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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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der gewöhnlichen Herrscher-Diplomatik riechen,
sondern gerecht, und wahr seyn, so daß ein [ - 4 Zeichen fehlen]-
cher Mann sie ehrlich vortragen, und von ihrer mo-
tivirten Darstellung das erwarten könnte, was Viele
nach dem hergebrachten Herrscherwahn entweder
von dem Nimbus ihrer Macht, oder von der Rhe-
torik des Korporalstocks sich versprechen, aber ge-
wöhnlich so finden, wie bisher. Auch der ge-
meinste Mann ist mehr als Maschine, zumal jezt
unter der Gegenfeile der Franzosen. Die Zeit wird
mich rechtfertigen.

Major: Er kann recht haben, Laukhard, --
aber die Kriegsplane dürfen doch niemals bekannt
gemacht werden.

Ich: Das versteht sich allein: die Ursachen,
warum man Krieg führt und die Art, wie man
ihn führt oder führen will, sind sehr verschieden.
Jene müssen jedem Soldaten genau bekannt seyn
d. h. jeder Soldat, der halbwege Nachdenken hat,
muß einsehen, daß er für die gerechte Sache ins
Feld zieht: aber die Plane -- darf nur der Feld-
herr wissen. u. s. w.

Unter diesem Gespräche kamen wir eine gute
Strecke von Nußdorff ab. Es begegnete uns eine
Patrouille, welche uns berichtete, daß in der Tiefe
alles ruhig sey. Nun, sagte Hr. von Mandels-
loh, so begleiten wir unsern Laukhard noch eine

der gewoͤhnlichen Herrſcher-Diplomatik riechen,
ſondern gerecht, und wahr ſeyn, ſo daß ein [ – 4 Zeichen fehlen]-
cher Mann ſie ehrlich vortragen, und von ihrer mo-
tivirten Darſtellung das erwarten koͤnnte, was Viele
nach dem hergebrachten Herrſcherwahn entweder
von dem Nimbus ihrer Macht, oder von der Rhe-
torik des Korporalſtocks ſich verſprechen, aber ge-
woͤhnlich ſo finden, wie bisher. Auch der ge-
meinſte Mann iſt mehr als Maſchine, zumal jezt
unter der Gegenfeile der Franzoſen. Die Zeit wird
mich rechtfertigen.

Major: Er kann recht haben, Laukhard, —
aber die Kriegsplane duͤrfen doch niemals bekannt
gemacht werden.

Ich: Das verſteht ſich allein: die Urſachen,
warum man Krieg fuͤhrt und die Art, wie man
ihn fuͤhrt oder fuͤhren will, ſind ſehr verſchieden.
Jene muͤſſen jedem Soldaten genau bekannt ſeyn
d. h. jeder Soldat, der halbwege Nachdenken hat,
muß einſehen, daß er fuͤr die gerechte Sache ins
Feld zieht: aber die Plane — darf nur der Feld-
herr wiſſen. u. ſ. w.

Unter dieſem Geſpraͤche kamen wir eine gute
Strecke von Nußdorff ab. Es begegnete uns eine
Patrouille, welche uns berichtete, daß in der Tiefe
alles ruhig ſey. Nun, ſagte Hr. von Mandels-
loh, ſo begleiten wir unſern Laukhard noch eine

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[516/0528] der gewoͤhnlichen Herrſcher-Diplomatik riechen, ſondern gerecht, und wahr ſeyn, ſo daß ein ____- cher Mann ſie ehrlich vortragen, und von ihrer mo- tivirten Darſtellung das erwarten koͤnnte, was Viele nach dem hergebrachten Herrſcherwahn entweder von dem Nimbus ihrer Macht, oder von der Rhe- torik des Korporalſtocks ſich verſprechen, aber ge- woͤhnlich ſo finden, wie bisher. Auch der ge- meinſte Mann iſt mehr als Maſchine, zumal jezt unter der Gegenfeile der Franzoſen. Die Zeit wird mich rechtfertigen. Major: Er kann recht haben, Laukhard, — aber die Kriegsplane duͤrfen doch niemals bekannt gemacht werden. Ich: Das verſteht ſich allein: die Urſachen, warum man Krieg fuͤhrt und die Art, wie man ihn fuͤhrt oder fuͤhren will, ſind ſehr verſchieden. Jene muͤſſen jedem Soldaten genau bekannt ſeyn d. h. jeder Soldat, der halbwege Nachdenken hat, muß einſehen, daß er fuͤr die gerechte Sache ins Feld zieht: aber die Plane — darf nur der Feld- herr wiſſen. u. ſ. w. Unter dieſem Geſpraͤche kamen wir eine gute Strecke von Nußdorff ab. Es begegnete uns eine Patrouille, welche uns berichtete, daß in der Tiefe alles ruhig ſey. Nun, ſagte Hr. von Mandels- loh, ſo begleiten wir unſern Laukhard noch eine

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/528>, abgerufen am 21.11.2024.