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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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hatte: denn die guten Leute waren begierig, den
Laukhard wieder einmal zu sehen, der ehedem eine
so eklatante Rolle in Gießen gespielt hatte. -- Sie
entdeckten mich bald, und nun war ich wie umringt.
Ich konnte kaum vorwärts: von allen Seiten ertönte:
Da ist Laukhard! da ist Laukhard! -- Unsre ganze
Kompagnie kam in Unordnung; denn alles stürzte
hinein, um den alten Laukhard recht zu begaffen.
Jeder hatte etwas anzubiethen, und wenn ich hätte
wollen, wie sie: so wäre Laukhard wieder a la Gielsen
geworden.

Unter den Neugierigen befand sich auch Hr.
Chaste!, Lehrer der französischen Sprache zu
Gießen: er begleitete mich eine gute Strecke. Er
war immer mein Freund gewesen, und glaubte,
nichts böses zu thun, wenn er die alte Freundschaft
wieder erneuerte. Koch, der seltsame Mann,
fand dieses, wie ich erst vor kurzem auf meiner
Rückkehr nach Halle erfahren habe, sehr unrecht,
und tadelte den Hn. Chastel in bittern Vorwürfen:
daß er einen so gottlosen Kerl, als Laukhard sey,
habe begleiten können: und seit dieser Zeit ist Koch
dem ehrlichen Lektor nicht wieder gut geworden.
Wohl ihm, daß, seit der jetzigen Regierung, Kochs
Ansehn sehr gesunken ist, und daß Hr. von Ga-
tzert ganz anders denkt und handelt, als -- Koch.


hatte: denn die guten Leute waren begierig, den
Laukhard wieder einmal zu ſehen, der ehedem eine
ſo eklatante Rolle in Gießen geſpielt hatte. — Sie
entdeckten mich bald, und nun war ich wie umringt.
Ich konnte kaum vorwaͤrts: von allen Seiten ertoͤnte:
Da iſt Laukhard! da iſt Laukhard! — Unſre ganze
Kompagnie kam in Unordnung; denn alles ſtuͤrzte
hinein, um den alten Laukhard recht zu begaffen.
Jeder hatte etwas anzubiethen, und wenn ich haͤtte
wollen, wie ſie: ſo waͤre Laukhard wieder à la Gielsen
geworden.

Unter den Neugierigen befand ſich auch Hr.
Chaſte!, Lehrer der franzoͤſiſchen Sprache zu
Gießen: er begleitete mich eine gute Strecke. Er
war immer mein Freund geweſen, und glaubte,
nichts boͤſes zu thun, wenn er die alte Freundſchaft
wieder erneuerte. Koch, der ſeltſame Mann,
fand dieſes, wie ich erſt vor kurzem auf meiner
Ruͤckkehr nach Halle erfahren habe, ſehr unrecht,
und tadelte den Hn. Chaſtel in bittern Vorwuͤrfen:
daß er einen ſo gottloſen Kerl, als Laukhard ſey,
habe begleiten koͤnnen: und ſeit dieſer Zeit iſt Koch
dem ehrlichen Lektor nicht wieder gut geworden.
Wohl ihm, daß, ſeit der jetzigen Regierung, Kochs
Anſehn ſehr geſunken iſt, und daß Hr. von Ga-
tzert ganz anders denkt und handelt, als — Koch.


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[12/0024] hatte: denn die guten Leute waren begierig, den Laukhard wieder einmal zu ſehen, der ehedem eine ſo eklatante Rolle in Gießen geſpielt hatte. — Sie entdeckten mich bald, und nun war ich wie umringt. Ich konnte kaum vorwaͤrts: von allen Seiten ertoͤnte: Da iſt Laukhard! da iſt Laukhard! — Unſre ganze Kompagnie kam in Unordnung; denn alles ſtuͤrzte hinein, um den alten Laukhard recht zu begaffen. Jeder hatte etwas anzubiethen, und wenn ich haͤtte wollen, wie ſie: ſo waͤre Laukhard wieder à la Gielsen geworden. Unter den Neugierigen befand ſich auch Hr. Chaſte!, Lehrer der franzoͤſiſchen Sprache zu Gießen: er begleitete mich eine gute Strecke. Er war immer mein Freund geweſen, und glaubte, nichts boͤſes zu thun, wenn er die alte Freundſchaft wieder erneuerte. Koch, der ſeltſame Mann, fand dieſes, wie ich erſt vor kurzem auf meiner Ruͤckkehr nach Halle erfahren habe, ſehr unrecht, und tadelte den Hn. Chaſtel in bittern Vorwuͤrfen: daß er einen ſo gottloſen Kerl, als Laukhard ſey, habe begleiten koͤnnen: und ſeit dieſer Zeit iſt Koch dem ehrlichen Lektor nicht wieder gut geworden. Wohl ihm, daß, ſeit der jetzigen Regierung, Kochs Anſehn ſehr geſunken iſt, und daß Hr. von Ga- tzert ganz anders denkt und handelt, als — Koch.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/24>, abgerufen am 21.11.2024.