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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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gern er seine bessere Einsicht jederman ohne Rück-
halt mittheilte. Noch jezt sind die Spuren dieser
Mittheilung in jenen Ländern sichtbar, nicht nur
unter Protestanten, sondern sogar auch unter Ka-
tholiken. Ich weiß und kenne selbst viele, welche
dem Doktor die Richtung ihrer Aufmerksamkeit auf
die wahren und ersten Elemente der höhern und ed-
lern Humanität danken, ihm, wie ihrem Vater,
noch jezt kindlich gewogen sind, und seine wirklich
großen Verdienste schätzen. Mögten diese Edlen
ihre Achtung für die Verdienste dieses Mannes
durch Unterstützung seiner Kinder, welche nicht so
sehr durch den Leichtsinn ihres Vaters, als viel-
mehr durch seine Aufopferung für die Wahrheit,
sich in dürftigen Umständen befinden, sichtbar ma-
chen! Bahrdt war immer auch bey allen seinen
Schwächen ein Mann, auf den unsre Nation mit
Recht stolz ist. Was Flecken war, vermodert,
sagt Bürger, aber die Verdienste bleiben ewig!
-- Genug, hätte Bahrdt länger in der Pfalz
bleiben, und mehr und ungehinderter da wirken
können, hätte ein Rühl ihn nicht gehaßt, und
hätte der Weihbischof von Scheben ihn nicht ver-
folgt, so würde die Pfalz durch Ihn und durch
seine Bemühungen merklich gewonnen haben. Man
hätte durch ihn an Einsicht zugenommen, wäre
toleranter geworden, hätte den Amtleuten genauer

gern er ſeine beſſere Einſicht jederman ohne Ruͤck-
halt mittheilte. Noch jezt ſind die Spuren dieſer
Mittheilung in jenen Laͤndern ſichtbar, nicht nur
unter Proteſtanten, ſondern ſogar auch unter Ka-
tholiken. Ich weiß und kenne ſelbſt viele, welche
dem Doktor die Richtung ihrer Aufmerkſamkeit auf
die wahren und erſten Elemente der hoͤhern und ed-
lern Humanitaͤt danken, ihm, wie ihrem Vater,
noch jezt kindlich gewogen ſind, und ſeine wirklich
großen Verdienſte ſchaͤtzen. Moͤgten dieſe Edlen
ihre Achtung fuͤr die Verdienſte dieſes Mannes
durch Unterſtuͤtzung ſeiner Kinder, welche nicht ſo
ſehr durch den Leichtſinn ihres Vaters, als viel-
mehr durch ſeine Aufopferung fuͤr die Wahrheit,
ſich in duͤrftigen Umſtaͤnden befinden, ſichtbar ma-
chen! Bahrdt war immer auch bey allen ſeinen
Schwaͤchen ein Mann, auf den unſre Nation mit
Recht ſtolz iſt. Was Flecken war, vermodert,
ſagt Buͤrger, aber die Verdienſte bleiben ewig!
— Genug, haͤtte Bahrdt laͤnger in der Pfalz
bleiben, und mehr und ungehinderter da wirken
koͤnnen, haͤtte ein Ruͤhl ihn nicht gehaßt, und
haͤtte der Weihbiſchof von Scheben ihn nicht ver-
folgt, ſo wuͤrde die Pfalz durch Ihn und durch
ſeine Bemuͤhungen merklich gewonnen haben. Man
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[463/0475] gern er ſeine beſſere Einſicht jederman ohne Ruͤck- halt mittheilte. Noch jezt ſind die Spuren dieſer Mittheilung in jenen Laͤndern ſichtbar, nicht nur unter Proteſtanten, ſondern ſogar auch unter Ka- tholiken. Ich weiß und kenne ſelbſt viele, welche dem Doktor die Richtung ihrer Aufmerkſamkeit auf die wahren und erſten Elemente der hoͤhern und ed- lern Humanitaͤt danken, ihm, wie ihrem Vater, noch jezt kindlich gewogen ſind, und ſeine wirklich großen Verdienſte ſchaͤtzen. Moͤgten dieſe Edlen ihre Achtung fuͤr die Verdienſte dieſes Mannes durch Unterſtuͤtzung ſeiner Kinder, welche nicht ſo ſehr durch den Leichtſinn ihres Vaters, als viel- mehr durch ſeine Aufopferung fuͤr die Wahrheit, ſich in duͤrftigen Umſtaͤnden befinden, ſichtbar ma- chen! Bahrdt war immer auch bey allen ſeinen Schwaͤchen ein Mann, auf den unſre Nation mit Recht ſtolz iſt. Was Flecken war, vermodert, ſagt Buͤrger, aber die Verdienſte bleiben ewig! — Genug, haͤtte Bahrdt laͤnger in der Pfalz bleiben, und mehr und ungehinderter da wirken koͤnnen, haͤtte ein Ruͤhl ihn nicht gehaßt, und haͤtte der Weihbiſchof von Scheben ihn nicht ver- folgt, ſo wuͤrde die Pfalz durch Ihn und durch ſeine Bemuͤhungen merklich gewonnen haben. Man haͤtte durch ihn an Einſicht zugenommen, waͤre toleranter geworden, haͤtte den Amtleuten genauer

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/475>, abgerufen am 22.11.2024.