Zu diesen Arbeiten brauchte man Soldaten und die Bauren aus der dortigen ganzen Gegend. Es ist, dünkt mich, für diesen Punkt im Kriegswesen noch sehr viel zu verbessern, und der Vorschlag Eines der Mitarbeiter an dem Magazin der neusten Kriegsbegebenheiten, ein stehendes Korps Arbeiter zu errichten, scheint mir nicht sehr Unrecht: denn sowohl die Soldaten, als die Bauren schicken sich zu solchen Arbeiten gar schlecht.
Der Soldat arbeitet überhaupt nicht gern. Wenn ich hätte arbeiten wollen, spricht er, wäre ich nicht Soldat geworden. Und wahrlich, ein Graben, woran 150 Mann zwey volle Tage ar- beiten, kann in Einem gar füglich durch 30 oder 40 ordentliche Schaffer fertig werden.
Die Bauren sind bey militärischen Werken eben- falls schlechte Arbeiter. Einmal sind die Leute im- mer gezwungen, und da schicken sie Kreti und Pleti, Kinder, Weiber, Mädchen, kurz alles, was nur gehen kann. Bey der Arbeit selbst wird entweder geflucht, oder gekackelt und wenig oder nichts aus- geführt.
Es scheint auch nicht sehr billig zu seyn, den armen Bauren, welche ohnehin ihre liebe Noth mit Lieferungen, Fuhren u. dgl. haben, auch noch die Last der Schanzarbeiten aufzulegen. Man be- denke, wie der arme Landmann bedrängt wird,
Zu dieſen Arbeiten brauchte man Soldaten und die Bauren aus der dortigen ganzen Gegend. Es iſt, duͤnkt mich, fuͤr dieſen Punkt im Kriegsweſen noch ſehr viel zu verbeſſern, und der Vorſchlag Eines der Mitarbeiter an dem Magazin der neuſten Kriegsbegebenheiten, ein ſtehendes Korps Arbeiter zu errichten, ſcheint mir nicht ſehr Unrecht: denn ſowohl die Soldaten, als die Bauren ſchicken ſich zu ſolchen Arbeiten gar ſchlecht.
Der Soldat arbeitet uͤberhaupt nicht gern. Wenn ich haͤtte arbeiten wollen, ſpricht er, waͤre ich nicht Soldat geworden. Und wahrlich, ein Graben, woran 150 Mann zwey volle Tage ar- beiten, kann in Einem gar fuͤglich durch 30 oder 40 ordentliche Schaffer fertig werden.
Die Bauren ſind bey militaͤriſchen Werken eben- falls ſchlechte Arbeiter. Einmal ſind die Leute im- mer gezwungen, und da ſchicken ſie Kreti und Pleti, Kinder, Weiber, Maͤdchen, kurz alles, was nur gehen kann. Bey der Arbeit ſelbſt wird entweder geflucht, oder gekackelt und wenig oder nichts aus- gefuͤhrt.
Es ſcheint auch nicht ſehr billig zu ſeyn, den armen Bauren, welche ohnehin ihre liebe Noth mit Lieferungen, Fuhren u. dgl. haben, auch noch die Laſt der Schanzarbeiten aufzulegen. Man be- denke, wie der arme Landmann bedraͤngt wird,
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Zu dieſen Arbeiten brauchte man Soldaten und die
Bauren aus der dortigen ganzen Gegend. Es iſt,
duͤnkt mich, fuͤr dieſen Punkt im Kriegsweſen noch
ſehr viel zu verbeſſern, und der Vorſchlag Eines
der Mitarbeiter an dem Magazin der neuſten
Kriegsbegebenheiten, ein ſtehendes Korps
Arbeiter zu errichten, ſcheint mir nicht ſehr Unrecht:
denn ſowohl die Soldaten, als die Bauren ſchicken
ſich zu ſolchen Arbeiten gar ſchlecht.
Der Soldat arbeitet uͤberhaupt nicht gern.
Wenn ich haͤtte arbeiten wollen, ſpricht er, waͤre
ich nicht Soldat geworden. Und wahrlich, ein
Graben, woran 150 Mann zwey volle Tage ar-
beiten, kann in Einem gar fuͤglich durch 30 oder
40 ordentliche Schaffer fertig werden.
Die Bauren ſind bey militaͤriſchen Werken eben-
falls ſchlechte Arbeiter. Einmal ſind die Leute im-
mer gezwungen, und da ſchicken ſie Kreti und Pleti,
Kinder, Weiber, Maͤdchen, kurz alles, was nur
gehen kann. Bey der Arbeit ſelbſt wird entweder
geflucht, oder gekackelt und wenig oder nichts aus-
gefuͤhrt.
Es ſcheint auch nicht ſehr billig zu ſeyn, den
armen Bauren, welche ohnehin ihre liebe Noth
mit Lieferungen, Fuhren u. dgl. haben, auch noch
die Laſt der Schanzarbeiten aufzulegen. Man be-
denke, wie der arme Landmann bedraͤngt wird,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/376>, abgerufen am 25.11.2024.
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