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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Sie betragen sich also oft nicht wie Menschen, son-
dern wie unvernünftiges, wildes Vieh, treten ihre
Menschenwürde mit Füßen, und erregen bey ihren
Vorgesetzten sehr oft den Wunsch, ihrer mit guter
Manier je eher je lieber los zu werden."

"Fällt nun einer von diesen in eine Krankheit,
oder wird er verwundet, und dann dem Lazarethe zur
Kur übergeben: wie kann so ein Mensch bey jeman-
den den Wunsch rege machen, ihn wieder zu seiner
Gesundheit zu verhelfen, oder ihn zu heilen? Wer
weiß, wie sehr lange schon er seinen Vorgesezten oder
den Chirurgen zur Last gewesen ist, um ihm das
ewige Leben nicht längst zu wünschen! Diese also
hätten die schlechte Behandlung, die ihnen in den
Lazarethen widerfährt, großentheils selbst verschul-
det, und fänden dann, daß es geht, wie mans treibt
-- zur Warnung für sich auf die Zukunft, und zum
Beyspiel für Andere auf immer."

"Eine andere Ursache der schlechten Behandlung
der Soldaten in den Lazarethen liegt in unsrer her-
gebrachten militärischen Verfassung. Unsere mei-
sten Soldaten sind wie passive Maschinen, Söld-
ner, oder auf altdeutsch, Landknechte, bestimmt,
um nach den Winken ihrer Fürsten Länder zu er-
obern oder Andern erobern zu helfen, oder zur Er-
ringung irgend einer Donquixotiade von Helden-
schaft Leib und Leben aufzuopfern. Sie sind also

Sie betragen ſich alſo oft nicht wie Menſchen, ſon-
dern wie unvernuͤnftiges, wildes Vieh, treten ihre
Menſchenwuͤrde mit Fuͤßen, und erregen bey ihren
Vorgeſetzten ſehr oft den Wunſch, ihrer mit guter
Manier je eher je lieber los zu werden.“

„Faͤllt nun einer von dieſen in eine Krankheit,
oder wird er verwundet, und dann dem Lazarethe zur
Kur uͤbergeben: wie kann ſo ein Menſch bey jeman-
den den Wunſch rege machen, ihn wieder zu ſeiner
Geſundheit zu verhelfen, oder ihn zu heilen? Wer
weiß, wie ſehr lange ſchon er ſeinen Vorgeſezten oder
den Chirurgen zur Laſt geweſen iſt, um ihm das
ewige Leben nicht laͤngſt zu wuͤnſchen! Dieſe alſo
haͤtten die ſchlechte Behandlung, die ihnen in den
Lazarethen widerfaͤhrt, großentheils ſelbſt verſchul-
det, und faͤnden dann, daß es geht, wie mans treibt
— zur Warnung fuͤr ſich auf die Zukunft, und zum
Beyſpiel fuͤr Andere auf immer.“

„Eine andere Urſache der ſchlechten Behandlung
der Soldaten in den Lazarethen liegt in unſrer her-
gebrachten militaͤriſchen Verfaſſung. Unſere mei-
ſten Soldaten ſind wie paſſive Maſchinen, Soͤld-
ner, oder auf altdeutſch, Landknechte, beſtimmt,
um nach den Winken ihrer Fuͤrſten Laͤnder zu er-
obern oder Andern erobern zu helfen, oder zur Er-
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[264/0276] Sie betragen ſich alſo oft nicht wie Menſchen, ſon- dern wie unvernuͤnftiges, wildes Vieh, treten ihre Menſchenwuͤrde mit Fuͤßen, und erregen bey ihren Vorgeſetzten ſehr oft den Wunſch, ihrer mit guter Manier je eher je lieber los zu werden.“ „Faͤllt nun einer von dieſen in eine Krankheit, oder wird er verwundet, und dann dem Lazarethe zur Kur uͤbergeben: wie kann ſo ein Menſch bey jeman- den den Wunſch rege machen, ihn wieder zu ſeiner Geſundheit zu verhelfen, oder ihn zu heilen? Wer weiß, wie ſehr lange ſchon er ſeinen Vorgeſezten oder den Chirurgen zur Laſt geweſen iſt, um ihm das ewige Leben nicht laͤngſt zu wuͤnſchen! Dieſe alſo haͤtten die ſchlechte Behandlung, die ihnen in den Lazarethen widerfaͤhrt, großentheils ſelbſt verſchul- det, und faͤnden dann, daß es geht, wie mans treibt — zur Warnung fuͤr ſich auf die Zukunft, und zum Beyſpiel fuͤr Andere auf immer.“ „Eine andere Urſache der ſchlechten Behandlung der Soldaten in den Lazarethen liegt in unſrer her- gebrachten militaͤriſchen Verfaſſung. Unſere mei- ſten Soldaten ſind wie paſſive Maſchinen, Soͤld- ner, oder auf altdeutſch, Landknechte, beſtimmt, um nach den Winken ihrer Fuͤrſten Laͤnder zu er- obern oder Andern erobern zu helfen, oder zur Er- ringung irgend einer Donquixotiade von Helden- ſchaft Leib und Leben aufzuopfern. Sie ſind alſo

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/276>, abgerufen am 22.06.2024.