er war aber doch eben auch nicht besser geworden: denn ehedem lebten die Herren Gießer wild, jezt leben sie -- kindisch. Kinderey ist aber doch immer eben so schlimm, als Wildfängerey.
Meine Lebensbeschreibung war in Gießen flei- ßig gelesen worden. Da man voraussezte, daß ich sie zu seiner Zeit fortsetzen würde, so entdeckte man mir Anekdoten und skandalöse Histörchen die Menge, und bat mich, dieselben dereinst mit anzubringen. Aber warum sollte ich mein Buch von neuem zum Repertorium der Gießer Skandale machen? Es sind, wie die Folge zeigen wird, ganz andere und weit wichtigere Berichte übrig. Dann liegt ja auch dem lieben Publikum nicht viel daran, wenn es weiß, was die unbedeutende Frau Gemahlin dieses oder jenes unbedeutenden Herrn zur Berühmtma- chung ihres Mannes beytrug! Verzeihen Sie mir also meine Herren zu Gießen, daß ich von alle dem, was sie mir so reichhaltig mittheilten, keinen Ge- brauch mache!
Von den Professoren besuchte ich nur die Herren Köster und Roos: ich fand sie gegen mich noch immer so gut gesinnt, wie es Männern ansteht, die ihre Bekannten nicht nach der Kleidung beurtheilen.
Mit Vergnügen hörte ich, daß die liebe Theo- logie an dem Doktor Bechtold für Gießen -- denn außer Gießen ist Herr Bechtold wenig be-
er war aber doch eben auch nicht beſſer geworden: denn ehedem lebten die Herren Gießer wild, jezt leben ſie — kindiſch. Kinderey iſt aber doch immer eben ſo ſchlimm, als Wildfaͤngerey.
Meine Lebensbeſchreibung war in Gießen flei- ßig geleſen worden. Da man vorausſezte, daß ich ſie zu ſeiner Zeit fortſetzen wuͤrde, ſo entdeckte man mir Anekdoten und ſkandaloͤſe Hiſtoͤrchen die Menge, und bat mich, dieſelben dereinſt mit anzubringen. Aber warum ſollte ich mein Buch von neuem zum Repertorium der Gießer Skandale machen? Es ſind, wie die Folge zeigen wird, ganz andere und weit wichtigere Berichte uͤbrig. Dann liegt ja auch dem lieben Publikum nicht viel daran, wenn es weiß, was die unbedeutende Frau Gemahlin dieſes oder jenes unbedeutenden Herrn zur Beruͤhmtma- chung ihres Mannes beytrug! Verzeihen Sie mir alſo meine Herren zu Gießen, daß ich von alle dem, was ſie mir ſo reichhaltig mittheilten, keinen Ge- brauch mache!
Von den Profeſſoren beſuchte ich nur die Herren Koͤſter und Roos: ich fand ſie gegen mich noch immer ſo gut geſinnt, wie es Maͤnnern anſteht, die ihre Bekannten nicht nach der Kleidung beurtheilen.
Mit Vergnuͤgen hoͤrte ich, daß die liebe Theo- logie an dem Doktor Bechtold fuͤr Gießen — denn außer Gießen iſt Herr Bechtold wenig be-
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er war aber doch eben auch nicht beſſer geworden:
denn ehedem lebten die Herren Gießer wild, jezt
leben ſie — kindiſch. Kinderey iſt aber doch immer
eben ſo ſchlimm, als Wildfaͤngerey.
Meine Lebensbeſchreibung war in Gießen flei-
ßig geleſen worden. Da man vorausſezte, daß ich
ſie zu ſeiner Zeit fortſetzen wuͤrde, ſo entdeckte man
mir Anekdoten und ſkandaloͤſe Hiſtoͤrchen die Menge,
und bat mich, dieſelben dereinſt mit anzubringen.
Aber warum ſollte ich mein Buch von neuem zum
Repertorium der Gießer Skandale machen? Es
ſind, wie die Folge zeigen wird, ganz andere und
weit wichtigere Berichte uͤbrig. Dann liegt ja auch
dem lieben Publikum nicht viel daran, wenn es
weiß, was die unbedeutende Frau Gemahlin dieſes
oder jenes unbedeutenden Herrn zur Beruͤhmtma-
chung ihres Mannes beytrug! Verzeihen Sie mir
alſo meine Herren zu Gießen, daß ich von alle dem,
was ſie mir ſo reichhaltig mittheilten, keinen Ge-
brauch mache!
Von den Profeſſoren beſuchte ich nur die Herren
Koͤſter und Roos: ich fand ſie gegen mich noch
immer ſo gut geſinnt, wie es Maͤnnern anſteht, die
ihre Bekannten nicht nach der Kleidung beurtheilen.
Mit Vergnuͤgen hoͤrte ich, daß die liebe Theo-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/26>, abgerufen am 21.11.2024.
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