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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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einen einzigen Vorwurf, auch nicht eine harte Re-
densart enthielt er. Zugleich hatte er sechs Karo-
lins beigelegt und ließ den Herrn von F... bitten,
ja mit nach Wendelsheim zu kommen, wo er sich
seiner Schuld gegen ihn entledigen wolle.

Ich kannte F... zu gut, als daß ich ihm diese
Aeusserung hätte hinterbringen dürfen; sonst würde
er mich gewiß nicht nach Wendelsheim begleitet ha-
ben. Ich sagte ihm daher weiter nichts als: ich
müßte fort; zeigte ihm Hrn. Stauchs Brief und
bat ihn, mich reisen zu lassen. Warum denn
nicht! war die Antwort. Ich bin ja bloß darum
hergereist, um dich aufzuheitern! da nun dein Stern
wieder zu leuchten anfängt, so bin ichs herzlich gern
zufrieden, daß du zurück kehrst, und ich begleite dich
mit Vergnügen.

Es fand sich, daß wir im tiefen Keller für fünf
Wochen 139 Gulden bezahlen mußten. F... be-
zahlte sie, ohne daß ichs wußte; und hätte ichs auch
gewußt, so würde ich doch meinen Theil nicht haben
zahlen können. Ich hatte ja mit meines Vaters
Karolins höchstens nur 80 Gulden, und dann war
eine Reise zu machen, welche auch viel kostete. Ich
trug also F... an, wenn er mit etwa 40 Gulden
zufrieden seyn wollte, so könnte ich die wohl entbeh-
ren; nachher würde ich schon für seine fernere
Befriedigung sorgen. Aber da kam ich schön an!

einen einzigen Vorwurf, auch nicht eine harte Re-
densart enthielt er. Zugleich hatte er ſechs Karo-
lins beigelegt und ließ den Herrn von F... bitten,
ja mit nach Wendelsheim zu kommen, wo er ſich
ſeiner Schuld gegen ihn entledigen wolle.

Ich kannte F... zu gut, als daß ich ihm dieſe
Aeuſſerung haͤtte hinterbringen duͤrfen; ſonſt wuͤrde
er mich gewiß nicht nach Wendelsheim begleitet ha-
ben. Ich ſagte ihm daher weiter nichts als: ich
muͤßte fort; zeigte ihm Hrn. Stauchs Brief und
bat ihn, mich reiſen zu laſſen. Warum denn
nicht! war die Antwort. Ich bin ja bloß darum
hergereiſt, um dich aufzuheitern! da nun dein Stern
wieder zu leuchten anfaͤngt, ſo bin ichs herzlich gern
zufrieden, daß du zuruͤck kehrſt, und ich begleite dich
mit Vergnuͤgen.

Es fand ſich, daß wir im tiefen Keller fuͤr fuͤnf
Wochen 139 Gulden bezahlen mußten. F... be-
zahlte ſie, ohne daß ichs wußte; und haͤtte ichs auch
gewußt, ſo wuͤrde ich doch meinen Theil nicht haben
zahlen koͤnnen. Ich hatte ja mit meines Vaters
Karolins hoͤchſtens nur 80 Gulden, und dann war
eine Reiſe zu machen, welche auch viel koſtete. Ich
trug alſo F... an, wenn er mit etwa 40 Gulden
zufrieden ſeyn wollte, ſo koͤnnte ich die wohl entbeh-
ren; nachher wuͤrde ich ſchon fuͤr ſeine fernere
Befriedigung ſorgen. Aber da kam ich ſchoͤn an!

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[46/0048] einen einzigen Vorwurf, auch nicht eine harte Re- densart enthielt er. Zugleich hatte er ſechs Karo- lins beigelegt und ließ den Herrn von F... bitten, ja mit nach Wendelsheim zu kommen, wo er ſich ſeiner Schuld gegen ihn entledigen wolle. Ich kannte F... zu gut, als daß ich ihm dieſe Aeuſſerung haͤtte hinterbringen duͤrfen; ſonſt wuͤrde er mich gewiß nicht nach Wendelsheim begleitet ha- ben. Ich ſagte ihm daher weiter nichts als: ich muͤßte fort; zeigte ihm Hrn. Stauchs Brief und bat ihn, mich reiſen zu laſſen. Warum denn nicht! war die Antwort. Ich bin ja bloß darum hergereiſt, um dich aufzuheitern! da nun dein Stern wieder zu leuchten anfaͤngt, ſo bin ichs herzlich gern zufrieden, daß du zuruͤck kehrſt, und ich begleite dich mit Vergnuͤgen. Es fand ſich, daß wir im tiefen Keller fuͤr fuͤnf Wochen 139 Gulden bezahlen mußten. F... be- zahlte ſie, ohne daß ichs wußte; und haͤtte ichs auch gewußt, ſo wuͤrde ich doch meinen Theil nicht haben zahlen koͤnnen. Ich hatte ja mit meines Vaters Karolins hoͤchſtens nur 80 Gulden, und dann war eine Reiſe zu machen, welche auch viel koſtete. Ich trug alſo F... an, wenn er mit etwa 40 Gulden zufrieden ſeyn wollte, ſo koͤnnte ich die wohl entbeh- ren; nachher wuͤrde ich ſchon fuͤr ſeine fernere Befriedigung ſorgen. Aber da kam ich ſchoͤn an!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/48>, abgerufen am 28.03.2024.