Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

andern herbeygeschafft. Dieses neue Holz, samt
dem alten holte man ins Lager und verbrannte es,
mit unter auch Kanzel und Orgelgeschniz, Kruzi-
fixe u. dgl. Dabey wurde nun brav gelacht und
Spaß getrieben, und noch jezt sprechen die Solda-
ten vom französischen Kirchenholz im Drecklager.

Die Lebensmittel waren hier entsezlich rar und
theuer: ich zwar für meine Person litt von hier an
-- die beyden Nächte bey der Kanonade nur aus-
genommen -- bis nach Grandpre zurück, keinen
eigentlichen Mangel, bey weitem nämlich den
nicht, welchen andre Soldaten ertragen mußten.
Ich hatte bey der Kompagnie einen guten Freund
an dem Furierschützen Lutze, welchen ich seit lan-
ger Zeit als einen ehrlichen Mann kannte. *) Die-
ser gab mir, als die Lebensmittel seltner wurden,
den Anschlag, mich zu ihm ins Zelt zu legen, weil
er als Furierschütze doch immer eher im Stande
sey, etwas herbeyzuschaffen, als die andern. Ich
that das, und Lutze hat mich, so lange ich bey
ihm im Zelte war, oder vielmehr, so oft er da
war -- denn auf der unseligen Retirade mußte er

*) Er ist noch in diesem Kriege durch einen klugen Streich von
den Soldaten losgekommen, und hat Recht gehabt: man
hatte ihn auch durch Pfiffe dazu gebracht.
Dritter Theil. K

andern herbeygeſchafft. Dieſes neue Holz, ſamt
dem alten holte man ins Lager und verbrannte es,
mit unter auch Kanzel und Orgelgeſchniz, Kruzi-
fixe u. dgl. Dabey wurde nun brav gelacht und
Spaß getrieben, und noch jezt ſprechen die Solda-
ten vom franzoͤſiſchen Kirchenholz im Drecklager.

Die Lebensmittel waren hier entſezlich rar und
theuer: ich zwar fuͤr meine Perſon litt von hier an
— die beyden Naͤchte bey der Kanonade nur aus-
genommen — bis nach Grandpré zuruͤck, keinen
eigentlichen Mangel, bey weitem naͤmlich den
nicht, welchen andre Soldaten ertragen mußten.
Ich hatte bey der Kompagnie einen guten Freund
an dem Furierſchuͤtzen Lutze, welchen ich ſeit lan-
ger Zeit als einen ehrlichen Mann kannte. *) Die-
ſer gab mir, als die Lebensmittel ſeltner wurden,
den Anſchlag, mich zu ihm ins Zelt zu legen, weil
er als Furierſchuͤtze doch immer eher im Stande
ſey, etwas herbeyzuſchaffen, als die andern. Ich
that das, und Lutze hat mich, ſo lange ich bey
ihm im Zelte war, oder vielmehr, ſo oft er da
war — denn auf der unſeligen Retirade mußte er

*) Er iſt noch in dieſem Kriege durch einen klugen Streich von
den Soldaten losgekommen, und hat Recht gehabt: man
hatte ihn auch durch Pfiffe dazu gebracht.
Dritter Theil. K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0157" n="145"/>
andern herbeyge&#x017F;chafft. Die&#x017F;es neue Holz, &#x017F;amt<lb/>
dem alten holte man ins Lager und verbrannte es,<lb/>
mit unter auch Kanzel und Orgelge&#x017F;chniz, Kruzi-<lb/>
fixe u. dgl. Dabey wurde nun brav gelacht und<lb/>
Spaß getrieben, und noch jezt &#x017F;prechen die Solda-<lb/>
ten vom franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Kirchenholz im Drecklager.</p><lb/>
        <p>Die Lebensmittel waren hier ent&#x017F;ezlich rar und<lb/>
theuer: ich zwar fu&#x0364;r meine Per&#x017F;on litt von hier an<lb/>
&#x2014; die beyden Na&#x0364;chte bey der Kanonade nur aus-<lb/>
genommen &#x2014; bis nach Grandpr<hi rendition="#aq">é</hi> zuru&#x0364;ck, keinen<lb/>
eigentlichen Mangel, bey weitem na&#x0364;mlich den<lb/>
nicht, welchen andre Soldaten ertragen mußten.<lb/>
Ich hatte bey der Kompagnie einen guten Freund<lb/>
an dem Furier&#x017F;chu&#x0364;tzen <hi rendition="#g">Lutze</hi>, welchen ich &#x017F;eit lan-<lb/>
ger Zeit als einen ehrlichen Mann kannte. <note place="foot" n="*)">Er i&#x017F;t noch in die&#x017F;em Kriege durch einen klugen Streich von<lb/>
den Soldaten losgekommen, und hat Recht gehabt: man<lb/>
hatte ihn auch durch Pfiffe dazu gebracht.</note> Die-<lb/>
&#x017F;er gab mir, als die Lebensmittel &#x017F;eltner wurden,<lb/>
den An&#x017F;chlag, mich zu ihm ins Zelt zu legen, weil<lb/>
er als Furier&#x017F;chu&#x0364;tze doch immer eher im Stande<lb/>
&#x017F;ey, etwas herbeyzu&#x017F;chaffen, als die andern. Ich<lb/>
that das, und <hi rendition="#g">Lutze</hi> hat mich, &#x017F;o lange ich bey<lb/>
ihm im Zelte war, oder vielmehr, &#x017F;o oft er da<lb/>
war &#x2014; denn auf der un&#x017F;eligen Retirade mußte er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Dritter Theil. K</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0157] andern herbeygeſchafft. Dieſes neue Holz, ſamt dem alten holte man ins Lager und verbrannte es, mit unter auch Kanzel und Orgelgeſchniz, Kruzi- fixe u. dgl. Dabey wurde nun brav gelacht und Spaß getrieben, und noch jezt ſprechen die Solda- ten vom franzoͤſiſchen Kirchenholz im Drecklager. Die Lebensmittel waren hier entſezlich rar und theuer: ich zwar fuͤr meine Perſon litt von hier an — die beyden Naͤchte bey der Kanonade nur aus- genommen — bis nach Grandpré zuruͤck, keinen eigentlichen Mangel, bey weitem naͤmlich den nicht, welchen andre Soldaten ertragen mußten. Ich hatte bey der Kompagnie einen guten Freund an dem Furierſchuͤtzen Lutze, welchen ich ſeit lan- ger Zeit als einen ehrlichen Mann kannte. *) Die- ſer gab mir, als die Lebensmittel ſeltner wurden, den Anſchlag, mich zu ihm ins Zelt zu legen, weil er als Furierſchuͤtze doch immer eher im Stande ſey, etwas herbeyzuſchaffen, als die andern. Ich that das, und Lutze hat mich, ſo lange ich bey ihm im Zelte war, oder vielmehr, ſo oft er da war — denn auf der unſeligen Retirade mußte er *) Er iſt noch in dieſem Kriege durch einen klugen Streich von den Soldaten losgekommen, und hat Recht gehabt: man hatte ihn auch durch Pfiffe dazu gebracht. Dritter Theil. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/157
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/157>, abgerufen am 21.11.2024.