Mode; in Halle herrscht in Absicht des Trinkens viel Decenz. Das Bier ist hier nicht stark, und wer sich darin benebeln wollte, müste eine gewaltige Portion zu sich nehmen. Brantewein wird noch we- niger, oder vielmehr gar nicht getrunken. Wenn daher schon dieser oder jener sich nun und dann den Kopf schwer macht durchs kleine Glas, oder durch Wein und Punsch, so kommt dergleichen doch nicht auf die Rechnung der ganzen Studentenschaft. Ge- nug, daß die meisten sehr sauber und ordentlich -- in Absicht des Trunkes sind.
Ich wünschte, daß ich unsere Studenten in Absicht der übrigen jugendlichen Ausschweifungen eben so rühmen könnte. Allein ich muß, um die Aufrichtigkeit nicht zu beleidigen, mit welcher ich meine und meiner Bekannten Händel erzählen will, gestehen, daß hier manches peccirt wird. Es giebt zwar keine Bordelle öffentlich in Halle: aber es giebt doch Löcher, worin der Auswurf des weiblichen Geschlechts dem thierischen Wollüstling mit ihrer halbfaulen Fleischmasse für ein geringes Geld zu Ge- bote steht. Doch muß ich gleich auch bekennen, daß die Zahl dieser Löcher sich seit einiger Zeit sehr ver- mindert hat. Ich berichte also denen, welche sonst in Halle gewesen sind, und den Buffkeller, die tiefe Demuth, das rothe Läppchen, den Korb und mehr dergleichen scheusliche Löcher gekannt haben, daß diese
Mode; in Halle herrſcht in Abſicht des Trinkens viel Decenz. Das Bier iſt hier nicht ſtark, und wer ſich darin benebeln wollte, muͤſte eine gewaltige Portion zu ſich nehmen. Brantewein wird noch we- niger, oder vielmehr gar nicht getrunken. Wenn daher ſchon dieſer oder jener ſich nun und dann den Kopf ſchwer macht durchs kleine Glas, oder durch Wein und Punſch, ſo kommt dergleichen doch nicht auf die Rechnung der ganzen Studentenſchaft. Ge- nug, daß die meiſten ſehr ſauber und ordentlich — in Abſicht des Trunkes ſind.
Ich wuͤnſchte, daß ich unſere Studenten in Abſicht der uͤbrigen jugendlichen Ausſchweifungen eben ſo ruͤhmen koͤnnte. Allein ich muß, um die Aufrichtigkeit nicht zu beleidigen, mit welcher ich meine und meiner Bekannten Haͤndel erzaͤhlen will, geſtehen, daß hier manches peccirt wird. Es giebt zwar keine Bordelle oͤffentlich in Halle: aber es giebt doch Loͤcher, worin der Auswurf des weiblichen Geſchlechts dem thieriſchen Wolluͤſtling mit ihrer halbfaulen Fleiſchmaſſe fuͤr ein geringes Geld zu Ge- bote ſteht. Doch muß ich gleich auch bekennen, daß die Zahl dieſer Loͤcher ſich ſeit einiger Zeit ſehr ver- mindert hat. Ich berichte alſo denen, welche ſonſt in Halle geweſen ſind, und den Buffkeller, die tiefe Demuth, das rothe Laͤppchen, den Korb und mehr dergleichen ſcheusliche Loͤcher gekannt haben, daß dieſe
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Mode; in Halle herrſcht in Abſicht des Trinkens
viel Decenz. Das Bier iſt hier nicht ſtark, und
wer ſich darin benebeln wollte, muͤſte eine gewaltige
Portion zu ſich nehmen. Brantewein wird noch we-
niger, oder vielmehr gar nicht getrunken. Wenn
daher ſchon dieſer oder jener ſich nun und dann den
Kopf ſchwer macht durchs kleine Glas, oder durch
Wein und Punſch, ſo kommt dergleichen doch nicht
auf die Rechnung der ganzen Studentenſchaft. Ge-
nug, daß die meiſten ſehr ſauber und ordentlich —
in Abſicht des Trunkes ſind.
Ich wuͤnſchte, daß ich unſere Studenten in
Abſicht der uͤbrigen jugendlichen Ausſchweifungen
eben ſo ruͤhmen koͤnnte. Allein ich muß, um die
Aufrichtigkeit nicht zu beleidigen, mit welcher ich
meine und meiner Bekannten Haͤndel erzaͤhlen will,
geſtehen, daß hier manches peccirt wird. Es giebt
zwar keine Bordelle oͤffentlich in Halle: aber es
giebt doch Loͤcher, worin der Auswurf des weiblichen
Geſchlechts dem thieriſchen Wolluͤſtling mit ihrer
halbfaulen Fleiſchmaſſe fuͤr ein geringes Geld zu Ge-
bote ſteht. Doch muß ich gleich auch bekennen, daß
die Zahl dieſer Loͤcher ſich ſeit einiger Zeit ſehr ver-
mindert hat. Ich berichte alſo denen, welche ſonſt
in Halle geweſen ſind, und den Buffkeller, die tiefe
Demuth, das rothe Laͤppchen, den Korb und mehr
dergleichen ſcheusliche Loͤcher gekannt haben, daß dieſe
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/122>, abgerufen am 25.11.2024.
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