men sich wie kopfhängerische Klosterschüler. Ich habe mit einigen dieser Herren gesprochen, aber alles, was sie sagten, machte mir keine vortheil- hafte Idee von der antiquissima Trevirensi. Da ich nach dem berühmten Hn. von Hontheim fragte, wußten zwar einige so halb und halb den Namen Febronius, aber was Febronius eigentlich gelehrt habe, das wußten die guten Leutchen nicht. Doch welcher Prophet gilt in seinem Vaterlande! Und so konnte auch der große Febronius die kirchliche Aufklärung seiner Landsleute wenig befördern. Wenn aber die Trierer durch den jetzigen Zeitton nicht gescheuter geworden sind, dann ist an ihnen Hopfen und Malz verlohren. Indeß ich denke doch, sie werden jezt nicht mehr so pfaffisch und unwis- send seyn, als 1792.
Zum Beweise, daß das Trierland ein Haupt- pfaffenland sonst war, will ich nur anführen, daß in einem Bezirke von einer einzigen Stunde drey sehr reiche Benediktiner Abteyen liegen. Diese wa- ren den Cüstinianern eine sehr willkommne Beute.
Im Lager bey Trier erhielt ich ein Liebesbrief- chen von einem Nymphchen aus Koblenz, mit der ich so zum Spaß und Zeitvertreib dort geschäckert hatte, und die hernach wohl zehnmal zu mir ins Lager kam, und mir mit ihrer zudringlichen Zärt- lichkeit sehr lästig ward. Das Mädchen muß nicht
men ſich wie kopfhaͤngeriſche Kloſterſchuͤler. Ich habe mit einigen dieſer Herren geſprochen, aber alles, was ſie ſagten, machte mir keine vortheil- hafte Idee von der antiquiſſima Trevirenſi. Da ich nach dem beruͤhmten Hn. von Hontheim fragte, wußten zwar einige ſo halb und halb den Namen Febronius, aber was Febronius eigentlich gelehrt habe, das wußten die guten Leutchen nicht. Doch welcher Prophet gilt in ſeinem Vaterlande! Und ſo konnte auch der große Febronius die kirchliche Aufklaͤrung ſeiner Landsleute wenig befoͤrdern. Wenn aber die Trierer durch den jetzigen Zeitton nicht geſcheuter geworden ſind, dann iſt an ihnen Hopfen und Malz verlohren. Indeß ich denke doch, ſie werden jezt nicht mehr ſo pfaffiſch und unwiſ- ſend ſeyn, als 1792.
Zum Beweiſe, daß das Trierland ein Haupt- pfaffenland ſonſt war, will ich nur anfuͤhren, daß in einem Bezirke von einer einzigen Stunde drey ſehr reiche Benediktiner Abteyen liegen. Dieſe wa- ren den Cuͤſtinianern eine ſehr willkommne Beute.
Im Lager bey Trier erhielt ich ein Liebesbrief- chen von einem Nymphchen aus Koblenz, mit der ich ſo zum Spaß und Zeitvertreib dort geſchaͤckert hatte, und die hernach wohl zehnmal zu mir ins Lager kam, und mir mit ihrer zudringlichen Zaͤrt- lichkeit ſehr laͤſtig ward. Das Maͤdchen muß nicht
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men ſich wie kopfhaͤngeriſche Kloſterſchuͤler. Ich
habe mit einigen dieſer Herren geſprochen, aber
alles, was ſie ſagten, machte mir keine vortheil-
hafte Idee von der antiquiſſima Trevirenſi. Da ich
nach dem beruͤhmten Hn. von Hontheim fragte,
wußten zwar einige ſo halb und halb den Namen
Febronius, aber was Febronius eigentlich gelehrt
habe, das wußten die guten Leutchen nicht. Doch
welcher Prophet gilt in ſeinem Vaterlande! Und
ſo konnte auch der große Febronius die kirchliche
Aufklaͤrung ſeiner Landsleute wenig befoͤrdern.
Wenn aber die Trierer durch den jetzigen Zeitton
nicht geſcheuter geworden ſind, dann iſt an ihnen
Hopfen und Malz verlohren. Indeß ich denke doch,
ſie werden jezt nicht mehr ſo pfaffiſch und unwiſ-
ſend ſeyn, als 1792.
Zum Beweiſe, daß das Trierland ein Haupt-
pfaffenland ſonſt war, will ich nur anfuͤhren, daß
in einem Bezirke von einer einzigen Stunde drey
ſehr reiche Benediktiner Abteyen liegen. Dieſe wa-
ren den Cuͤſtinianern eine ſehr willkommne Beute.
Im Lager bey Trier erhielt ich ein Liebesbrief-
chen von einem Nymphchen aus Koblenz, mit der
ich ſo zum Spaß und Zeitvertreib dort geſchaͤckert
hatte, und die hernach wohl zehnmal zu mir ins
Lager kam, und mir mit ihrer zudringlichen Zaͤrt-
lichkeit ſehr laͤſtig ward. Das Maͤdchen muß nicht
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/106>, abgerufen am 23.11.2024.
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