Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ganz laut, wenn der König wäre gefangen worden!"
Ein alter Major erwiederte hierauf: "Wer weiß auch,
Herr Leutnant, obs ein großes Unglück gewesen
wäre! Wäre der König gefangen und nach Lan-
dau gebracht worden, so hätte der Krieg in kurzem
ein Ende. Wer weiß, ob die Fortdauer desselben
nicht noch tausend Elend über Deutschland und
über die ganze Welt bringt!" Der gute Mann
hatte nicht übel gesprochen.

Den 31ten bezogen wir Kantonnirungsquartiere,
und unser Regiment kam in Oppenheim zu liegen.
Oben auf dem Berge wurden von drey Regimen-
tern die Zelter aufgeschlagen, aber nicht belegt:
nur eine Wache blieb bey diesem Scheinlager.

Man denkt leicht, daß ich sehr zufrieden war,
nach Oppenheim zu kommen, wo ich mehrere Be-
kannte, und Freunde hatte, besonders den Herrn
Pfarrer Braun, den ich ehedem in Halle unter
meine ganz speciellen Freunde zählen konnte. Der
brave Mann kam unserm Regimente, blos um mich
zu sprechen, bis beynahe Gundersblum entgegen,
und bat mich aufs dringendste, gleich bey meinem
Eintritt in seinen Wohnort ihn zu besuchen. Das
konnte ich erst den andern Tag, aber das war denn
auch ein Festtag für mich, wie ich dort deren meh-
rere gehabt habe! Durch Pfarrer Brauu lernte
ich auch den Herrn Inspektor Abbeg von Lam-

ganz laut, wenn der Koͤnig waͤre gefangen worden!“
Ein alter Major erwiederte hierauf: „Wer weiß auch,
Herr Leutnant, obs ein großes Ungluͤck geweſen
waͤre! Waͤre der Koͤnig gefangen und nach Lan-
dau gebracht worden, ſo haͤtte der Krieg in kurzem
ein Ende. Wer weiß, ob die Fortdauer deſſelben
nicht noch tauſend Elend uͤber Deutſchland und
uͤber die ganze Welt bringt!“ Der gute Mann
hatte nicht uͤbel geſprochen.

Den 31ten bezogen wir Kantonnirungsquartiere,
und unſer Regiment kam in Oppenheim zu liegen.
Oben auf dem Berge wurden von drey Regimen-
tern die Zelter aufgeſchlagen, aber nicht belegt:
nur eine Wache blieb bey dieſem Scheinlager.

Man denkt leicht, daß ich ſehr zufrieden war,
nach Oppenheim zu kommen, wo ich mehrere Be-
kannte, und Freunde hatte, beſonders den Herrn
Pfarrer Braun, den ich ehedem in Halle unter
meine ganz ſpeciellen Freunde zaͤhlen konnte. Der
brave Mann kam unſerm Regimente, blos um mich
zu ſprechen, bis beynahe Gundersblum entgegen,
und bat mich aufs dringendſte, gleich bey meinem
Eintritt in ſeinen Wohnort ihn zu beſuchen. Das
konnte ich erſt den andern Tag, aber das war denn
auch ein Feſttag fuͤr mich, wie ich dort deren meh-
rere gehabt habe! Durch Pfarrer Brauu lernte
ich auch den Herrn Inſpektor Abbeg von Lam-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0341" n="329"/>
ganz laut, wenn der Ko&#x0364;nig wa&#x0364;re gefangen worden!&#x201C;<lb/>
Ein alter Major erwiederte hierauf: &#x201E;Wer weiß auch,<lb/>
Herr Leutnant, obs ein großes Unglu&#x0364;ck gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re! Wa&#x0364;re der Ko&#x0364;nig gefangen und nach Lan-<lb/>
dau gebracht worden, &#x017F;o ha&#x0364;tte der Krieg in kurzem<lb/>
ein Ende. Wer weiß, ob die Fortdauer de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
nicht noch tau&#x017F;end Elend u&#x0364;ber Deut&#x017F;chland und<lb/>
u&#x0364;ber die ganze Welt bringt!&#x201C; Der gute Mann<lb/>
hatte nicht u&#x0364;bel ge&#x017F;prochen.</p><lb/>
        <p>Den 31ten bezogen wir Kantonnirungsquartiere,<lb/>
und un&#x017F;er Regiment kam in Oppenheim zu liegen.<lb/>
Oben auf dem Berge wurden von drey Regimen-<lb/>
tern die Zelter aufge&#x017F;chlagen, aber nicht belegt:<lb/>
nur eine Wache blieb bey die&#x017F;em Scheinlager.</p><lb/>
        <p>Man denkt leicht, daß ich &#x017F;ehr zufrieden war,<lb/>
nach Oppenheim zu kommen, wo ich mehrere Be-<lb/>
kannte, und Freunde hatte, be&#x017F;onders den Herrn<lb/>
Pfarrer <hi rendition="#g">Braun</hi>, den ich ehedem in Halle unter<lb/>
meine ganz &#x017F;peciellen Freunde za&#x0364;hlen konnte. Der<lb/>
brave Mann kam un&#x017F;erm Regimente, blos um mich<lb/>
zu &#x017F;prechen, bis beynahe Gundersblum entgegen,<lb/>
und bat mich aufs dringend&#x017F;te, gleich bey meinem<lb/>
Eintritt in &#x017F;einen Wohnort ihn zu be&#x017F;uchen. Das<lb/>
konnte ich er&#x017F;t den andern Tag, aber das war denn<lb/>
auch ein Fe&#x017F;ttag fu&#x0364;r mich, wie ich dort deren meh-<lb/>
rere gehabt habe! Durch Pfarrer <hi rendition="#g">Brauu</hi> lernte<lb/>
ich auch den Herrn In&#x017F;pektor <hi rendition="#g">Abbeg</hi> von Lam-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0341] ganz laut, wenn der Koͤnig waͤre gefangen worden!“ Ein alter Major erwiederte hierauf: „Wer weiß auch, Herr Leutnant, obs ein großes Ungluͤck geweſen waͤre! Waͤre der Koͤnig gefangen und nach Lan- dau gebracht worden, ſo haͤtte der Krieg in kurzem ein Ende. Wer weiß, ob die Fortdauer deſſelben nicht noch tauſend Elend uͤber Deutſchland und uͤber die ganze Welt bringt!“ Der gute Mann hatte nicht uͤbel geſprochen. Den 31ten bezogen wir Kantonnirungsquartiere, und unſer Regiment kam in Oppenheim zu liegen. Oben auf dem Berge wurden von drey Regimen- tern die Zelter aufgeſchlagen, aber nicht belegt: nur eine Wache blieb bey dieſem Scheinlager. Man denkt leicht, daß ich ſehr zufrieden war, nach Oppenheim zu kommen, wo ich mehrere Be- kannte, und Freunde hatte, beſonders den Herrn Pfarrer Braun, den ich ehedem in Halle unter meine ganz ſpeciellen Freunde zaͤhlen konnte. Der brave Mann kam unſerm Regimente, blos um mich zu ſprechen, bis beynahe Gundersblum entgegen, und bat mich aufs dringendſte, gleich bey meinem Eintritt in ſeinen Wohnort ihn zu beſuchen. Das konnte ich erſt den andern Tag, aber das war denn auch ein Feſttag fuͤr mich, wie ich dort deren meh- rere gehabt habe! Durch Pfarrer Brauu lernte ich auch den Herrn Inſpektor Abbeg von Lam-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/341
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/341>, abgerufen am 25.11.2024.