Art herum, worunter auch einige nicht sehr erbau- liche sind, besonders die von einer gewissen reichen und schönen Mamsell, welche aus bloßer Eitelkeit -- denn weder Liebe noch Eigennutz konnte sie be- wogen haben, die traurigen Reste einer rüstigen Konstitution zu genießen -- also aus bloßer Eitel- keit einem jungen, reichen und schönen Liebhaber, mit dem sie versprochen war, und von dem sie aufs zärtlichste geliebt wurde, Hörner aufsezte. Ob man alle Frauenzimmer durch Wollust verführen könne, weiß ich nicht: daß aber alle der Eitelkeit und dem Eigennutz weichen, davon belehrt uns, au- ßer der alten und neuen Geschichte, die tägliche Erfahrung. --
Daß die verliebten Späße unsern Herren die Beutel derb geleert haben, versteht sich von selbst. Den Schönen zu gefallen, mußten Bälle gegeben und andre Lustigkeiten angestellt werden; und da- mals durfte kein Hr. Offizier, wie zu Halle, mit 12 gl. zu Balle kommen: das Ding kostete un- gleich mehr. Wer überhaupt dort herum brilliren wollte, mußte schwer Geld haben.
Die Herren Regimentsquartiermeister müssen öfters den Offizieren aushelfen, wenn die Kasse leer ist. Der königliche Befehl will freylich, daß sie keinem Offizier etwas vorausgeben, und wenn sie es thun, sie sich hernach nicht an den Gehalt
Art herum, worunter auch einige nicht ſehr erbau- liche ſind, beſonders die von einer gewiſſen reichen und ſchoͤnen Mamſell, welche aus bloßer Eitelkeit — denn weder Liebe noch Eigennutz konnte ſie be- wogen haben, die traurigen Reſte einer ruͤſtigen Konſtitution zu genießen — alſo aus bloßer Eitel- keit einem jungen, reichen und ſchoͤnen Liebhaber, mit dem ſie verſprochen war, und von dem ſie aufs zaͤrtlichſte geliebt wurde, Hoͤrner aufſezte. Ob man alle Frauenzimmer durch Wolluſt verfuͤhren koͤnne, weiß ich nicht: daß aber alle der Eitelkeit und dem Eigennutz weichen, davon belehrt uns, au- ßer der alten und neuen Geſchichte, die taͤgliche Erfahrung. —
Daß die verliebten Spaͤße unſern Herren die Beutel derb geleert haben, verſteht ſich von ſelbſt. Den Schoͤnen zu gefallen, mußten Baͤlle gegeben und andre Luſtigkeiten angeſtellt werden; und da- mals durfte kein Hr. Offizier, wie zu Halle, mit 12 gl. zu Balle kommen: das Ding koſtete un- gleich mehr. Wer uͤberhaupt dort herum brilliren wollte, mußte ſchwer Geld haben.
Die Herren Regimentsquartiermeiſter muͤſſen oͤfters den Offizieren aushelfen, wenn die Kaſſe leer iſt. Der koͤnigliche Befehl will freylich, daß ſie keinem Offizier etwas vorausgeben, und wenn ſie es thun, ſie ſich hernach nicht an den Gehalt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0313"n="301"/>
Art herum, worunter auch einige nicht ſehr erbau-<lb/>
liche ſind, beſonders die von einer gewiſſen reichen<lb/>
und ſchoͤnen Mamſell, welche aus bloßer Eitelkeit<lb/>— denn weder Liebe noch Eigennutz konnte ſie be-<lb/>
wogen haben, die traurigen Reſte einer ruͤſtigen<lb/>
Konſtitution zu genießen — alſo aus bloßer Eitel-<lb/>
keit einem jungen, reichen und ſchoͤnen Liebhaber,<lb/>
mit dem ſie verſprochen war, und von dem ſie aufs<lb/>
zaͤrtlichſte geliebt wurde, Hoͤrner aufſezte. Ob<lb/>
man alle Frauenzimmer durch Wolluſt verfuͤhren<lb/>
koͤnne, weiß ich nicht: daß aber alle der Eitelkeit<lb/>
und dem Eigennutz weichen, davon belehrt uns, au-<lb/>
ßer der alten und neuen Geſchichte, die taͤgliche<lb/>
Erfahrung. —</p><lb/><p>Daß die verliebten Spaͤße unſern Herren die<lb/>
Beutel derb geleert haben, verſteht ſich von ſelbſt.<lb/>
Den Schoͤnen zu gefallen, mußten Baͤlle gegeben<lb/>
und andre Luſtigkeiten angeſtellt werden; und da-<lb/>
mals durfte kein Hr. Offizier, wie zu Halle, mit<lb/>
12 gl. zu Balle kommen: das Ding koſtete un-<lb/>
gleich mehr. Wer uͤberhaupt dort herum brilliren<lb/>
wollte, mußte ſchwer Geld haben.</p><lb/><p>Die Herren Regimentsquartiermeiſter muͤſſen<lb/>
oͤfters den Offizieren aushelfen, wenn die Kaſſe<lb/>
leer iſt. Der koͤnigliche Befehl will freylich, daß<lb/>ſie keinem Offizier etwas vorausgeben, und wenn<lb/>ſie es thun, ſie ſich hernach nicht an den Gehalt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[301/0313]
Art herum, worunter auch einige nicht ſehr erbau-
liche ſind, beſonders die von einer gewiſſen reichen
und ſchoͤnen Mamſell, welche aus bloßer Eitelkeit
— denn weder Liebe noch Eigennutz konnte ſie be-
wogen haben, die traurigen Reſte einer ruͤſtigen
Konſtitution zu genießen — alſo aus bloßer Eitel-
keit einem jungen, reichen und ſchoͤnen Liebhaber,
mit dem ſie verſprochen war, und von dem ſie aufs
zaͤrtlichſte geliebt wurde, Hoͤrner aufſezte. Ob
man alle Frauenzimmer durch Wolluſt verfuͤhren
koͤnne, weiß ich nicht: daß aber alle der Eitelkeit
und dem Eigennutz weichen, davon belehrt uns, au-
ßer der alten und neuen Geſchichte, die taͤgliche
Erfahrung. —
Daß die verliebten Spaͤße unſern Herren die
Beutel derb geleert haben, verſteht ſich von ſelbſt.
Den Schoͤnen zu gefallen, mußten Baͤlle gegeben
und andre Luſtigkeiten angeſtellt werden; und da-
mals durfte kein Hr. Offizier, wie zu Halle, mit
12 gl. zu Balle kommen: das Ding koſtete un-
gleich mehr. Wer uͤberhaupt dort herum brilliren
wollte, mußte ſchwer Geld haben.
Die Herren Regimentsquartiermeiſter muͤſſen
oͤfters den Offizieren aushelfen, wenn die Kaſſe
leer iſt. Der koͤnigliche Befehl will freylich, daß
ſie keinem Offizier etwas vorausgeben, und wenn
ſie es thun, ſie ſich hernach nicht an den Gehalt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/313>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.