auch p). Wer sich aber an diesem meinen of- fenherzigen Bekenntniß stoßen will, der muß sich noch mehr an den Leiden des jungen Werthers von Göthe stoßen: diese gehen dogmatisch zu werke, da ich es blos historisch thue. Doch was hilft hier disputiren! Wem es wohlgeht, erschießt oder erhängt sich nicht; und wem es so übel geht, daß ers thut, dem ists zu verzeihen: Er geht mehr mechanisch, als moralisch zu Werke. Und darum hob Friedrich II. die schändlichen Strafen dafür auch auf.
Sonntags früh wurde ich zum Fürsten geführt: er bewies mir in Form Rechtens, daß ich mich wirk- lich hätte anwerben lassen, und folglich Soldat blei- ben müßte. Er sprach mir noch allerhand Trost zu, der aber bei mir nicht anschlug: Zutzel hatte mir den Herrn Fürsten schon den Tag vorher näher beschrie- ben. Man legte mir ohne weitere Complimente den Soldaten-Eid vor, und ich schwur ihn: und so war mein Herr Soldat völlig fertig.
Mein Handgeld wollte mir der Hauptmann zwar übergeben, doch stellte er mir vor, daß ich bes- ser thäte, wenn ichs in seinen Händen liesse: ich würde sonst drum geprellt werden. Er hatte Recht!
p) Versuch einer Anleitung zur Sittenlehre für alle Menschen, Berlin 1783.
auch p). Wer ſich aber an dieſem meinen of- fenherzigen Bekenntniß ſtoßen will, der muß ſich noch mehr an den Leiden des jungen Werthers von Goͤthe ſtoßen: dieſe gehen dogmatiſch zu werke, da ich es blos hiſtoriſch thue. Doch was hilft hier diſputiren! Wem es wohlgeht, erſchießt oder erhaͤngt ſich nicht; und wem es ſo uͤbel geht, daß ers thut, dem iſts zu verzeihen: Er geht mehr mechaniſch, als moraliſch zu Werke. Und darum hob Friedrich II. die ſchaͤndlichen Strafen dafuͤr auch auf.
Sonntags fruͤh wurde ich zum Fuͤrſten gefuͤhrt: er bewies mir in Form Rechtens, daß ich mich wirk- lich haͤtte anwerben laſſen, und folglich Soldat blei- ben muͤßte. Er ſprach mir noch allerhand Troſt zu, der aber bei mir nicht anſchlug: Zutzel hatte mir den Herrn Fuͤrſten ſchon den Tag vorher naͤher beſchrie- ben. Man legte mir ohne weitere Complimente den Soldaten-Eid vor, und ich ſchwur ihn: und ſo war mein Herr Soldat voͤllig fertig.
Mein Handgeld wollte mir der Hauptmann zwar uͤbergeben, doch ſtellte er mir vor, daß ich beſ- ſer thaͤte, wenn ichs in ſeinen Haͤnden lieſſe: ich wuͤrde ſonſt drum geprellt werden. Er hatte Recht!
p) Verſuch einer Anleitung zur Sittenlehre fuͤr alle Menſchen, Berlin 1783.
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fenherzigen Bekenntniß ſtoßen will, der muß ſich
noch mehr an den Leiden des jungen Werthers
von Goͤthe ſtoßen: dieſe gehen dogmatiſch zu
werke, da ich es blos hiſtoriſch thue. Doch was
hilft hier diſputiren! Wem es wohlgeht, erſchießt
oder erhaͤngt ſich nicht; und wem es ſo uͤbel geht,
daß ers thut, dem iſts zu verzeihen: Er geht
mehr mechaniſch, als moraliſch zu Werke. Und
darum hob Friedrich II. die ſchaͤndlichen Strafen
dafuͤr auch auf.
Sonntags fruͤh wurde ich zum Fuͤrſten gefuͤhrt:
er bewies mir in Form Rechtens, daß ich mich wirk-
lich haͤtte anwerben laſſen, und folglich Soldat blei-
ben muͤßte. Er ſprach mir noch allerhand Troſt zu,
der aber bei mir nicht anſchlug: Zutzel hatte mir den
Herrn Fuͤrſten ſchon den Tag vorher naͤher beſchrie-
ben. Man legte mir ohne weitere Complimente den
Soldaten-Eid vor, und ich ſchwur ihn: und ſo war
mein Herr Soldat voͤllig fertig.
Mein Handgeld wollte mir der Hauptmann
zwar uͤbergeben, doch ſtellte er mir vor, daß ich beſ-
ſer thaͤte, wenn ichs in ſeinen Haͤnden lieſſe: ich
wuͤrde ſonſt drum geprellt werden. Er hatte Recht!
p) Verſuch einer Anleitung zur Sittenlehre fuͤr alle
Menſchen, Berlin 1783.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 246[256]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/258>, abgerufen am 24.11.2024.
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