Es war schon, ehe wir die Standquartiere verlie- ßen, befohlen worden, daß man besonders für gutes Schuhwerk der Soldaten sorgen, und hinlänglich dazu mitnehmen sollte, um die abgehenden gleich wieder ersetzen zu können. Aber unsre Herren hatten so für sich auskalkulirt, daß der ganze Krieg wohl nur ein Vierteljahr dauern könnte, und waren eben darum auch in Befolgung dieses Befehls sehr nach- läßig gewesen. Die Folgen der Fahrläßigkeit in einem so äußerst wichtigen Punkte zeigten sich bald. In der ganzen Armee fingen die Schuhe, bey dem scheußlichen Rückzuge aus Champagne, auf einmal so an zu reißen, daß beynahe kein einziger Soldat gutes Schuhwerk noch hatte. Sogar die Offiziere trugen zerrißne Stiefeln, und die armen Packknechte gingen vollends gar barfuß.
Es war schändlich anzusehen, wie die Preußen da ohne Schuhe durch den Koth zerrten und ihre Füße an den spitzigen Steinen blutrünstig aufris- sen. Viele hatten ihre zerrißnen Schuhe auf die Gewehre gehängt, andere trugen sie in [ - 7 Zeichen fehlen],
Achtzehntes Kapitel.
Fortſetzung. Ankunft auf deutſchen Boden.
Es war ſchon, ehe wir die Standquartiere verlie- ßen, befohlen worden, daß man beſonders fuͤr gutes Schuhwerk der Soldaten ſorgen, und hinlaͤnglich dazu mitnehmen ſollte, um die abgehenden gleich wieder erſetzen zu koͤnnen. Aber unſre Herren hatten ſo fuͤr ſich auskalkulirt, daß der ganze Krieg wohl nur ein Vierteljahr dauern koͤnnte, und waren eben darum auch in Befolgung dieſes Befehls ſehr nach- laͤßig geweſen. Die Folgen der Fahrlaͤßigkeit in einem ſo aͤußerſt wichtigen Punkte zeigten ſich bald. In der ganzen Armee fingen die Schuhe, bey dem ſcheußlichen Ruͤckzuge aus Champagne, auf einmal ſo an zu reißen, daß beynahe kein einziger Soldat gutes Schuhwerk noch hatte. Sogar die Offiziere trugen zerrißne Stiefeln, und die armen Packknechte gingen vollends gar barfuß.
Es war ſchaͤndlich anzuſehen, wie die Preußen da ohne Schuhe durch den Koth zerrten und ihre Fuͤße an den ſpitzigen Steinen blutruͤnſtig aufriſ- ſen. Viele hatten ihre zerrißnen Schuhe auf die Gewehre gehaͤngt, andere trugen ſie in [ – 7 Zeichen fehlen],
<TEI><text><body><pbfacs="#f0224"n="212"/><divn="1"><head>Achtzehntes Kapitel.</head><lb/><p>Fortſetzung. Ankunft auf deutſchen Boden.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">E</hi>s war ſchon, ehe wir die Standquartiere verlie-<lb/>
ßen, befohlen worden, daß man beſonders fuͤr gutes<lb/>
Schuhwerk der Soldaten ſorgen, und hinlaͤnglich<lb/>
dazu mitnehmen ſollte, um die abgehenden gleich<lb/>
wieder erſetzen zu koͤnnen. Aber unſre Herren hatten<lb/>ſo fuͤr ſich auskalkulirt, daß der ganze Krieg wohl<lb/>
nur ein Vierteljahr dauern koͤnnte, und waren eben<lb/>
darum auch in Befolgung dieſes Befehls ſehr nach-<lb/>
laͤßig geweſen. Die Folgen der Fahrlaͤßigkeit in<lb/>
einem ſo aͤußerſt wichtigen Punkte zeigten ſich bald.<lb/>
In der ganzen Armee fingen die Schuhe, bey dem<lb/>ſcheußlichen Ruͤckzuge aus <hirendition="#g">Champagne</hi>, auf<lb/>
einmal ſo an zu reißen, daß beynahe kein einziger<lb/>
Soldat gutes Schuhwerk noch hatte. Sogar die<lb/>
Offiziere trugen zerrißne Stiefeln, und die armen<lb/>
Packknechte gingen vollends gar barfuß.</p><lb/><p>Es war ſchaͤndlich anzuſehen, wie die Preußen<lb/>
da ohne Schuhe durch den Koth zerrten und ihre<lb/>
Fuͤße an den ſpitzigen Steinen blutruͤnſtig aufriſ-<lb/>ſen. Viele hatten ihre zerrißnen Schuhe auf die<lb/>
Gewehre gehaͤngt, andere trugen ſie in <gapunit="chars"quantity="7"/>,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[212/0224]
Achtzehntes Kapitel.
Fortſetzung. Ankunft auf deutſchen Boden.
Es war ſchon, ehe wir die Standquartiere verlie-
ßen, befohlen worden, daß man beſonders fuͤr gutes
Schuhwerk der Soldaten ſorgen, und hinlaͤnglich
dazu mitnehmen ſollte, um die abgehenden gleich
wieder erſetzen zu koͤnnen. Aber unſre Herren hatten
ſo fuͤr ſich auskalkulirt, daß der ganze Krieg wohl
nur ein Vierteljahr dauern koͤnnte, und waren eben
darum auch in Befolgung dieſes Befehls ſehr nach-
laͤßig geweſen. Die Folgen der Fahrlaͤßigkeit in
einem ſo aͤußerſt wichtigen Punkte zeigten ſich bald.
In der ganzen Armee fingen die Schuhe, bey dem
ſcheußlichen Ruͤckzuge aus Champagne, auf
einmal ſo an zu reißen, daß beynahe kein einziger
Soldat gutes Schuhwerk noch hatte. Sogar die
Offiziere trugen zerrißne Stiefeln, und die armen
Packknechte gingen vollends gar barfuß.
Es war ſchaͤndlich anzuſehen, wie die Preußen
da ohne Schuhe durch den Koth zerrten und ihre
Fuͤße an den ſpitzigen Steinen blutruͤnſtig aufriſ-
ſen. Viele hatten ihre zerrißnen Schuhe auf die
Gewehre gehaͤngt, andere trugen ſie in _______,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/224>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.