Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.wanten einen Auftrag an ihn gegeben hatten. Der Ohngefähr um eilf Uhr verließen wir dieses lü- q) Zu Frankfurt am Main sind viele Bordelle; aber
keins ist öffentlich privilegirt. Der Magistrat schickt eben darum zuweilen die Häscher hin, welche visitiren, und die Mädchen wegbringen müssen: die Visitationen bleiben aber ohne Folgen, die zweibeinigen ausgenom- men: denn wie Juvenal sagt: - - Quis custodiet ipsos Custodes? - wanten einen Auftrag an ihn gegeben hatten. Der Ohngefaͤhr um eilf Uhr verließen wir dieſes luͤ- q) Zu Frankfurt am Main ſind viele Bordelle; aber
keins iſt oͤffentlich privilegirt. Der Magiſtrat ſchickt eben darum zuweilen die Haͤſcher hin, welche viſitiren, und die Maͤdchen wegbringen muͤſſen: die Viſitationen bleiben aber ohne Folgen, die zweibeinigen ausgenom- men: denn wie Juvenal ſagt: – – Quis cuſtodiet ipſos Cuſtodes? – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0078" n="64"/> wanten einen Auftrag an ihn gegeben hatten. Der<lb/> Menſch war froh, daß er mich ſah, und both ſich<lb/> an, mich auf den Abend in die Komoͤdie zu fuͤhren.<lb/> Mein Vater erlaubte es. Da ich dergleichen ſchon<lb/> mehr geſehen hatte, und ohnedies ein ſehr bekanntes<lb/> Stuͤck gegeben wurde; ſo bath ich meinen Fuͤhrer,<lb/> mir lieber ſonſt etwas Merkwuͤrdiges in dieſer ſchoͤnen<lb/> Stadt zu zeigen. Um meinen Vater hernach zu be-<lb/> ruhigen, verabredeten wir, ihm zu ſagen, daß wir<lb/> in der Komoͤdie geweſen waͤren. Geſagt, gethan!<lb/> Mein Landsmann nahm mich mit, und fuͤhrte mich —<lb/> ins Bordell, zur Madame <hi rendition="#g">Agricola</hi>. In mei-<lb/> nem Leben war ich noch in keinem Hauſe geweſen,<lb/> welches der Venus geweiht war: ich erſtaunte alſo<lb/> nicht wenig, als ich die zuͤgelloſeſte Wolluſt ſich hier<lb/> in ihrer abſcheulichſten Reizbarkeit entwickeln ſah.<lb/> Mein Kamerad machte ſich mit den Maͤdchen viel zu<lb/> ſchaffen; mich aber hinderte meine Bloͤtigkeit, zu<lb/> machen, wie man vielleicht erwartet.</p><lb/> <p>Ohngefaͤhr um eilf Uhr verließen wir dieſes luͤ-<lb/> ſterne Haus <note place="foot" n="q)"><p>Zu Frankfurt am Main ſind viele Bordelle; aber<lb/> keins iſt oͤffentlich privilegirt. Der Magiſtrat ſchickt<lb/> eben darum zuweilen die Haͤſcher hin, welche viſitiren,<lb/> und die Maͤdchen wegbringen muͤſſen: die Viſitationen<lb/> bleiben aber ohne Folgen, die zweibeinigen ausgenom-<lb/> men: denn wie Juvenal ſagt:</p><lb/><lg type="poem"><l>– – <hi rendition="#aq">Quis cuſtodiet ipſos<lb/> Cuſtodes?</hi> –</l></lg></note>. Ich machte meinem Vater eine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0078]
wanten einen Auftrag an ihn gegeben hatten. Der
Menſch war froh, daß er mich ſah, und both ſich
an, mich auf den Abend in die Komoͤdie zu fuͤhren.
Mein Vater erlaubte es. Da ich dergleichen ſchon
mehr geſehen hatte, und ohnedies ein ſehr bekanntes
Stuͤck gegeben wurde; ſo bath ich meinen Fuͤhrer,
mir lieber ſonſt etwas Merkwuͤrdiges in dieſer ſchoͤnen
Stadt zu zeigen. Um meinen Vater hernach zu be-
ruhigen, verabredeten wir, ihm zu ſagen, daß wir
in der Komoͤdie geweſen waͤren. Geſagt, gethan!
Mein Landsmann nahm mich mit, und fuͤhrte mich —
ins Bordell, zur Madame Agricola. In mei-
nem Leben war ich noch in keinem Hauſe geweſen,
welches der Venus geweiht war: ich erſtaunte alſo
nicht wenig, als ich die zuͤgelloſeſte Wolluſt ſich hier
in ihrer abſcheulichſten Reizbarkeit entwickeln ſah.
Mein Kamerad machte ſich mit den Maͤdchen viel zu
ſchaffen; mich aber hinderte meine Bloͤtigkeit, zu
machen, wie man vielleicht erwartet.
Ohngefaͤhr um eilf Uhr verließen wir dieſes luͤ-
ſterne Haus q). Ich machte meinem Vater eine
q) Zu Frankfurt am Main ſind viele Bordelle; aber
keins iſt oͤffentlich privilegirt. Der Magiſtrat ſchickt
eben darum zuweilen die Haͤſcher hin, welche viſitiren,
und die Maͤdchen wegbringen muͤſſen: die Viſitationen
bleiben aber ohne Folgen, die zweibeinigen ausgenom-
men: denn wie Juvenal ſagt:
– – Quis cuſtodiet ipſos
Cuſtodes? –
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