ausgegeben wurde: denn die alte konnte man doch nicht mitnehmen, und zum vortheilhaften Anbrin- gen war keine Zeit mehr: man mußte sie also an die Juden verkaufen, wie man nur konnte.
Als unsre Leute wieder gekleidet, und mit ihrem Zubehör hinlänglich versehen waren, so schien es, daß sie wieder neuen Muth bekommen hatten. Nun sind wir gekleidet, hieß es, jezt können wir die Franzosen nur wieder angreifen. Aber die Klügern unter uns meynten, daß die neuen Röcke auch wie- der alt werden würden, und daß man die Gewehre wohl abermals von sich werfen könnte. Das Ende eben des Jahres 1793 hat diese traurige Weißagung wahr gemacht.
Man vergebe mir, wenn ich hier der Regen- deckel erwähne! Man hat bey der Armee Maschi- nen von Leder, womit man die Schlösser an den Gewehren bey schlechtem Wetter bedecken, und doch schießen kann. Sie sind eine Erfindung eines preußischen Offiziers, womit sich dieser bey dem verstorbenen Könige sehr beliebt gemacht haben soll. Aber diese Maschinen haben so viel Unbequemes, daß man sich derselben bisher noch nicht bedient hat, auch wahrscheinlich niemals bedienen wird; und doch mußten dieses Jahr überall neue gegeben wer- den, weil die alten alle zerbrochen oder verlohren waren. Das hat sehr viel Geld gekostet und doch
ausgegeben wurde: denn die alte konnte man doch nicht mitnehmen, und zum vortheilhaften Anbrin- gen war keine Zeit mehr: man mußte ſie alſo an die Juden verkaufen, wie man nur konnte.
Als unſre Leute wieder gekleidet, und mit ihrem Zubehoͤr hinlaͤnglich verſehen waren, ſo ſchien es, daß ſie wieder neuen Muth bekommen hatten. Nun ſind wir gekleidet, hieß es, jezt koͤnnen wir die Franzoſen nur wieder angreifen. Aber die Kluͤgern unter uns meynten, daß die neuen Roͤcke auch wie- der alt werden wuͤrden, und daß man die Gewehre wohl abermals von ſich werfen koͤnnte. Das Ende eben des Jahres 1793 hat dieſe traurige Weißagung wahr gemacht.
Man vergebe mir, wenn ich hier der Regen- deckel erwaͤhne! Man hat bey der Armee Maſchi- nen von Leder, womit man die Schloͤſſer an den Gewehren bey ſchlechtem Wetter bedecken, und doch ſchießen kann. Sie ſind eine Erfindung eines preußiſchen Offiziers, womit ſich dieſer bey dem verſtorbenen Koͤnige ſehr beliebt gemacht haben ſoll. Aber dieſe Maſchinen haben ſo viel Unbequemes, daß man ſich derſelben bisher noch nicht bedient hat, auch wahrſcheinlich niemals bedienen wird; und doch mußten dieſes Jahr uͤberall neue gegeben wer- den, weil die alten alle zerbrochen oder verlohren waren. Das hat ſehr viel Geld gekoſtet und doch
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ausgegeben wurde: denn die alte konnte man doch
nicht mitnehmen, und zum vortheilhaften Anbrin-
gen war keine Zeit mehr: man mußte ſie alſo an
die Juden verkaufen, wie man nur konnte.
Als unſre Leute wieder gekleidet, und mit ihrem
Zubehoͤr hinlaͤnglich verſehen waren, ſo ſchien es,
daß ſie wieder neuen Muth bekommen hatten. Nun
ſind wir gekleidet, hieß es, jezt koͤnnen wir die
Franzoſen nur wieder angreifen. Aber die Kluͤgern
unter uns meynten, daß die neuen Roͤcke auch wie-
der alt werden wuͤrden, und daß man die Gewehre
wohl abermals von ſich werfen koͤnnte. Das Ende
eben des Jahres 1793 hat dieſe traurige Weißagung
wahr gemacht.
Man vergebe mir, wenn ich hier der Regen-
deckel erwaͤhne! Man hat bey der Armee Maſchi-
nen von Leder, womit man die Schloͤſſer an den
Gewehren bey ſchlechtem Wetter bedecken, und
doch ſchießen kann. Sie ſind eine Erfindung eines
preußiſchen Offiziers, womit ſich dieſer bey dem
verſtorbenen Koͤnige ſehr beliebt gemacht haben ſoll.
Aber dieſe Maſchinen haben ſo viel Unbequemes,
daß man ſich derſelben bisher noch nicht bedient hat,
auch wahrſcheinlich niemals bedienen wird; und
doch mußten dieſes Jahr uͤberall neue gegeben wer-
den, weil die alten alle zerbrochen oder verlohren
waren. Das hat ſehr viel Geld gekoſtet und doch
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/325>, abgerufen am 26.11.2024.
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