft dieſes ehr-<lb/>
lichen Freundes zugebracht. Hr. Schellenberg hatte<lb/>
ganz andre Gedanken von der franzoͤſiſchen Revo-<lb/>
lution, als ſein Landsmann, der Neuwieder Zei-<lb/>
tungsſchreiber, ein rechtes Pendant von dem Herrn<lb/>
von Schirach und von Aloyſius Hofmann zu Wieu.<notexml:id="note-0083"next="#note-0084"place="foot"n="*)">Siehe Kleinigkeiten aus der Brieftaſche Peter Roberts S.<lb/>
210 u. 239 wie auch Beſchreibung der Univerſitaͤt zu Schildau</note></p><lb/></div></body></text></TEI>
[71/0083]
und rein ausgepluͤndert worden: allein dieß half
der Prellerey im Ganzen nicht ab.
Ich ſagte dem Schuft einmal ſo meine Mey-
nung, daß er das Bier fuͤr 12 Kreuzer verkaufte,
und gab ihm die Titel, welche er verdiente. Da
lief er hin zum Hn. von Mandelsloh, meinem
Hauptmann, fand aber kein Gehoͤr, weil dieſer
brave Mann recht wohl wußte, daß der Jude ein
abgefeimter Schurke war. Alſo uͤberlief er gar den
Obriſten von Hunt, welcher mir denn befehlen
ließ, den ſchuftigen Juden ferner nicht mehr Schuft
zu heißen. Aber wie konnte ich wider die Wahr-
heit!
Im Lager bey Koblenz beſuchte mich auch Hr.
Prediger Schellenberg aus Neuwied, Verfaſ-
ſer einiger philologiſcher und paͤdagogiſcher Schrif-
ten, und ein wuͤrdiger Schuͤler des braven Herrn
Profeſſors Wolff zu Halle. Ich habe einige
recht vergnuͤgte Stunden in Geſellſchaft dieſes ehr-
lichen Freundes zugebracht. Hr. Schellenberg hatte
ganz andre Gedanken von der franzoͤſiſchen Revo-
lution, als ſein Landsmann, der Neuwieder Zei-
tungsſchreiber, ein rechtes Pendant von dem Herrn
von Schirach und von Aloyſius Hofmann zu Wieu. *)
*) Siehe Kleinigkeiten aus der Brieftaſche Peter Roberts S.
210 u. 239 wie auch Beſchreibung der Univerſitaͤt zu Schildau
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/83>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.