den. Auch habe ich von der damaligen Frankfur- ter Besatzung Einige in Frankreich gesprochen, welche eben dieses versicherten: und so läßt sich die Furcht erklären, in welcher die Frankfurter seit jener Zeit vor einem neuen Besuche der Republikaner schwebten, wie auch die starke Kontribution, welche diese nachher eintrieben. Hieraus mag denn jeder Nichtsoldat lernen, daß es zur Zeit des Krieges sehr klug ist, den Feind nie zu insultiren oder zu reizen, weder durch Handlungen, noch durch Worte, geschrieben oder gesprochen.
Unser Bataillon wurde nur gebraucht, um die Franzosen bey Eschersheim wegzutreiben, wo sie noch um zwey Uhr Nachmittags Stand hielten. Bey dieser Aktion haben wir einen Kanonier und vier Mann eingebüßt. Die Franzosen ließen uns das Dorf bald über: denn ein panischer Schrecken schien sie ergriffen zu haben.
Nun war Frankfurt wieder im Besitz der Deut- schen, und unser Regiment rückte Abends um 10 Uhr in Vibel, wo wir 14 Tage stehen blieben.
Frankfurt war, so lange die Franzosen darin waren, von diesen wenig oder gar nicht gekränkt worden; und wenn Cüstine, zur Entschädigung für unsere Invasion nach Frankreich, nicht eine so starke Contribution gefodert hätte, so würde die Stadt noch Vortheile von seiner Gegen-Invasion
den. Auch habe ich von der damaligen Frankfur- ter Beſatzung Einige in Frankreich geſprochen, welche eben dieſes verſicherten: und ſo laͤßt ſich die Furcht erklaͤren, in welcher die Frankfurter ſeit jener Zeit vor einem neuen Beſuche der Republikaner ſchwebten, wie auch die ſtarke Kontribution, welche dieſe nachher eintrieben. Hieraus mag denn jeder Nichtſoldat lernen, daß es zur Zeit des Krieges ſehr klug iſt, den Feind nie zu inſultiren oder zu reizen, weder durch Handlungen, noch durch Worte, geſchrieben oder geſprochen.
Unſer Bataillon wurde nur gebraucht, um die Franzoſen bey Eſchersheim wegzutreiben, wo ſie noch um zwey Uhr Nachmittags Stand hielten. Bey dieſer Aktion haben wir einen Kanonier und vier Mann eingebuͤßt. Die Franzoſen ließen uns das Dorf bald uͤber: denn ein paniſcher Schrecken ſchien ſie ergriffen zu haben.
Nun war Frankfurt wieder im Beſitz der Deut- ſchen, und unſer Regiment ruͤckte Abends um 10 Uhr in Vibel, wo wir 14 Tage ſtehen blieben.
Frankfurt war, ſo lange die Franzoſen darin waren, von dieſen wenig oder gar nicht gekraͤnkt worden; und wenn Cuͤſtine, zur Entſchaͤdigung fuͤr unſere Invaſion nach Frankreich, nicht eine ſo ſtarke Contribution gefodert haͤtte, ſo wuͤrde die Stadt noch Vortheile von ſeiner Gegen-Invaſion
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den. Auch habe ich von der damaligen Frankfur-
ter Beſatzung Einige in Frankreich geſprochen,
welche eben dieſes verſicherten: und ſo laͤßt ſich
die Furcht erklaͤren, in welcher die Frankfurter ſeit
jener Zeit vor einem neuen Beſuche der Republikaner
ſchwebten, wie auch die ſtarke Kontribution, welche
dieſe nachher eintrieben. Hieraus mag denn jeder
Nichtſoldat lernen, daß es zur Zeit des Krieges
ſehr klug iſt, den Feind nie zu inſultiren oder zu
reizen, weder durch Handlungen, noch durch Worte,
geſchrieben oder geſprochen.
Unſer Bataillon wurde nur gebraucht, um die
Franzoſen bey Eſchersheim wegzutreiben, wo ſie
noch um zwey Uhr Nachmittags Stand hielten.
Bey dieſer Aktion haben wir einen Kanonier und
vier Mann eingebuͤßt. Die Franzoſen ließen uns
das Dorf bald uͤber: denn ein paniſcher Schrecken
ſchien ſie ergriffen zu haben.
Nun war Frankfurt wieder im Beſitz der Deut-
ſchen, und unſer Regiment ruͤckte Abends um 10
Uhr in Vibel, wo wir 14 Tage ſtehen blieben.
Frankfurt war, ſo lange die Franzoſen darin
waren, von dieſen wenig oder gar nicht gekraͤnkt
worden; und wenn Cuͤſtine, zur Entſchaͤdigung
fuͤr unſere Invaſion nach Frankreich, nicht eine ſo
ſtarke Contribution gefodert haͤtte, ſo wuͤrde die
Stadt noch Vortheile von ſeiner Gegen-Invaſion
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/289>, abgerufen am 22.11.2024.
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