dessen ausdrückliches Verboth drucken läßt, und durch Jungen gar im Bezirk des widersprechenden Eigen- thümers zum Verkauf herumschickt! -- Dafür hatte Bahrdt mit ihm deutsch gesprochen. Dreyßig war grob geworden, und da kam's denn zum Kazbalgen, wobei Meister Dreyßig mit seinem eignen Handstock von Bahrdts Pferdeknecht und von der Christine mit deren Pantoffel so jämmerlich ausgeprügelt wurde, daß er schrie und winselte, wer weis wie sehr. Diese Schnurre hatte ich dem wahren Hergange nach be- richtet, und Mosjöh Dreyßig ließ es sich einfallen, diese Stelle unterdrücken zu wollen. Er kam also in Herrn Hendels Druckerei, wo ich eben auch gegenwärtig war, und hier ist unser Gespräch:
Dreyssig: Hören Sie, Liebeler, (so hieß der Setzer der Beiträge) Sie sollen die Passage in Laukhards Schrift auslassen, welche da von mir vor- kömmt -- hat Herr Hendel gesagt.
Liebeler: Wo hat das Herr Hendel gesagt?
Dreissig: An der Post, wie er eben aufstei- gen wollte.
Liebeler: Ei, das ist gelogen! wenn Herr Hendel das hätte haben wollen, so würde ers wohl selbst gesagt haben: er war erst noch vor kur- zem hier!
deſſen ausdruͤckliches Verboth drucken laͤßt, und durch Jungen gar im Bezirk des widerſprechenden Eigen- thuͤmers zum Verkauf herumſchickt! — Dafuͤr hatte Bahrdt mit ihm deutſch geſprochen. Dreyßig war grob geworden, und da kam's denn zum Kazbalgen, wobei Meiſter Dreyßig mit ſeinem eignen Handſtock von Bahrdts Pferdeknecht und von der Chriſtine mit deren Pantoffel ſo jaͤmmerlich ausgepruͤgelt wurde, daß er ſchrie und winſelte, wer weis wie ſehr. Dieſe Schnurre hatte ich dem wahren Hergange nach be- richtet, und Mosjoͤh Dreyßig ließ es ſich einfallen, dieſe Stelle unterdruͤcken zu wollen. Er kam alſo in Herrn Hendels Druckerei, wo ich eben auch gegenwaͤrtig war, und hier iſt unſer Geſpraͤch:
Dreyſſig: Hoͤren Sie, Liebeler, (ſo hieß der Setzer der Beitraͤge) Sie ſollen die Paſſage in Laukhards Schrift auslaſſen, welche da von mir vor- koͤmmt — hat Herr Hendel geſagt.
Liebeler: Wo hat das Herr Hendel geſagt?
Dreiſſig: An der Poſt, wie er eben aufſtei- gen wollte.
Liebeler: Ei, das iſt gelogen! wenn Herr Hendel das haͤtte haben wollen, ſo wuͤrde ers wohl ſelbſt geſagt haben: er war erſt noch vor kur- zem hier!
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0495"n="491[493]"/>
deſſen ausdruͤckliches Verboth drucken laͤßt, und durch<lb/>
Jungen gar im Bezirk des widerſprechenden Eigen-<lb/>
thuͤmers zum Verkauf herumſchickt! — Dafuͤr hatte<lb/><hirendition="#g">Bahrdt</hi> mit ihm deutſch geſprochen. Dreyßig war<lb/>
grob geworden, und da kam's denn zum Kazbalgen,<lb/>
wobei Meiſter Dreyßig mit ſeinem eignen Handſtock<lb/>
von Bahrdts Pferdeknecht und von der Chriſtine mit<lb/>
deren Pantoffel ſo jaͤmmerlich ausgepruͤgelt wurde,<lb/>
daß er ſchrie und winſelte, wer weis wie ſehr. Dieſe<lb/>
Schnurre hatte ich dem wahren Hergange nach be-<lb/>
richtet, und Mosjoͤh Dreyßig ließ es ſich einfallen,<lb/>
dieſe Stelle unterdruͤcken zu wollen. Er kam alſo<lb/>
in Herrn <hirendition="#g">Hendels</hi> Druckerei, wo ich eben auch<lb/>
gegenwaͤrtig war, und hier iſt unſer Geſpraͤch:</p><lb/><p><hirendition="#g">Dreyſſig</hi>: Hoͤren Sie, <hirendition="#g">Liebeler</hi>, (ſo hieß<lb/>
der Setzer der Beitraͤge) Sie ſollen die Paſſage in<lb/>
Laukhards Schrift auslaſſen, welche da von mir vor-<lb/>
koͤmmt — hat Herr Hendel geſagt.</p><lb/><p><hirendition="#g">Liebeler</hi>: Wo hat das Herr Hendel geſagt?</p><lb/><p><hirendition="#g">Dreiſſig</hi>: An der Poſt, wie er eben aufſtei-<lb/>
gen wollte.</p><lb/><p><hirendition="#g">Liebeler</hi>: Ei, das iſt gelogen! wenn Herr<lb/>
Hendel das haͤtte haben wollen, ſo wuͤrde ers wohl<lb/>ſelbſt geſagt haben: er war erſt noch vor kur-<lb/>
zem hier!</p><lb/></div></body></text></TEI>
[491[493]/0495]
deſſen ausdruͤckliches Verboth drucken laͤßt, und durch
Jungen gar im Bezirk des widerſprechenden Eigen-
thuͤmers zum Verkauf herumſchickt! — Dafuͤr hatte
Bahrdt mit ihm deutſch geſprochen. Dreyßig war
grob geworden, und da kam's denn zum Kazbalgen,
wobei Meiſter Dreyßig mit ſeinem eignen Handſtock
von Bahrdts Pferdeknecht und von der Chriſtine mit
deren Pantoffel ſo jaͤmmerlich ausgepruͤgelt wurde,
daß er ſchrie und winſelte, wer weis wie ſehr. Dieſe
Schnurre hatte ich dem wahren Hergange nach be-
richtet, und Mosjoͤh Dreyßig ließ es ſich einfallen,
dieſe Stelle unterdruͤcken zu wollen. Er kam alſo
in Herrn Hendels Druckerei, wo ich eben auch
gegenwaͤrtig war, und hier iſt unſer Geſpraͤch:
Dreyſſig: Hoͤren Sie, Liebeler, (ſo hieß
der Setzer der Beitraͤge) Sie ſollen die Paſſage in
Laukhards Schrift auslaſſen, welche da von mir vor-
koͤmmt — hat Herr Hendel geſagt.
Liebeler: Wo hat das Herr Hendel geſagt?
Dreiſſig: An der Poſt, wie er eben aufſtei-
gen wollte.
Liebeler: Ei, das iſt gelogen! wenn Herr
Hendel das haͤtte haben wollen, ſo wuͤrde ers wohl
ſelbſt geſagt haben: er war erſt noch vor kur-
zem hier!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 491[493]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/495>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.