in der That waren. Sie selbst haben die Menge ihrer Leute wohl nie recht gewußt wegen des ewigen Ab- und Zulaufens. Schon bey Trier rissen ihre Soldaten haufenweise aus, und das nach Frank- reich, wo man sie damals noch ohne weiteres auf- nahm: nachher haben sie noch weit mehr verlohren: endlich nach dem Rückzuge aus Champagne verliefen sie sich beynahe ganz so, daß sie im Früh- linge 1793 wieder so zu sagen von neuem errichtet werden mußten.
Gegen die Mitte des Augustes brachen wir von Trier auf und lagerten uns nach einigen schweren Märschen bey dem Dorfe Montfort, welches wegen verschiedner daherum vorgefallner merk- würdiger Bataillen bekannt ist. Ich hatte hier Gelegenheit, die nahgelegene Stadt und Festung Luxembourg zu besehen.
Das Volk in dieser Gegend schien mit der öst- reichischen Regierung eben nicht sonderlich zufrieden zu seyn, und hasset seine nahen Nachbaren, die Franzosen weit weniger, als die Trierer: sonst aber sind die Leute noch sehr abergläubisch, grob und ungeschliffen. Das Land an sich ist übrigens vor- treflich und mit allem versehen, was man zur Un- terhaltung des Lebens bedarf: unsere Lebensart ward daher jezt auch etwas besser und wohlfeiler, als bisher. --
in der That waren. Sie ſelbſt haben die Menge ihrer Leute wohl nie recht gewußt wegen des ewigen Ab- und Zulaufens. Schon bey Trier riſſen ihre Soldaten haufenweiſe aus, und das nach Frank- reich, wo man ſie damals noch ohne weiteres auf- nahm: nachher haben ſie noch weit mehr verlohren: endlich nach dem Ruͤckzuge aus Champagne verliefen ſie ſich beynahe ganz ſo, daß ſie im Fruͤh- linge 1793 wieder ſo zu ſagen von neuem errichtet werden mußten.
Gegen die Mitte des Auguſtes brachen wir von Trier auf und lagerten uns nach einigen ſchweren Maͤrſchen bey dem Dorfe Montfort, welches wegen verſchiedner daherum vorgefallner merk- wuͤrdiger Bataillen bekannt iſt. Ich hatte hier Gelegenheit, die nahgelegene Stadt und Feſtung Luxembourg zu beſehen.
Das Volk in dieſer Gegend ſchien mit der oͤſt- reichiſchen Regierung eben nicht ſonderlich zufrieden zu ſeyn, und haſſet ſeine nahen Nachbaren, die Franzoſen weit weniger, als die Trierer: ſonſt aber ſind die Leute noch ſehr aberglaͤubiſch, grob und ungeſchliffen. Das Land an ſich iſt uͤbrigens vor- treflich und mit allem verſehen, was man zur Un- terhaltung des Lebens bedarf: unſere Lebensart ward daher jezt auch etwas beſſer und wohlfeiler, als bisher. —
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in der That waren. Sie ſelbſt haben die Menge
ihrer Leute wohl nie recht gewußt wegen des ewigen
Ab- und Zulaufens. Schon bey Trier riſſen ihre
Soldaten haufenweiſe aus, und das nach Frank-
reich, wo man ſie damals noch ohne weiteres auf-
nahm: nachher haben ſie noch weit mehr verlohren:
endlich nach dem Ruͤckzuge aus Champagne
verliefen ſie ſich beynahe ganz ſo, daß ſie im Fruͤh-
linge 1793 wieder ſo zu ſagen von neuem errichtet
werden mußten.
Gegen die Mitte des Auguſtes brachen wir von
Trier auf und lagerten uns nach einigen ſchweren
Maͤrſchen bey dem Dorfe Montfort, welches
wegen verſchiedner daherum vorgefallner merk-
wuͤrdiger Bataillen bekannt iſt. Ich hatte hier
Gelegenheit, die nahgelegene Stadt und Feſtung
Luxembourg zu beſehen.
Das Volk in dieſer Gegend ſchien mit der oͤſt-
reichiſchen Regierung eben nicht ſonderlich zufrieden
zu ſeyn, und haſſet ſeine nahen Nachbaren, die
Franzoſen weit weniger, als die Trierer: ſonſt aber
ſind die Leute noch ſehr aberglaͤubiſch, grob und
ungeſchliffen. Das Land an ſich iſt uͤbrigens vor-
treflich und mit allem verſehen, was man zur Un-
terhaltung des Lebens bedarf: unſere Lebensart
ward daher jezt auch etwas beſſer und wohlfeiler,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/110>, abgerufen am 23.11.2024.
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