Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

großentheils Menschen, welche dumm oder nieder-
trächtig genug sind, auf ihre persönliche Subsistenz
Verzicht zu thun, und sich gegen einen Blutsold als
ein sachliches Werkzeug zu verdingen, die Rechte
anderer Völker willkührlich zu verletzen und dadurch
den Despotismus mitzuverbreiten, oder auf den
Thron zu heben, oder in ihrem eignen Vaterlande
ihn fernerhin zu sichern. *) Ein Mensch aber,
der auf seine Menschenrechte, Würde, Pflicht und
Bestimmung Verzicht thut, der nicht wie der jetzige
Franzose, als aktiver Vaterländer, bloß zu den
Waffen greift, um seine Nation und deren Rechte
gegen jeden ungerechten Machtanfall zu vertheidi-
gen, -- der wirft sich in den Koth: und wer kann
ihn achten?"

"Hiezu kömmt, daß die Oberleute den Mann,
der stirbt, oder als Krüppel verabschiedet und aufs

*) "O lebte Tacitus noch, und sähe jezt eine Deutsche Armee,
vor der Rom sonst zitterte, -- er würde ausrufen: Schande
für Deutschland! Das sind keine Teutonen mehr: -- Die fech-
ten um Sold, nicht mehr für Freyheit und Vaterland!" --
Man sehe Leben und Thaten des Freyherrn Quin-
etius Heymeran von Flaming II. Th. S. 261.
Berlin bey Voß. -- "Bey der Verdingung der Truppen ei-
nes Staats (oder eines Fursten) an einen andern, gegen einen
nicht gemeinschaftlichen Feind (z. B. der Hessen, Braunschwei-
ger und Hannoveraner gegen Nordamerika u. s. w.) werden
die Unterthanen als nach Belieben zu handhabende Sachen
gebraucht und verbraucht (und nicht behandelt als selbstständige
Personen nach unveräußerlichen Rechten.)" -- So Kane
im philos. Entwurf zum ewigen Frieden, S. 8

großentheils Menſchen, welche dumm oder nieder-
traͤchtig genug ſind, auf ihre perſoͤnliche Subſiſtenz
Verzicht zu thun, und ſich gegen einen Blutſold als
ein ſachliches Werkzeug zu verdingen, die Rechte
anderer Voͤlker willkuͤhrlich zu verletzen und dadurch
den Deſpotismus mitzuverbreiten, oder auf den
Thron zu heben, oder in ihrem eignen Vaterlande
ihn fernerhin zu ſichern. *) Ein Menſch aber,
der auf ſeine Menſchenrechte, Wuͤrde, Pflicht und
Beſtimmung Verzicht thut, der nicht wie der jetzige
Franzoſe, als aktiver Vaterlaͤnder, bloß zu den
Waffen greift, um ſeine Nation und deren Rechte
gegen jeden ungerechten Machtanfall zu vertheidi-
gen, — der wirft ſich in den Koth: und wer kann
ihn achten?“

„Hiezu koͤmmt, daß die Oberleute den Mann,
der ſtirbt, oder als Kruͤppel verabſchiedet und aufs

*) „O lebte Tacitus noch, und ſaͤhe jezt eine Deutſche Armee,
vor der Rom ſonſt zitterte, — er wuͤrde ausrufen: Schande
fuͤr Deutſchland! Das ſind keine Teutonen mehr: — Die fech-
ten um Sold, nicht mehr fuͤr Freyheit und Vaterland!“ —
Man ſehe Leben und Thaten des Freyherrn Quin-
etius Heymeran von Flaming II. Th. S. 261.
Berlin bey Voß. — „Bey der Verdingung der Truppen ei-
nes Staats (oder eines Furſten) an einen andern, gegen einen
nicht gemeinſchaftlichen Feind (z. B. der Heſſen, Braunſchwei-
ger und Hannoveraner gegen Nordamerika u. ſ. w.) werden
die Unterthanen als nach Belieben zu handhabende Sachen
gebraucht und verbraucht (und nicht behandelt als ſelbſtſtaͤndige
Perſonen nach unveraͤußerlichen Rechten.)“ — So Kane
im philoſ. Entwurf zum ewigen Frieden, S. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0277" n="265"/>
großentheils Men&#x017F;chen, welche dumm oder nieder-<lb/>
tra&#x0364;chtig genug &#x017F;ind, auf ihre per&#x017F;o&#x0364;nliche Sub&#x017F;i&#x017F;tenz<lb/>
Verzicht zu thun, und &#x017F;ich gegen einen Blut&#x017F;old als<lb/>
ein &#x017F;achliches Werkzeug zu verdingen, die Rechte<lb/>
anderer Vo&#x0364;lker willku&#x0364;hrlich zu verletzen und dadurch<lb/>
den De&#x017F;potismus mitzuverbreiten, oder auf den<lb/>
Thron zu heben, oder in ihrem eignen Vaterlande<lb/>
ihn fernerhin zu &#x017F;ichern. <note place="foot" n="*)">&#x201E;O lebte Tacitus noch, und &#x017F;a&#x0364;he jezt eine <hi rendition="#g">Deut&#x017F;che</hi> Armee,<lb/>
vor der Rom &#x017F;on&#x017F;t zitterte, &#x2014; er wu&#x0364;rde ausrufen: Schande<lb/>
fu&#x0364;r Deut&#x017F;chland! Das &#x017F;ind keine Teutonen mehr: &#x2014; Die fech-<lb/>
ten um Sold, nicht mehr fu&#x0364;r Freyheit und Vaterland!&#x201C; &#x2014;<lb/>
Man &#x017F;ehe <hi rendition="#g">Leben und Thaten des Freyherrn Quin</hi>-<lb/><hi rendition="#g">etius Heymeran von Flaming</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. S. 261.<lb/>
Berlin bey Voß. &#x2014; &#x201E;Bey der Verdingung der Truppen ei-<lb/>
nes Staats (oder eines Fur&#x017F;ten) an einen andern, gegen einen<lb/>
nicht gemein&#x017F;chaftlichen Feind (z. B. der He&#x017F;&#x017F;en, Braun&#x017F;chwei-<lb/>
ger und Hannoveraner gegen Nordamerika u. &#x017F;. w.) werden<lb/>
die Unterthanen als nach Belieben zu handhabende Sachen<lb/>
gebraucht und verbraucht (und nicht behandelt als &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndige<lb/>
Per&#x017F;onen nach unvera&#x0364;ußerlichen Rechten.)&#x201C; &#x2014; So <hi rendition="#g">Kane</hi><lb/>
im <hi rendition="#g">philo&#x017F;</hi>. <hi rendition="#g">Entwurf zum ewigen Frieden</hi>, S. 8</note> Ein Men&#x017F;ch aber,<lb/>
der auf &#x017F;eine Men&#x017F;chenrechte, Wu&#x0364;rde, Pflicht und<lb/>
Be&#x017F;timmung Verzicht thut, der nicht wie der jetzige<lb/>
Franzo&#x017F;e, als aktiver Vaterla&#x0364;nder, bloß zu den<lb/>
Waffen greift, um &#x017F;eine Nation und deren Rechte<lb/>
gegen jeden ungerechten Machtanfall zu vertheidi-<lb/>
gen, &#x2014; der wirft &#x017F;ich in den Koth: und wer kann<lb/>
ihn achten?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Hiezu ko&#x0364;mmt, daß die Oberleute den Mann,<lb/>
der &#x017F;tirbt, oder als Kru&#x0364;ppel verab&#x017F;chiedet und aufs<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0277] großentheils Menſchen, welche dumm oder nieder- traͤchtig genug ſind, auf ihre perſoͤnliche Subſiſtenz Verzicht zu thun, und ſich gegen einen Blutſold als ein ſachliches Werkzeug zu verdingen, die Rechte anderer Voͤlker willkuͤhrlich zu verletzen und dadurch den Deſpotismus mitzuverbreiten, oder auf den Thron zu heben, oder in ihrem eignen Vaterlande ihn fernerhin zu ſichern. *) Ein Menſch aber, der auf ſeine Menſchenrechte, Wuͤrde, Pflicht und Beſtimmung Verzicht thut, der nicht wie der jetzige Franzoſe, als aktiver Vaterlaͤnder, bloß zu den Waffen greift, um ſeine Nation und deren Rechte gegen jeden ungerechten Machtanfall zu vertheidi- gen, — der wirft ſich in den Koth: und wer kann ihn achten?“ „Hiezu koͤmmt, daß die Oberleute den Mann, der ſtirbt, oder als Kruͤppel verabſchiedet und aufs *) „O lebte Tacitus noch, und ſaͤhe jezt eine Deutſche Armee, vor der Rom ſonſt zitterte, — er wuͤrde ausrufen: Schande fuͤr Deutſchland! Das ſind keine Teutonen mehr: — Die fech- ten um Sold, nicht mehr fuͤr Freyheit und Vaterland!“ — Man ſehe Leben und Thaten des Freyherrn Quin- etius Heymeran von Flaming II. Th. S. 261. Berlin bey Voß. — „Bey der Verdingung der Truppen ei- nes Staats (oder eines Furſten) an einen andern, gegen einen nicht gemeinſchaftlichen Feind (z. B. der Heſſen, Braunſchwei- ger und Hannoveraner gegen Nordamerika u. ſ. w.) werden die Unterthanen als nach Belieben zu handhabende Sachen gebraucht und verbraucht (und nicht behandelt als ſelbſtſtaͤndige Perſonen nach unveraͤußerlichen Rechten.)“ — So Kane im philoſ. Entwurf zum ewigen Frieden, S. 8

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/277
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/277>, abgerufen am 15.06.2024.