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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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mehrere Preußen geblieben, aber sie hatten doch
auch gezeigt, daß sie sich nicht ungerochen über-
fallen lassen. In Frankreich hätte so ein Ueberfall
böse Folgen haben können, aber in Deutschland
war er nicht so gefährlich. Die Husaren waren an
dem Ueberfalle Schuld gewesen, weil sie nicht hin-
länglich patrouillirt hatten: aber auch diese ver-
theidigten sich nachher brav. Die Franzosen legten
den Limburgern eine kleine Brandschatzung auf, und
zogen ab.

Unser Regiment marschirte den 10ten Novem-
ber nach Monthabauer, einem ganz mit Pfaffen
und Klöstern angefüllten trierischen Städtchen; ich
aber konnte wegen meiner Füße nicht nachkommen,
mußte daher in einem Dorfe, Neuhäusel, über
Nacht bleiben, und mir da ganz allein bey einem
armen Grobschmidt Quartier machen. Der Grob-
schmidt und seine Frau waren brave Leute, die mir
viel Gutes thaten und mich wegen meiner sehr an-
geschwollnen Füße herzlich und theilnehmend be-
daurten.

Den folgenden Tag schlich ich nach Montha-
bauer, wo man mich noch gar nicht vermißt hatte:
so sehr war man noch der Unordnung gewohnt.

Hier trug man sich damals mit einer schänd-
lichen Geschichte. Ein Emigrant hatte sich längst
vorher mit einem Mädchen aus der Stadt, von

mehrere Preußen geblieben, aber ſie hatten doch
auch gezeigt, daß ſie ſich nicht ungerochen uͤber-
fallen laſſen. In Frankreich haͤtte ſo ein Ueberfall
boͤſe Folgen haben koͤnnen, aber in Deutſchland
war er nicht ſo gefaͤhrlich. Die Huſaren waren an
dem Ueberfalle Schuld geweſen, weil ſie nicht hin-
laͤnglich patrouillirt hatten: aber auch dieſe ver-
theidigten ſich nachher brav. Die Franzoſen legten
den Limburgern eine kleine Brandſchatzung auf, und
zogen ab.

Unſer Regiment marſchirte den 10ten Novem-
ber nach Monthabauer, einem ganz mit Pfaffen
und Kloͤſtern angefuͤllten trieriſchen Staͤdtchen; ich
aber konnte wegen meiner Fuͤße nicht nachkommen,
mußte daher in einem Dorfe, Neuhaͤuſel, uͤber
Nacht bleiben, und mir da ganz allein bey einem
armen Grobſchmidt Quartier machen. Der Grob-
ſchmidt und ſeine Frau waren brave Leute, die mir
viel Gutes thaten und mich wegen meiner ſehr an-
geſchwollnen Fuͤße herzlich und theilnehmend be-
daurten.

Den folgenden Tag ſchlich ich nach Montha-
bauer, wo man mich noch gar nicht vermißt hatte:
ſo ſehr war man noch der Unordnung gewohnt.

Hier trug man ſich damals mit einer ſchaͤnd-
lichen Geſchichte. Ein Emigrant hatte ſich laͤngſt
vorher mit einem Maͤdchen aus der Stadt, von

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[270/0282] mehrere Preußen geblieben, aber ſie hatten doch auch gezeigt, daß ſie ſich nicht ungerochen uͤber- fallen laſſen. In Frankreich haͤtte ſo ein Ueberfall boͤſe Folgen haben koͤnnen, aber in Deutſchland war er nicht ſo gefaͤhrlich. Die Huſaren waren an dem Ueberfalle Schuld geweſen, weil ſie nicht hin- laͤnglich patrouillirt hatten: aber auch dieſe ver- theidigten ſich nachher brav. Die Franzoſen legten den Limburgern eine kleine Brandſchatzung auf, und zogen ab. Unſer Regiment marſchirte den 10ten Novem- ber nach Monthabauer, einem ganz mit Pfaffen und Kloͤſtern angefuͤllten trieriſchen Staͤdtchen; ich aber konnte wegen meiner Fuͤße nicht nachkommen, mußte daher in einem Dorfe, Neuhaͤuſel, uͤber Nacht bleiben, und mir da ganz allein bey einem armen Grobſchmidt Quartier machen. Der Grob- ſchmidt und ſeine Frau waren brave Leute, die mir viel Gutes thaten und mich wegen meiner ſehr an- geſchwollnen Fuͤße herzlich und theilnehmend be- daurten. Den folgenden Tag ſchlich ich nach Montha- bauer, wo man mich noch gar nicht vermißt hatte: ſo ſehr war man noch der Unordnung gewohnt. Hier trug man ſich damals mit einer ſchaͤnd- lichen Geſchichte. Ein Emigrant hatte ſich laͤngſt vorher mit einem Maͤdchen aus der Stadt, von

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/282>, abgerufen am 22.11.2024.