hatte: denn die guten Leute waren begierig, den Laukhard wieder einmal zu sehen, der ehedem eine so eklatante Rolle in Gießen gespielt hatte. -- Sie entdeckten mich bald, und nun war ich wie umringt. Ich konnte kaum vorwärts: von allen Seiten ertönte: Da ist Laukhard! da ist Laukhard! -- Unsre ganze Kompagnie kam in Unordnung; denn alles stürzte hinein, um den alten Laukhard recht zu begaffen. Jeder hatte etwas anzubiethen, und wenn ich hätte wollen, wie sie: so wäre Laukhard wieder a la Gielsen geworden.
Unter den Neugierigen befand sich auch Hr. Chaste!, Lehrer der französischen Sprache zu Gießen: er begleitete mich eine gute Strecke. Er war immer mein Freund gewesen, und glaubte, nichts böses zu thun, wenn er die alte Freundschaft wieder erneuerte. Koch, der seltsame Mann, fand dieses, wie ich erst vor kurzem auf meiner Rückkehr nach Halle erfahren habe, sehr unrecht, und tadelte den Hn. Chastel in bittern Vorwürfen: daß er einen so gottlosen Kerl, als Laukhard sey, habe begleiten können: und seit dieser Zeit ist Koch dem ehrlichen Lektor nicht wieder gut geworden. Wohl ihm, daß, seit der jetzigen Regierung, Kochs Ansehn sehr gesunken ist, und daß Hr. von Ga- tzert ganz anders denkt und handelt, als -- Koch.
hatte: denn die guten Leute waren begierig, den Laukhard wieder einmal zu ſehen, der ehedem eine ſo eklatante Rolle in Gießen geſpielt hatte. — Sie entdeckten mich bald, und nun war ich wie umringt. Ich konnte kaum vorwaͤrts: von allen Seiten ertoͤnte: Da iſt Laukhard! da iſt Laukhard! — Unſre ganze Kompagnie kam in Unordnung; denn alles ſtuͤrzte hinein, um den alten Laukhard recht zu begaffen. Jeder hatte etwas anzubiethen, und wenn ich haͤtte wollen, wie ſie: ſo waͤre Laukhard wieder à la Gielsen geworden.
Unter den Neugierigen befand ſich auch Hr. Chaſte!, Lehrer der franzoͤſiſchen Sprache zu Gießen: er begleitete mich eine gute Strecke. Er war immer mein Freund geweſen, und glaubte, nichts boͤſes zu thun, wenn er die alte Freundſchaft wieder erneuerte. Koch, der ſeltſame Mann, fand dieſes, wie ich erſt vor kurzem auf meiner Ruͤckkehr nach Halle erfahren habe, ſehr unrecht, und tadelte den Hn. Chaſtel in bittern Vorwuͤrfen: daß er einen ſo gottloſen Kerl, als Laukhard ſey, habe begleiten koͤnnen: und ſeit dieſer Zeit iſt Koch dem ehrlichen Lektor nicht wieder gut geworden. Wohl ihm, daß, ſeit der jetzigen Regierung, Kochs Anſehn ſehr geſunken iſt, und daß Hr. von Ga- tzert ganz anders denkt und handelt, als — Koch.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0024"n="12"/>
hatte: denn die guten Leute waren begierig, den<lb/>
Laukhard wieder einmal zu ſehen, der ehedem eine<lb/>ſo eklatante Rolle in Gießen geſpielt hatte. — Sie<lb/>
entdeckten mich bald, und nun war ich wie umringt.<lb/>
Ich konnte kaum vorwaͤrts: von allen Seiten ertoͤnte:<lb/>
Da iſt Laukhard! da iſt Laukhard! — Unſre ganze<lb/>
Kompagnie kam in Unordnung; denn alles ſtuͤrzte<lb/>
hinein, um den alten Laukhard recht zu begaffen.<lb/>
Jeder hatte etwas anzubiethen, und wenn ich haͤtte<lb/>
wollen, wie ſie: ſo waͤre Laukhard wieder <hirendition="#aq">à la Gielsen</hi><lb/>
geworden.</p><lb/><p>Unter den Neugierigen befand ſich auch Hr.<lb/><hirendition="#g">Chaſte</hi>!, Lehrer der franzoͤſiſchen Sprache zu<lb/>
Gießen: er begleitete mich eine gute Strecke. Er<lb/>
war immer mein Freund geweſen, und glaubte,<lb/>
nichts boͤſes zu thun, wenn er die alte Freundſchaft<lb/>
wieder erneuerte. <hirendition="#g">Koch</hi>, der ſeltſame Mann,<lb/>
fand dieſes, wie ich erſt vor kurzem auf meiner<lb/>
Ruͤckkehr nach Halle erfahren habe, ſehr unrecht,<lb/>
und tadelte den Hn. <hirendition="#g">Chaſtel</hi> in bittern Vorwuͤrfen:<lb/>
daß er einen ſo gottloſen Kerl, als Laukhard ſey,<lb/>
habe begleiten koͤnnen: und ſeit dieſer Zeit iſt <hirendition="#g">Koch</hi><lb/>
dem ehrlichen Lektor nicht wieder gut geworden.<lb/>
Wohl ihm, daß, ſeit der jetzigen Regierung, Kochs<lb/>
Anſehn ſehr geſunken iſt, und daß Hr. von <hirendition="#g">Ga</hi>-<lb/><hirendition="#g">tzert</hi> ganz anders denkt und handelt, als —<hirendition="#g">Koch</hi>.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[12/0024]
hatte: denn die guten Leute waren begierig, den
Laukhard wieder einmal zu ſehen, der ehedem eine
ſo eklatante Rolle in Gießen geſpielt hatte. — Sie
entdeckten mich bald, und nun war ich wie umringt.
Ich konnte kaum vorwaͤrts: von allen Seiten ertoͤnte:
Da iſt Laukhard! da iſt Laukhard! — Unſre ganze
Kompagnie kam in Unordnung; denn alles ſtuͤrzte
hinein, um den alten Laukhard recht zu begaffen.
Jeder hatte etwas anzubiethen, und wenn ich haͤtte
wollen, wie ſie: ſo waͤre Laukhard wieder à la Gielsen
geworden.
Unter den Neugierigen befand ſich auch Hr.
Chaſte!, Lehrer der franzoͤſiſchen Sprache zu
Gießen: er begleitete mich eine gute Strecke. Er
war immer mein Freund geweſen, und glaubte,
nichts boͤſes zu thun, wenn er die alte Freundſchaft
wieder erneuerte. Koch, der ſeltſame Mann,
fand dieſes, wie ich erſt vor kurzem auf meiner
Ruͤckkehr nach Halle erfahren habe, ſehr unrecht,
und tadelte den Hn. Chaſtel in bittern Vorwuͤrfen:
daß er einen ſo gottloſen Kerl, als Laukhard ſey,
habe begleiten koͤnnen: und ſeit dieſer Zeit iſt Koch
dem ehrlichen Lektor nicht wieder gut geworden.
Wohl ihm, daß, ſeit der jetzigen Regierung, Kochs
Anſehn ſehr geſunken iſt, und daß Hr. von Ga-
tzert ganz anders denkt und handelt, als — Koch.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/24>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.