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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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rach u), des Professors Hausen und des M. Trä-
ger, von welchen damals noch allerhand skandalöse
Anekdötchen herum gingen. Es ist eine wunderliche
Sache um den Eindruck, den das böse Beispiel, vor-

u) Jetzt Herr von S**. -- Dieses asotische Männlein
hat so erhabene Begriffe über Ehre und Schande ge-
hegt, daß er bei lichtem Tage die Bordelle in Halle be-
sucht, und einmal die philosophische Geduld gehabt hat,
sich von da aus, von Häschern zum Prorector, dem ver-
storbenen Herrn Professor Meyer, führen und von
diesem die bittersten Wahrheiten sich in Gegenwart
einer vornehmen Tischgesellschaft -- zu mehrerer Ein-
dringlichkeit -- sagen zu lassen. Einige Augen- und
Ohrenzeugen dieser Begebenheit leben noch. -- sonder-
bar aber, daß entmärkelte Wollüstlinge, die mit etwas
Kopf viel Freigeisterei des Herzens verbinden, die
Großen der Erde für so gutmüthige Kurzsichtlinge
halten, daß sie wie tollkühn es wagen, ihnen Rechte
und Vorzüge anzuschmeicheln, auf die jeder selbststän-
dige Fürst aus Ueberzeugung, als auf Usurpationen
Verzicht thut. Indeß um königlich seinen verwachsenen
Lüsten fröhnen zu können, haben schlaue niederträchtige
Seelen Königen von jeher geschmeichelt, und Menschen-
und Völkerrecht als Kleinigkeit behandelt. Kurzsichtige
Theologen haben es mit dem lieben Gott nicht anders
gemacht. Dies sollte der Herr Licentiat Wittenberg
in Erwägung ziehen, um sein vortrefliches historisch-
politisches Magazin nicht mit Debatten gegen einen so
elenden und niederträchtigen Sudler, als Herr von
S** ist, zu verstellen. S**, Hoffmann und Con-
sorten brandmarken sich selbst genug, um sie der Ver-
achtung der Mit- und Nachwelt unbekümmert zu
überlassen.

rach u), des Profeſſors Hauſen und des M. Traͤ-
ger, von welchen damals noch allerhand ſkandaloͤſe
Anekdoͤtchen herum gingen. Es iſt eine wunderliche
Sache um den Eindruck, den das boͤſe Beiſpiel, vor-

u) Jetzt Herr von S**. — Dieſes aſotiſche Maͤnnlein
hat ſo erhabene Begriffe uͤber Ehre und Schande ge-
hegt, daß er bei lichtem Tage die Bordelle in Halle be-
ſucht, und einmal die philoſophiſche Geduld gehabt hat,
ſich von da aus, von Haͤſchern zum Prorector, dem ver-
ſtorbenen Herrn Profeſſor Meyer, fuͤhren und von
dieſem die bitterſten Wahrheiten ſich in Gegenwart
einer vornehmen Tiſchgeſellſchaft — zu mehrerer Ein-
dringlichkeit — ſagen zu laſſen. Einige Augen- und
Ohrenzeugen dieſer Begebenheit leben noch. — ſonder-
bar aber, daß entmaͤrkelte Wolluͤſtlinge, die mit etwas
Kopf viel Freigeiſterei des Herzens verbinden, die
Großen der Erde fuͤr ſo gutmuͤthige Kurzſichtlinge
halten, daß ſie wie tollkuͤhn es wagen, ihnen Rechte
und Vorzuͤge anzuſchmeicheln, auf die jeder ſelbſtſtaͤn-
dige Fuͤrſt aus Ueberzeugung, als auf Uſurpationen
Verzicht thut. Indeß um koͤniglich ſeinen verwachſenen
Luͤſten froͤhnen zu koͤnnen, haben ſchlaue niedertraͤchtige
Seelen Koͤnigen von jeher geſchmeichelt, und Menſchen-
und Voͤlkerrecht als Kleinigkeit behandelt. Kurzſichtige
Theologen haben es mit dem lieben Gott nicht anders
gemacht. Dies ſollte der Herr Licentiat Wittenberg
in Erwaͤgung ziehen, um ſein vortrefliches hiſtoriſch-
politiſches Magazin nicht mit Debatten gegen einen ſo
elenden und niedertraͤchtigen Sudler, als Herr von
S** iſt, zu verſtellen. S**, Hoffmann und Con-
ſorten brandmarken ſich ſelbſt genug, um ſie der Ver-
achtung der Mit- und Nachwelt unbekuͤmmert zu
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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 186[187]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/189>, abgerufen am 01.05.2024.