Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

hatt' ich dort noch nie gelebt, als damals in der Ge-
sellschaft des Barons von F....

In Landau verließ mich eines Abends beim
Schlafengehen der Baron, und gestand mir den fol-
genden Morgen, er habe in der Beschließerin Kam-
mer die Nacht zugebracht. Auf der Rückreise
kampirte gar die Beschließerin im Bette des Barons
in demselben Zimmer, worin auch ich, obschon in
einem andern Bette, lag. Das nimmt man bei den
Franzosen - und die Landauer fangen schon an,
nach Franzosen Art zu thun -- nicht übel.

In Strasburg nahmen wir unser Quartier im
Gasthofe, dem Tiefen Keller. Ich habe schon
gesagt f), daß meine Mutter eine Enkelin des ehe-
maligen berühmten Strasburgischen Juristen, Jo-
hann Schilters, gewesen sey. Dieser Mann
hatte sich nicht nur um die Wissenschaften überhaupt,
sondern auch ins besondere um die Stadt Stras-
burg so verdient gemacht, daß sein Andenken daselbst
hochgehalten wird. Eben diese Renommee meines
Urgroßvaters hat mir in mehrere vornehme Gesell-
schaften den Weg gebahnt. Meiner Mutter Vater,
d'Autel, hatte noch Brüder in Strasburg gehabt,
deren Kinder und Verwandte recht vetterlich mit mir

f) Theil 1. S. 7.

hatt' ich dort noch nie gelebt, als damals in der Ge-
ſellſchaft des Barons von F....

In Landau verließ mich eines Abends beim
Schlafengehen der Baron, und geſtand mir den fol-
genden Morgen, er habe in der Beſchließerin Kam-
mer die Nacht zugebracht. Auf der Ruͤckreiſe
kampirte gar die Beſchließerin im Bette des Barons
in demſelben Zimmer, worin auch ich, obſchon in
einem andern Bette, lag. Das nimmt man bei den
Franzoſen – und die Landauer fangen ſchon an,
nach Franzoſen Art zu thun — nicht uͤbel.

In Strasburg nahmen wir unſer Quartier im
Gaſthofe, dem Tiefen Keller. Ich habe ſchon
geſagt f), daß meine Mutter eine Enkelin des ehe-
maligen beruͤhmten Strasburgiſchen Juriſten, Jo-
hann Schilters, geweſen ſey. Dieſer Mann
hatte ſich nicht nur um die Wiſſenſchaften uͤberhaupt,
ſondern auch ins beſondere um die Stadt Stras-
burg ſo verdient gemacht, daß ſein Andenken daſelbſt
hochgehalten wird. Eben dieſe Renommee meines
Urgroßvaters hat mir in mehrere vornehme Geſell-
ſchaften den Weg gebahnt. Meiner Mutter Vater,
d'Autel, hatte noch Bruͤder in Strasburg gehabt,
deren Kinder und Verwandte recht vetterlich mit mir

f) Theil 1. S. 7.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="28"/>
hatt' ich dort noch nie gelebt, als damals in der Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft des Barons von F....</p><lb/>
        <p>In Landau verließ mich eines Abends beim<lb/>
Schlafengehen der Baron, und ge&#x017F;tand mir den fol-<lb/>
genden Morgen, er habe in der Be&#x017F;chließerin Kam-<lb/>
mer die Nacht zugebracht. Auf der Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e<lb/>
kampirte gar die Be&#x017F;chließerin im Bette des Barons<lb/>
in dem&#x017F;elben Zimmer, worin auch ich, ob&#x017F;chon in<lb/>
einem andern Bette, lag. Das nimmt man bei den<lb/>
Franzo&#x017F;en &#x2013; und die Landauer fangen &#x017F;chon an,<lb/>
nach Franzo&#x017F;en Art zu thun &#x2014; nicht u&#x0364;bel.</p><lb/>
        <p>In Strasburg nahmen wir un&#x017F;er Quartier im<lb/>
Ga&#x017F;thofe, dem <hi rendition="#g">Tiefen Keller</hi>. Ich habe &#x017F;chon<lb/>
ge&#x017F;agt <note place="foot" n="f)">Theil 1. S. 7.</note>, daß meine Mutter eine Enkelin des ehe-<lb/>
maligen beru&#x0364;hmten Strasburgi&#x017F;chen Juri&#x017F;ten, <hi rendition="#g">Jo</hi>-<lb/><hi rendition="#g">hann Schilters</hi>, gewe&#x017F;en &#x017F;ey. Die&#x017F;er Mann<lb/>
hatte &#x017F;ich nicht nur um die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften u&#x0364;berhaupt,<lb/>
&#x017F;ondern auch ins be&#x017F;ondere um die Stadt Stras-<lb/>
burg &#x017F;o verdient gemacht, daß &#x017F;ein Andenken da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
hochgehalten wird. Eben die&#x017F;e Renommee meines<lb/>
Urgroßvaters hat mir in mehrere vornehme Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaften den Weg gebahnt. Meiner Mutter Vater,<lb/><hi rendition="#aq">d'Autel,</hi> hatte noch Bru&#x0364;der in Strasburg gehabt,<lb/>
deren Kinder und Verwandte recht vetterlich mit mir<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0030] hatt' ich dort noch nie gelebt, als damals in der Ge- ſellſchaft des Barons von F.... In Landau verließ mich eines Abends beim Schlafengehen der Baron, und geſtand mir den fol- genden Morgen, er habe in der Beſchließerin Kam- mer die Nacht zugebracht. Auf der Ruͤckreiſe kampirte gar die Beſchließerin im Bette des Barons in demſelben Zimmer, worin auch ich, obſchon in einem andern Bette, lag. Das nimmt man bei den Franzoſen – und die Landauer fangen ſchon an, nach Franzoſen Art zu thun — nicht uͤbel. In Strasburg nahmen wir unſer Quartier im Gaſthofe, dem Tiefen Keller. Ich habe ſchon geſagt f), daß meine Mutter eine Enkelin des ehe- maligen beruͤhmten Strasburgiſchen Juriſten, Jo- hann Schilters, geweſen ſey. Dieſer Mann hatte ſich nicht nur um die Wiſſenſchaften uͤberhaupt, ſondern auch ins beſondere um die Stadt Stras- burg ſo verdient gemacht, daß ſein Andenken daſelbſt hochgehalten wird. Eben dieſe Renommee meines Urgroßvaters hat mir in mehrere vornehme Geſell- ſchaften den Weg gebahnt. Meiner Mutter Vater, d'Autel, hatte noch Bruͤder in Strasburg gehabt, deren Kinder und Verwandte recht vetterlich mit mir f) Theil 1. S. 7.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/30
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/30>, abgerufen am 16.04.2024.