Das preußische Hauptquartier der Belagerung war in Marienborn, und Herr Graf von Kalk- reuth führte das Oberkommando über die ganze Belagerung. In Maynz kommandirte d'Oyre, ein Mann von vielen militärischen Kenntnissen und zweckmäßiger Thätigkeit. Dieser Mann hat sich gegen das Ende des Jahres 1794, durch Hn. Bis- pinks Vermittelung, um mich selbst sehr verdient gemacht, wie ich in der Folge erzählen werde. Der Repräsentant Merlin von Thionville -- denn es giebt noch einen von Douay -- war nach Maynz geschickt worden, um da das Interesse der Franken- Republik zu besorgen. Dieser Merlin ist ein fataler Rabulist, welcher gern alles nach seinem Kopf geformt hätte, wenn nur d'Oyre die Hände dazu hätte bieten wollen. Er schien ganz gewaltig patriotisch gesinnt zu seyn, und war doch, wie es scheint, die Hauptursache, daß Maynz so bald erobert oder vielmehr übergeben wurde.
Die Maynzer-Besatzung war damals 18000 Mann stark. Dieses war wirklich für eine Aus- dehnung, wie damals die Maynzer Werke sie hat- ten, wozu noch Castel und die Petersaue, eine Rheininsel, und noch verschiedne andre Inseln zu der Zeit gehörten, viel zu schwach. Cüstine hatte hier einen argen Fehler begangen, daß er sich mit seinem Korps, welches nach Germersheim zog
Das preußiſche Hauptquartier der Belagerung war in Marienborn, und Herr Graf von Kalk- reuth fuͤhrte das Oberkommando uͤber die ganze Belagerung. In Maynz kommandirte d'Oyré, ein Mann von vielen militaͤriſchen Kenntniſſen und zweckmaͤßiger Thaͤtigkeit. Dieſer Mann hat ſich gegen das Ende des Jahres 1794, durch Hn. Bis- pinks Vermittelung, um mich ſelbſt ſehr verdient gemacht, wie ich in der Folge erzaͤhlen werde. Der Repraͤſentant Merlin von Thionville — denn es giebt noch einen von Douay — war nach Maynz geſchickt worden, um da das Intereſſe der Franken- Republik zu beſorgen. Dieſer Merlin iſt ein fataler Rabuliſt, welcher gern alles nach ſeinem Kopf geformt haͤtte, wenn nur d'Oyré die Haͤnde dazu haͤtte bieten wollen. Er ſchien ganz gewaltig patriotiſch geſinnt zu ſeyn, und war doch, wie es ſcheint, die Haupturſache, daß Maynz ſo bald erobert oder vielmehr uͤbergeben wurde.
Die Maynzer-Beſatzung war damals 18000 Mann ſtark. Dieſes war wirklich fuͤr eine Aus- dehnung, wie damals die Maynzer Werke ſie hat- ten, wozu noch Caſtel und die Petersaue, eine Rheininſel, und noch verſchiedne andre Inſeln zu der Zeit gehoͤrten, viel zu ſchwach. Cuͤſtine hatte hier einen argen Fehler begangen, daß er ſich mit ſeinem Korps, welches nach Germersheim zog
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Das preußiſche Hauptquartier der Belagerung
war in Marienborn, und Herr Graf von Kalk-
reuth fuͤhrte das Oberkommando uͤber die ganze
Belagerung. In Maynz kommandirte d'Oyré,
ein Mann von vielen militaͤriſchen Kenntniſſen und
zweckmaͤßiger Thaͤtigkeit. Dieſer Mann hat ſich
gegen das Ende des Jahres 1794, durch Hn. Bis-
pinks Vermittelung, um mich ſelbſt ſehr verdient
gemacht, wie ich in der Folge erzaͤhlen werde. Der
Repraͤſentant Merlin von Thionville — denn
es giebt noch einen von Douay — war nach Maynz
geſchickt worden, um da das Intereſſe der Franken-
Republik zu beſorgen. Dieſer Merlin iſt ein
fataler Rabuliſt, welcher gern alles nach ſeinem
Kopf geformt haͤtte, wenn nur d'Oyré die Haͤnde
dazu haͤtte bieten wollen. Er ſchien ganz gewaltig
patriotiſch geſinnt zu ſeyn, und war doch, wie es
ſcheint, die Haupturſache, daß Maynz ſo bald
erobert oder vielmehr uͤbergeben wurde.
Die Maynzer-Beſatzung war damals 18000
Mann ſtark. Dieſes war wirklich fuͤr eine Aus-
dehnung, wie damals die Maynzer Werke ſie hat-
ten, wozu noch Caſtel und die Petersaue, eine
Rheininſel, und noch verſchiedne andre Inſeln zu
der Zeit gehoͤrten, viel zu ſchwach. Cuͤſtine hatte
hier einen argen Fehler begangen, daß er ſich mit
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/374>, abgerufen am 22.11.2024.
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