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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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wart eines französischen Hauptmanns in Lion, und
der sagte: Une belle mort, vraiment! mais plus belle
encore, s'il, avoit peri pour une meilleure cause,

oder: Wahrlich, das war ein schöner Tod; aber er
würde schöner seyn, wenn der Offizier für eine bessere
Sache gestorben wäre -- gerade wie es von dem
Tode des Catiliana heißt: pulcherrima equidem
morte, si pro patria occubuisset:
Doch dieses ohne
Vergleich! Catiliana war ein Feind seines Va-
terlandes; Govin ein getreuer Verfechter der
Ehre seines Königs!

Bey Kreuznach an der Nahe oder Nohe wichen
die Franzosen bald, so sehr sich auch Neuwinger
bemühte, sie zum Stehen zu bringen. Er selbst
wurde gar sehr und gefährlich mit Säbelhieben
verwundet, und fiel so in unsre Hände. Unsre
Husaren konnten dieses Generals Tapferkeit und un-
erschrocknen Muth nicht genug rühmen, meynten aber
doch, wenn er ein Franzose gewesen wäre, so hätte
er wohl so brav nicht gethan, aber ein Deutscher,
das wäre eine andre Sache! Die guten Husaren
lernten aber noch vor dem Ende der dießjährigen
Kampagne auch die Franzosen kennen!

Neuwinger wurde nach Stromberg gebracht,
und daselbst sogar wider seinen Willen verbunden
und recht gut besorgt. Unser König, der jede Tu-
gend schäzt, er finde sie an Freund oder Feind, be-

wart eines franzoͤſiſchen Hauptmanns in Lion, und
der ſagte: Une belle mort, vraiment! mais plus belle
encore, s'il, avoit peri pour une meilleure cauſe,

oder: Wahrlich, das war ein ſchoͤner Tod; aber er
wuͤrde ſchoͤner ſeyn, wenn der Offizier fuͤr eine beſſere
Sache geſtorben waͤre — gerade wie es von dem
Tode des Catiliana heißt: pulcherrima equidem
morte, ſi pro patria occubuiſſet:
Doch dieſes ohne
Vergleich! Catiliana war ein Feind ſeines Va-
terlandes; Govin ein getreuer Verfechter der
Ehre ſeines Koͤnigs!

Bey Kreuznach an der Nahe oder Nohe wichen
die Franzoſen bald, ſo ſehr ſich auch Neuwinger
bemuͤhte, ſie zum Stehen zu bringen. Er ſelbſt
wurde gar ſehr und gefaͤhrlich mit Saͤbelhieben
verwundet, und fiel ſo in unſre Haͤnde. Unſre
Huſaren konnten dieſes Generals Tapferkeit und un-
erſchrocknen Muth nicht genug ruͤhmen, meynten aber
doch, wenn er ein Franzoſe geweſen waͤre, ſo haͤtte
er wohl ſo brav nicht gethan, aber ein Deutſcher,
das waͤre eine andre Sache! Die guten Huſaren
lernten aber noch vor dem Ende der dießjaͤhrigen
Kampagne auch die Franzoſen kennen!

Neuwinger wurde nach Stromberg gebracht,
und daſelbſt ſogar wider ſeinen Willen verbunden
und recht gut beſorgt. Unſer Koͤnig, der jede Tu-
gend ſchaͤzt, er finde ſie an Freund oder Feind, be-

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[322/0334] wart eines franzoͤſiſchen Hauptmanns in Lion, und der ſagte: Une belle mort, vraiment! mais plus belle encore, s'il, avoit peri pour une meilleure cauſe, oder: Wahrlich, das war ein ſchoͤner Tod; aber er wuͤrde ſchoͤner ſeyn, wenn der Offizier fuͤr eine beſſere Sache geſtorben waͤre — gerade wie es von dem Tode des Catiliana heißt: pulcherrima equidem morte, ſi pro patria occubuiſſet: Doch dieſes ohne Vergleich! Catiliana war ein Feind ſeines Va- terlandes; Govin ein getreuer Verfechter der Ehre ſeines Koͤnigs! Bey Kreuznach an der Nahe oder Nohe wichen die Franzoſen bald, ſo ſehr ſich auch Neuwinger bemuͤhte, ſie zum Stehen zu bringen. Er ſelbſt wurde gar ſehr und gefaͤhrlich mit Saͤbelhieben verwundet, und fiel ſo in unſre Haͤnde. Unſre Huſaren konnten dieſes Generals Tapferkeit und un- erſchrocknen Muth nicht genug ruͤhmen, meynten aber doch, wenn er ein Franzoſe geweſen waͤre, ſo haͤtte er wohl ſo brav nicht gethan, aber ein Deutſcher, das waͤre eine andre Sache! Die guten Huſaren lernten aber noch vor dem Ende der dießjaͤhrigen Kampagne auch die Franzoſen kennen! Neuwinger wurde nach Stromberg gebracht, und daſelbſt ſogar wider ſeinen Willen verbunden und recht gut beſorgt. Unſer Koͤnig, der jede Tu- gend ſchaͤzt, er finde ſie an Freund oder Feind, be-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/334>, abgerufen am 18.06.2024.