Ich: Und wenn er's auch gesagt hätte, dann soll und kann die Stelle nicht wegbleiben!
Dreyssig: Das geht Sie eigentlich gar nichts an! Herr Hendel kann auslassen, was er will.
Ich: Ei, seht doch, Auslassen! Das Ding ist censirt, und da darf nun nichts ausgelassen oder geändert werden: verstehn Sie das?
Dreyssig (protzig): Ich will der Hacke schon einen Stiel machen! ich gehe zum Censor, und dann soll das Pasquill schon wegbleiben!
Ich: Hören Sie, sprechen Sie nicht von Pas- quill! Ist etwa die Begebenheit nicht wahr? Haben Sie etwan Bahrdts Zettel nicht unrechtmäßiger Weise und wider Ihr gegebenes Ehrenwort abdru- cken lassen? Haben Sie nicht des Pferdeknechts schwere Hand, und Christinens schmutzigen Pantof- fel gefühlt? Haben die Jungen ihre -- Mamsells nicht von Bahrdts Weinberge weggejagt? Haben die Studenten Sie nicht als einen armen Sünder von der hohen Brücke zu Bahrdten unter allerhand Beschimpfungen zurück geführt? Haben Sie da nicht im geschlossenen Kraise, und zwar auf den
Dreyſſig: Er hats, hohl mich der Teufel, geſagt!
Ich: Und wenn er's auch geſagt haͤtte, dann ſoll und kann die Stelle nicht wegbleiben!
Dreyſſig: Das geht Sie eigentlich gar nichts an! Herr Hendel kann auslaſſen, was er will.
Ich: Ei, ſeht doch, Auslaſſen! Das Ding iſt cenſirt, und da darf nun nichts ausgelaſſen oder geaͤndert werden: verſtehn Sie das?
Dreyſſig (protzig): Ich will der Hacke ſchon einen Stiel machen! ich gehe zum Cenſor, und dann ſoll das Pasquill ſchon wegbleiben!
Ich: Hoͤren Sie, ſprechen Sie nicht von Pas- quill! Iſt etwa die Begebenheit nicht wahr? Haben Sie etwan Bahrdts Zettel nicht unrechtmaͤßiger Weiſe und wider Ihr gegebenes Ehrenwort abdru- cken laſſen? Haben Sie nicht des Pferdeknechts ſchwere Hand, und Chriſtinens ſchmutzigen Pantof- fel gefuͤhlt? Haben die Jungen ihre — Mamſells nicht von Bahrdts Weinberge weggejagt? Haben die Studenten Sie nicht als einen armen Suͤnder von der hohen Bruͤcke zu Bahrdten unter allerhand Beſchimpfungen zuruͤck gefuͤhrt? Haben Sie da nicht im geſchloſſenen Kraiſe, und zwar auf den
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[492[494]/0496]
Dreyſſig: Er hats, hohl mich der Teufel,
geſagt!
Ich: Und wenn er's auch geſagt haͤtte, dann
ſoll und kann die Stelle nicht wegbleiben!
Dreyſſig: Das geht Sie eigentlich gar
nichts an! Herr Hendel kann auslaſſen, was er
will.
Ich: Ei, ſeht doch, Auslaſſen! Das Ding
iſt cenſirt, und da darf nun nichts ausgelaſſen oder
geaͤndert werden: verſtehn Sie das?
Dreyſſig (protzig): Ich will der Hacke
ſchon einen Stiel machen! ich gehe zum Cenſor, und
dann ſoll das Pasquill ſchon wegbleiben!
Ich: Hoͤren Sie, ſprechen Sie nicht von Pas-
quill! Iſt etwa die Begebenheit nicht wahr? Haben
Sie etwan Bahrdts Zettel nicht unrechtmaͤßiger
Weiſe und wider Ihr gegebenes Ehrenwort abdru-
cken laſſen? Haben Sie nicht des Pferdeknechts
ſchwere Hand, und Chriſtinens ſchmutzigen Pantof-
fel gefuͤhlt? Haben die Jungen ihre — Mamſells
nicht von Bahrdts Weinberge weggejagt? Haben
die Studenten Sie nicht als einen armen Suͤnder
von der hohen Bruͤcke zu Bahrdten unter allerhand
Beſchimpfungen zuruͤck gefuͤhrt? Haben Sie da
nicht im geſchloſſenen Kraiſe, und zwar auf den
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 492[494]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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