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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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mir. Kurz, ich vergaß bei diesen ehrlichen Leutchen
die Grobheiten meines massiven Ordensbruders. --
Was es doch eine herrliche Sache um Leutseligkeit ist!

In Alsfeld hörte ich vor lauter langer Weile
den berüchtigten Säufer und H**jäger Schwarz,
D. Bahrdts ehemaligen Antagonisten und großen
Kloppfechter in den theologischen Katzbalgereien y):
nach der Predigt besuchte ich meinen Freund, den
Hn. Rektor Münch, einen hellen Kopf, und ge-
lehrten Mann.

Zu Grüneberg erwiesen mir meine Freunde, be-
sonders Hr. Assessor Briel, viel Ehre.

In Gießen kam ich gleich nach zwölf Uhr Mit-
tags an, und die Gießer Bürger, welche mich noch
recht gut kannten, blieben auf der Straße stehen,
und sagten zu einander: "da ist ja Laukhard!" oder:
"wißt ihr was neues? Laukhard ist hier." Und
so war binnen einer Stunde die Nachricht von Lauk-
hards Ankunft durch die ganze Stadt. Als ich zu
Magnus in den Stern kam, hatte dieser schon
längst gewußt, daß ich da war. -- Auf dem Bil-
lard, wo ich den Billardeur Möller noch von der
Universität her kannte, versammelten sich die Bursche
um mich, und da mußte ich denn erzählen, was ich
so wußte. Sie waren von meinen Schicksalen un-

y) Man erinnere sich der 81 u. 82. Seite in diesem Bande.

mir. Kurz, ich vergaß bei dieſen ehrlichen Leutchen
die Grobheiten meines maſſiven Ordensbruders. —
Was es doch eine herrliche Sache um Leutſeligkeit iſt!

In Alsfeld hoͤrte ich vor lauter langer Weile
den beruͤchtigten Saͤufer und H**jaͤger Schwarz,
D. Bahrdts ehemaligen Antagoniſten und großen
Kloppfechter in den theologiſchen Katzbalgereien y):
nach der Predigt beſuchte ich meinen Freund, den
Hn. Rektor Muͤnch, einen hellen Kopf, und ge-
lehrten Mann.

Zu Gruͤneberg erwieſen mir meine Freunde, be-
ſonders Hr. Aſſeſſor Briel, viel Ehre.

In Gießen kam ich gleich nach zwoͤlf Uhr Mit-
tags an, und die Gießer Buͤrger, welche mich noch
recht gut kannten, blieben auf der Straße ſtehen,
und ſagten zu einander: „da iſt ja Laukhard!“ oder:
„wißt ihr was neues? Laukhard iſt hier.“ Und
ſo war binnen einer Stunde die Nachricht von Lauk-
hards Ankunft durch die ganze Stadt. Als ich zu
Magnus in den Stern kam, hatte dieſer ſchon
laͤngſt gewußt, daß ich da war. — Auf dem Bil-
lard, wo ich den Billardeur Moͤller noch von der
Univerſitaͤt her kannte, verſammelten ſich die Burſche
um mich, und da mußte ich denn erzaͤhlen, was ich
ſo wußte. Sie waren von meinen Schickſalen un-

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[332[342]/0344] mir. Kurz, ich vergaß bei dieſen ehrlichen Leutchen die Grobheiten meines maſſiven Ordensbruders. — Was es doch eine herrliche Sache um Leutſeligkeit iſt! In Alsfeld hoͤrte ich vor lauter langer Weile den beruͤchtigten Saͤufer und H**jaͤger Schwarz, D. Bahrdts ehemaligen Antagoniſten und großen Kloppfechter in den theologiſchen Katzbalgereien y): nach der Predigt beſuchte ich meinen Freund, den Hn. Rektor Muͤnch, einen hellen Kopf, und ge- lehrten Mann. Zu Gruͤneberg erwieſen mir meine Freunde, be- ſonders Hr. Aſſeſſor Briel, viel Ehre. In Gießen kam ich gleich nach zwoͤlf Uhr Mit- tags an, und die Gießer Buͤrger, welche mich noch recht gut kannten, blieben auf der Straße ſtehen, und ſagten zu einander: „da iſt ja Laukhard!“ oder: „wißt ihr was neues? Laukhard iſt hier.“ Und ſo war binnen einer Stunde die Nachricht von Lauk- hards Ankunft durch die ganze Stadt. Als ich zu Magnus in den Stern kam, hatte dieſer ſchon laͤngſt gewußt, daß ich da war. — Auf dem Bil- lard, wo ich den Billardeur Moͤller noch von der Univerſitaͤt her kannte, verſammelten ſich die Burſche um mich, und da mußte ich denn erzaͤhlen, was ich ſo wußte. Sie waren von meinen Schickſalen un- y) Man erinnere ſich der 81 u. 82. Seite in dieſem Bande.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 332[342]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/344>, abgerufen am 22.11.2024.