Speier lebt man für sich, und verachtet alles, was nicht aus Speier ist.
Als demnach die Herren zu Speier wieder in Aktivität waren, und das ganze Frankensystem auf immer, wie sie wähnten, vernichtet sahen, fielen sie gar mörderlich über die her, welche den Franzosen günstig gewesen waren, oder gewesen zu seyn schienen. Diese wurden nun eingezogen, und ihre Güter sequestrirt, mehr als 230 an der Zahl!!
Damals lagen die vom Korps des Prinzen von Conde in Speier: es waren aber gerade zum Un- glück die sogenannten schwarzen Maykäfer d. h. die Soldaten des Kardinals von Rohan, darun- ter, eine zusammengelaufene schändliche Canaille, deren Offiziere lauter Emigrirte waren. Selbst die Oestreicher und Preußen konnten das verdammte Gesindel durchaus nicht leiden. Diese Buben ver- übten nun, auf Anstiften ihrer Anführer und des elenden aristokratischen Gesindels in Speier, allen Muthwillen an den sogenannten Patrioten. Sie plünderten ihre Häuser, mishandelten ihre Anver- wandte, indeß die Unglücklichen selbst in den schänd- lichsten Löchern schmachten mußten.
Der Magistrat ließ es aber bey dem bloßen Ein- sperren nicht bewenden, sondern er befahl noch, daß die Patrioten die öffentlichen Arbeiten verrich- ten sollten: und dabey hatten dann Unteroffiziere
Speier lebt man fuͤr ſich, und verachtet alles, was nicht aus Speier iſt.
Als demnach die Herren zu Speier wieder in Aktivitaͤt waren, und das ganze Frankenſyſtem auf immer, wie ſie waͤhnten, vernichtet ſahen, fielen ſie gar moͤrderlich uͤber die her, welche den Franzoſen guͤnſtig geweſen waren, oder geweſen zu ſeyn ſchienen. Dieſe wurden nun eingezogen, und ihre Guͤter ſequeſtrirt, mehr als 230 an der Zahl!!
Damals lagen die vom Korps des Prinzen von Condé in Speier: es waren aber gerade zum Un- gluͤck die ſogenannten ſchwarzen Maykaͤfer d. h. die Soldaten des Kardinals von Rohan, darun- ter, eine zuſammengelaufene ſchaͤndliche Canaille, deren Offiziere lauter Emigrirte waren. Selbſt die Oeſtreicher und Preußen konnten das verdammte Geſindel durchaus nicht leiden. Dieſe Buben ver- uͤbten nun, auf Anſtiften ihrer Anfuͤhrer und des elenden ariſtokratiſchen Geſindels in Speier, allen Muthwillen an den ſogenannten Patrioten. Sie pluͤnderten ihre Haͤuſer, mishandelten ihre Anver- wandte, indeß die Ungluͤcklichen ſelbſt in den ſchaͤnd- lichſten Loͤchern ſchmachten mußten.
Der Magiſtrat ließ es aber bey dem bloßen Ein- ſperren nicht bewenden, ſondern er befahl noch, daß die Patrioten die oͤffentlichen Arbeiten verrich- ten ſollten: und dabey hatten dann Unteroffiziere
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Speier lebt man fuͤr ſich, und verachtet alles, was
nicht aus Speier iſt.
Als demnach die Herren zu Speier wieder in
Aktivitaͤt waren, und das ganze Frankenſyſtem
auf immer, wie ſie waͤhnten, vernichtet ſahen,
fielen ſie gar moͤrderlich uͤber die her, welche den
Franzoſen guͤnſtig geweſen waren, oder geweſen zu
ſeyn ſchienen. Dieſe wurden nun eingezogen, und
ihre Guͤter ſequeſtrirt, mehr als 230 an der Zahl!!
Damals lagen die vom Korps des Prinzen von
Condé in Speier: es waren aber gerade zum Un-
gluͤck die ſogenannten ſchwarzen Maykaͤfer d. h.
die Soldaten des Kardinals von Rohan, darun-
ter, eine zuſammengelaufene ſchaͤndliche Canaille,
deren Offiziere lauter Emigrirte waren. Selbſt die
Oeſtreicher und Preußen konnten das verdammte
Geſindel durchaus nicht leiden. Dieſe Buben ver-
uͤbten nun, auf Anſtiften ihrer Anfuͤhrer und des
elenden ariſtokratiſchen Geſindels in Speier, allen
Muthwillen an den ſogenannten Patrioten. Sie
pluͤnderten ihre Haͤuſer, mishandelten ihre Anver-
wandte, indeß die Ungluͤcklichen ſelbſt in den ſchaͤnd-
lichſten Loͤchern ſchmachten mußten.
Der Magiſtrat ließ es aber bey dem bloßen Ein-
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daß die Patrioten die oͤffentlichen Arbeiten verrich-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/479>, abgerufen am 24.11.2024.
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