unsrer Leute, wie man leicht denken kann, besuchten diese Kneipen, und waren über die frisirten Köpfe und die gemalten Gesichter und den mamsellmäßigen Anzug der Frauenzimmer ganz entzückt! Sie eilten also, um an dem Glück, solche Mädchen zu umar- men, Theil zu nehmen: und siehe da -- viele wur- den mit dem häßlichen Uebel begabt, dem unsre Leu- te hernach den Namen der berlinischen Stramkrank- heit gaben. -- Durch die Musik, welche täglich in den niedrigen Löchern gemacht wird, erhalten diese noch mehr Zulauf.
Während der Zeit, da sich die fremden Regi- menter in Berlin aufhielten, standen viele Bordelle den Soldaten offen, wohin sonst blos Vornehmere zu kommen pflegen. Ob das vielleicht Achtung für die Fremden war? Genug der Saal des Legers, jetzt Solbrigs, dann Heils Wirthschaft, wur- den von jedem besucht. Die Mädchen selbst waren so höflich, ihren Preis auf die Hälfte herabzusetzen: wo man sonst zwölf Groschen zahlen mußte, zahlte man jetzt nur sechs, doch ohne den Pudergroschen mit zu rechnen.
Nur noch ein Wort von den berlinischen Stras- sennymphen! Von diesen giebt es eine sehr große Anzahl: man heißt sie schlechthin Straßenmenscher, Kurantmenscher und dergl. Sie schwärmen, trotz
Zweiter Theil. Ee
unſrer Leute, wie man leicht denken kann, beſuchten dieſe Kneipen, und waren uͤber die friſirten Koͤpfe und die gemalten Geſichter und den mamſellmaͤßigen Anzug der Frauenzimmer ganz entzuͤckt! Sie eilten alſo, um an dem Gluͤck, ſolche Maͤdchen zu umar- men, Theil zu nehmen: und ſiehe da — viele wur- den mit dem haͤßlichen Uebel begabt, dem unſre Leu- te hernach den Namen der berliniſchen Stramkrank- heit gaben. — Durch die Muſik, welche taͤglich in den niedrigen Loͤchern gemacht wird, erhalten dieſe noch mehr Zulauf.
Waͤhrend der Zeit, da ſich die fremden Regi- menter in Berlin aufhielten, ſtanden viele Bordelle den Soldaten offen, wohin ſonſt blos Vornehmere zu kommen pflegen. Ob das vielleicht Achtung fuͤr die Fremden war? Genug der Saal des Legers, jetzt Solbrigs, dann Heils Wirthſchaft, wur- den von jedem beſucht. Die Maͤdchen ſelbſt waren ſo hoͤflich, ihren Preis auf die Haͤlfte herabzuſetzen: wo man ſonſt zwoͤlf Groſchen zahlen mußte, zahlte man jetzt nur ſechs, doch ohne den Pudergroſchen mit zu rechnen.
Nur noch ein Wort von den berliniſchen Straſ- ſennymphen! Von dieſen giebt es eine ſehr große Anzahl: man heißt ſie ſchlechthin Straßenmenſcher, Kurantmenſcher und dergl. Sie ſchwaͤrmen, trotz
Zweiter Theil. Ee
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unſrer Leute, wie man leicht denken kann, beſuchten
dieſe Kneipen, und waren uͤber die friſirten Koͤpfe
und die gemalten Geſichter und den mamſellmaͤßigen
Anzug der Frauenzimmer ganz entzuͤckt! Sie eilten
alſo, um an dem Gluͤck, ſolche Maͤdchen zu umar-
men, Theil zu nehmen: und ſiehe da — viele wur-
den mit dem haͤßlichen Uebel begabt, dem unſre Leu-
te hernach den Namen der berliniſchen Stramkrank-
heit gaben. — Durch die Muſik, welche taͤglich in
den niedrigen Loͤchern gemacht wird, erhalten dieſe
noch mehr Zulauf.
Waͤhrend der Zeit, da ſich die fremden Regi-
menter in Berlin aufhielten, ſtanden viele Bordelle
den Soldaten offen, wohin ſonſt blos Vornehmere
zu kommen pflegen. Ob das vielleicht Achtung fuͤr
die Fremden war? Genug der Saal des Legers,
jetzt Solbrigs, dann Heils Wirthſchaft, wur-
den von jedem beſucht. Die Maͤdchen ſelbſt waren
ſo hoͤflich, ihren Preis auf die Haͤlfte herabzuſetzen:
wo man ſonſt zwoͤlf Groſchen zahlen mußte, zahlte
man jetzt nur ſechs, doch ohne den Pudergroſchen
mit zu rechnen.
Nur noch ein Wort von den berliniſchen Straſ-
ſennymphen! Von dieſen giebt es eine ſehr große
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 423[425]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/427>, abgerufen am 25.11.2024.
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