ten Gegend, und von diesen erfuhr ich die ganze Litaney von allem, was seit meiner Abwesenheit aus der Pfalz, vorgefallen war, aber ich erfuhr selten etwas erfreuliches. Alles war so beym Alten geblieben, und wenn ja der eine und der andre etwas hatte bessern wollen, so hatte er es sofort zu thun mit den Pfaffen, Edelleuten und Beamten, welche ihn an allen Unternehmungen hinderten. Alle hoff- ten eine Generalreforme nach dem Ende des Krie- ges. Gebe sie der Himmel!
Alle Tage hörten wir, daß die Franzosen da und dort vor den Deutschen wichen, und nun sa- hen die meisten nichts sicherer entgegen, als Lan- daus Einnahme, und der Eroberung von ganz El- saß. Einige radotirten schon von Strasburgs wirk- licher Einnahme! Diese Nachricht verbreitete sich deswegen, weil wirklich in Strasburg ein Kom- plot existirte, welches die Festung den Deutschen in die Hände spielen wollte. Die vornehmsten Mitglieder des Komplots waren mehrere von der Strasburger Municipalität, und einige reiche Ju- den. Aber Eulogius Schneider, der da- mals öffentlicher Ankläger war, entdeckte durch seine Emissärs den Anschlag: die Verschwornen wurden eingezogen und fanden ihr Ende auf der Guillotine. Dabey war auch der gewesene Maire, Hr. von Dietrichs.
ten Gegend, und von dieſen erfuhr ich die ganze Litaney von allem, was ſeit meiner Abweſenheit aus der Pfalz, vorgefallen war, aber ich erfuhr ſelten etwas erfreuliches. Alles war ſo beym Alten geblieben, und wenn ja der eine und der andre etwas hatte beſſern wollen, ſo hatte er es ſofort zu thun mit den Pfaffen, Edelleuten und Beamten, welche ihn an allen Unternehmungen hinderten. Alle hoff- ten eine Generalreforme nach dem Ende des Krie- ges. Gebe ſie der Himmel!
Alle Tage hoͤrten wir, daß die Franzoſen da und dort vor den Deutſchen wichen, und nun ſa- hen die meiſten nichts ſicherer entgegen, als Lan- daus Einnahme, und der Eroberung von ganz El- ſaß. Einige radotirten ſchon von Strasburgs wirk- licher Einnahme! Dieſe Nachricht verbreitete ſich deswegen, weil wirklich in Strasburg ein Kom- plot exiſtirte, welches die Feſtung den Deutſchen in die Haͤnde ſpielen wollte. Die vornehmſten Mitglieder des Komplots waren mehrere von der Strasburger Municipalitaͤt, und einige reiche Ju- den. Aber Eulogius Schneider, der da- mals oͤffentlicher Anklaͤger war, entdeckte durch ſeine Emiſſaͤrs den Anſchlag: die Verſchwornen wurden eingezogen und fanden ihr Ende auf der Guillotine. Dabey war auch der geweſene Maire, Hr. von Dietrichs.
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ten Gegend, und von dieſen erfuhr ich die ganze
Litaney von allem, was ſeit meiner Abweſenheit
aus der Pfalz, vorgefallen war, aber ich erfuhr
ſelten etwas erfreuliches. Alles war ſo beym Alten
geblieben, und wenn ja der eine und der andre etwas
hatte beſſern wollen, ſo hatte er es ſofort zu thun
mit den Pfaffen, Edelleuten und Beamten, welche
ihn an allen Unternehmungen hinderten. Alle hoff-
ten eine Generalreforme nach dem Ende des Krie-
ges. Gebe ſie der Himmel!
Alle Tage hoͤrten wir, daß die Franzoſen da
und dort vor den Deutſchen wichen, und nun ſa-
hen die meiſten nichts ſicherer entgegen, als Lan-
daus Einnahme, und der Eroberung von ganz El-
ſaß. Einige radotirten ſchon von Strasburgs wirk-
licher Einnahme! Dieſe Nachricht verbreitete ſich
deswegen, weil wirklich in Strasburg ein Kom-
plot exiſtirte, welches die Feſtung den Deutſchen
in die Haͤnde ſpielen wollte. Die vornehmſten
Mitglieder des Komplots waren mehrere von der
Strasburger Municipalitaͤt, und einige reiche Ju-
den. Aber Eulogius Schneider, der da-
mals oͤffentlicher Anklaͤger war, entdeckte durch
ſeine Emiſſaͤrs den Anſchlag: die Verſchwornen
wurden eingezogen und fanden ihr Ende auf der
Guillotine. Dabey war auch der geweſene Maire,
Hr. von Dietrichs.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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