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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Unterstützung von einigen Soldaten des Regiments
von Woldek: ich rief daher den Offizier, welcher
diese Natter mit derben Hieben zwang, dem Mäd-
chen, das jämmerlich schrie, seine Sachen zurückzu-
geben.

Wie hier, so hat diese Verschmizte ihr räube-
risches Handwerk fast überall getrieben, nebst jenen
andern, welches sich denken läßt: und so kostet es
ihr noch keinen Heller, wenn sie diesen oder jenen
Nebengalan mit Zeug zu Kleidungsstücken und
dergleichen versieht, oder nichts an sich spahrt, um
wenigstens durch Kleider, Gang und Koketten-
mine noch etwas zu gelten.

So also trieben es unsere Soldaten, so auch
deren Weiber und Menscher! Auftritte von dieser
Art waren daher nicht selten, und ich werde nicht
ermangeln, sie in der Folge gehörigen Orts anzu-
bringen, und dieß, damit man wisse, daß die
Deutschen in Frankreich das erst thaten, was die
aufgebrachten Franzosen nachher in Deutschland
dafür wieder thaten. Hätten die meisten unserer
deutschen Zeitungsschreiber, Journalisten und Al-
manachsschmierer das Betragen der Neufranken
nach dem gleichartigen Betragen der Deutschen
etwas kälter gewürdiget und sie anfänglich nicht
immer wie blinde Kanibalen zu tief herabge-
sezt: so hätten die meisten unsrer deutschen Für-

Unterſtuͤtzung von einigen Soldaten des Regiments
von Woldek: ich rief daher den Offizier, welcher
dieſe Natter mit derben Hieben zwang, dem Maͤd-
chen, das jaͤmmerlich ſchrie, ſeine Sachen zuruͤckzu-
geben.

Wie hier, ſo hat dieſe Verſchmizte ihr raͤube-
riſches Handwerk faſt uͤberall getrieben, nebſt jenen
andern, welches ſich denken laͤßt: und ſo koſtet es
ihr noch keinen Heller, wenn ſie dieſen oder jenen
Nebengalan mit Zeug zu Kleidungsſtuͤcken und
dergleichen verſieht, oder nichts an ſich ſpahrt, um
wenigſtens durch Kleider, Gang und Koketten-
mine noch etwas zu gelten.

So alſo trieben es unſere Soldaten, ſo auch
deren Weiber und Menſcher! Auftritte von dieſer
Art waren daher nicht ſelten, und ich werde nicht
ermangeln, ſie in der Folge gehoͤrigen Orts anzu-
bringen, und dieß, damit man wiſſe, daß die
Deutſchen in Frankreich das erſt thaten, was die
aufgebrachten Franzoſen nachher in Deutſchland
dafuͤr wieder thaten. Haͤtten die meiſten unſerer
deutſchen Zeitungsſchreiber, Journaliſten und Al-
manachsſchmierer das Betragen der Neufranken
nach dem gleichartigen Betragen der Deutſchen
etwas kaͤlter gewuͤrdiget und ſie anfaͤnglich nicht
immer wie blinde Kanibalen zu tief herabge-
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[117/0129] Unterſtuͤtzung von einigen Soldaten des Regiments von Woldek: ich rief daher den Offizier, welcher dieſe Natter mit derben Hieben zwang, dem Maͤd- chen, das jaͤmmerlich ſchrie, ſeine Sachen zuruͤckzu- geben. Wie hier, ſo hat dieſe Verſchmizte ihr raͤube- riſches Handwerk faſt uͤberall getrieben, nebſt jenen andern, welches ſich denken laͤßt: und ſo koſtet es ihr noch keinen Heller, wenn ſie dieſen oder jenen Nebengalan mit Zeug zu Kleidungsſtuͤcken und dergleichen verſieht, oder nichts an ſich ſpahrt, um wenigſtens durch Kleider, Gang und Koketten- mine noch etwas zu gelten. So alſo trieben es unſere Soldaten, ſo auch deren Weiber und Menſcher! Auftritte von dieſer Art waren daher nicht ſelten, und ich werde nicht ermangeln, ſie in der Folge gehoͤrigen Orts anzu- bringen, und dieß, damit man wiſſe, daß die Deutſchen in Frankreich das erſt thaten, was die aufgebrachten Franzoſen nachher in Deutſchland dafuͤr wieder thaten. Haͤtten die meiſten unſerer deutſchen Zeitungsſchreiber, Journaliſten und Al- manachsſchmierer das Betragen der Neufranken nach dem gleichartigen Betragen der Deutſchen etwas kaͤlter gewuͤrdiget und ſie anfaͤnglich nicht immer wie blinde Kanibalen zu tief herabge- ſezt: ſo haͤtten die meiſten unſrer deutſchen Fuͤr-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/129>, abgerufen am 25.11.2024.