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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Daß mir diese Gesellschaften bas behagten, ist
keinem Zweifel unterworfen. Sie hatten die meiste
Aehnlichkeit mit dem Gießer Burschen Komment,
an dem ich einmal gewohnt gewesen war. Zudem
muß ich hier einmal für allemal sagen, daß meine
Kameraden von der ganzen Garnison mich alle gern
um sich hatten, und mir mit einer gewissen Art von
Distinktion begegneten. Wer ist aber nicht gern bei
seines Gleichen, wenn er mit einiger Auszeichnung
behandelt wird! Jeder Soldat, den ich Du hieß,
rechnete es sich zur Ehre, der Dutzbruder eines ge-
wesenen Magisters zu seyn. Außerdem ist auch die
Lebensart unsrer Soldaten bei weitem so rüde und
roh nicht, als sich mancher wohl vorstellt, der sie
weniger kennt: denn obgleich unsre Leute den Fran-
zösischen Truppen in diesem Stück, wie in sehr vielen
andern, noch weit nachstehen, so ist doch gewiß,
daß viele unter ihnen recht wohl gezogen und artig
sind. Freilich werden die Soldatengesellschaften
ekelhaft und fatal, wenn die Exercierzeit ist, und
die Landbeurlaubten sich in der Garnison einfinden.
Diese sind meistens Bauern, Bergleute oder Tage-
löhner, und haben neben ihrer angeerbten Grobheit
und Ungeschliffenheit, auch noch einen hohen Grad
von dummen Stolz und Impertinenz, wodurch
ihr Umgang höchst abgeschmackt und ekelhaft aus-
fällt.


Daß mir dieſe Geſellſchaften bas behagten, iſt
keinem Zweifel unterworfen. Sie hatten die meiſte
Aehnlichkeit mit dem Gießer Burſchen Komment,
an dem ich einmal gewohnt geweſen war. Zudem
muß ich hier einmal fuͤr allemal ſagen, daß meine
Kameraden von der ganzen Garniſon mich alle gern
um ſich hatten, und mir mit einer gewiſſen Art von
Diſtinktion begegneten. Wer iſt aber nicht gern bei
ſeines Gleichen, wenn er mit einiger Auszeichnung
behandelt wird! Jeder Soldat, den ich Du hieß,
rechnete es ſich zur Ehre, der Dutzbruder eines ge-
weſenen Magiſters zu ſeyn. Außerdem iſt auch die
Lebensart unſrer Soldaten bei weitem ſo ruͤde und
roh nicht, als ſich mancher wohl vorſtellt, der ſie
weniger kennt: denn obgleich unſre Leute den Fran-
zoͤſiſchen Truppen in dieſem Stuͤck, wie in ſehr vielen
andern, noch weit nachſtehen, ſo iſt doch gewiß,
daß viele unter ihnen recht wohl gezogen und artig
ſind. Freilich werden die Soldatengeſellſchaften
ekelhaft und fatal, wenn die Exercierzeit iſt, und
die Landbeurlaubten ſich in der Garniſon einfinden.
Dieſe ſind meiſtens Bauern, Bergleute oder Tage-
loͤhner, und haben neben ihrer angeerbten Grobheit
und Ungeſchliffenheit, auch noch einen hohen Grad
von dummen Stolz und Impertinenz, wodurch
ihr Umgang hoͤchſt abgeſchmackt und ekelhaft aus-
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[257[267]/0269] Daß mir dieſe Geſellſchaften bas behagten, iſt keinem Zweifel unterworfen. Sie hatten die meiſte Aehnlichkeit mit dem Gießer Burſchen Komment, an dem ich einmal gewohnt geweſen war. Zudem muß ich hier einmal fuͤr allemal ſagen, daß meine Kameraden von der ganzen Garniſon mich alle gern um ſich hatten, und mir mit einer gewiſſen Art von Diſtinktion begegneten. Wer iſt aber nicht gern bei ſeines Gleichen, wenn er mit einiger Auszeichnung behandelt wird! Jeder Soldat, den ich Du hieß, rechnete es ſich zur Ehre, der Dutzbruder eines ge- weſenen Magiſters zu ſeyn. Außerdem iſt auch die Lebensart unſrer Soldaten bei weitem ſo ruͤde und roh nicht, als ſich mancher wohl vorſtellt, der ſie weniger kennt: denn obgleich unſre Leute den Fran- zoͤſiſchen Truppen in dieſem Stuͤck, wie in ſehr vielen andern, noch weit nachſtehen, ſo iſt doch gewiß, daß viele unter ihnen recht wohl gezogen und artig ſind. Freilich werden die Soldatengeſellſchaften ekelhaft und fatal, wenn die Exercierzeit iſt, und die Landbeurlaubten ſich in der Garniſon einfinden. Dieſe ſind meiſtens Bauern, Bergleute oder Tage- loͤhner, und haben neben ihrer angeerbten Grobheit und Ungeſchliffenheit, auch noch einen hohen Grad von dummen Stolz und Impertinenz, wodurch ihr Umgang hoͤchſt abgeſchmackt und ekelhaft aus- faͤllt.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 257[267]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/269>, abgerufen am 21.05.2024.