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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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schlugen, herrschte Todtenstille: kein lautes Wort
hörte man, wenn nicht hie und da einer fluchte,
oder mit seinem Kameraden zankte. Freundlicher
Zuspruch war ganz außer Mode. --

Von da marschirten wir einige Tage hinter ein-
ander, oder vielmehr wir wateten durch Wasser und
Koth bis auf den 9ten October. -- Wegen der
gewaltigen Wege und des beynahe immer anhal-
tenden Regens konnte man nur ganz kleine Märsche
von 3, 4 höchstens 5 Stunden machen, und doch
brach man jedesmal mit dem Tage, oft auch noch
vor Tage auf, und marschirte bis zur sinkenden
Nacht. Kamen wir dann endlich an den Ort, wo
das Lager seyn sollte, so wurden die Zelter auf-
gestellt, freylich nicht so, wie bey der Revüe zu
Magdeburg oder zu Berlin, sondern, wie man nur
konnte. Oft legten sich die Soldaten aus mehrern
Zelten zusammen in Eins, und ließen die andern
unaufgeschlagen im Kothe liegen.

Waren die Zelter aufgeschlagen, so giengs in die
Dörfer nach Stroh und Holz, und nach Futter für
die Pferde: beyher wurde mitgenommen, was noch da
war, und die entflohnen Einwohner nicht vergraben
oder versteckt hatten. Alle Dörfer, bey denen die
Armee gestanden hatte, wurden wüst und öde.
Fand man in den Gärten noch Gemüse, so mach-

Dritter Theil. N

ſchlugen, herrſchte Todtenſtille: kein lautes Wort
hoͤrte man, wenn nicht hie und da einer fluchte,
oder mit ſeinem Kameraden zankte. Freundlicher
Zuſpruch war ganz außer Mode. —

Von da marſchirten wir einige Tage hinter ein-
ander, oder vielmehr wir wateten durch Waſſer und
Koth bis auf den 9ten October. — Wegen der
gewaltigen Wege und des beynahe immer anhal-
tenden Regens konnte man nur ganz kleine Maͤrſche
von 3, 4 hoͤchſtens 5 Stunden machen, und doch
brach man jedesmal mit dem Tage, oft auch noch
vor Tage auf, und marſchirte bis zur ſinkenden
Nacht. Kamen wir dann endlich an den Ort, wo
das Lager ſeyn ſollte, ſo wurden die Zelter auf-
geſtellt, freylich nicht ſo, wie bey der Revuͤe zu
Magdeburg oder zu Berlin, ſondern, wie man nur
konnte. Oft legten ſich die Soldaten aus mehrern
Zelten zuſammen in Eins, und ließen die andern
unaufgeſchlagen im Kothe liegen.

Waren die Zelter aufgeſchlagen, ſo giengs in die
Doͤrfer nach Stroh und Holz, und nach Futter fuͤr
die Pferde: beyher wurde mitgenommen, was noch da
war, und die entflohnen Einwohner nicht vergraben
oder verſteckt hatten. Alle Doͤrfer, bey denen die
Armee geſtanden hatte, wurden wuͤſt und oͤde.
Fand man in den Gaͤrten noch Gemuͤſe, ſo mach-

Dritter Theil. N
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[193/0205] ſchlugen, herrſchte Todtenſtille: kein lautes Wort hoͤrte man, wenn nicht hie und da einer fluchte, oder mit ſeinem Kameraden zankte. Freundlicher Zuſpruch war ganz außer Mode. — Von da marſchirten wir einige Tage hinter ein- ander, oder vielmehr wir wateten durch Waſſer und Koth bis auf den 9ten October. — Wegen der gewaltigen Wege und des beynahe immer anhal- tenden Regens konnte man nur ganz kleine Maͤrſche von 3, 4 hoͤchſtens 5 Stunden machen, und doch brach man jedesmal mit dem Tage, oft auch noch vor Tage auf, und marſchirte bis zur ſinkenden Nacht. Kamen wir dann endlich an den Ort, wo das Lager ſeyn ſollte, ſo wurden die Zelter auf- geſtellt, freylich nicht ſo, wie bey der Revuͤe zu Magdeburg oder zu Berlin, ſondern, wie man nur konnte. Oft legten ſich die Soldaten aus mehrern Zelten zuſammen in Eins, und ließen die andern unaufgeſchlagen im Kothe liegen. Waren die Zelter aufgeſchlagen, ſo giengs in die Doͤrfer nach Stroh und Holz, und nach Futter fuͤr die Pferde: beyher wurde mitgenommen, was noch da war, und die entflohnen Einwohner nicht vergraben oder verſteckt hatten. Alle Doͤrfer, bey denen die Armee geſtanden hatte, wurden wuͤſt und oͤde. Fand man in den Gaͤrten noch Gemuͤſe, ſo mach- Dritter Theil. N

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/205>, abgerufen am 21.11.2024.